Episode: „Am Schlaf der Welt sägen die Verse“

Als Überraschungssieger erhielt der Dresdner Autor Durs Grünbein, 33 Jahre alt, den Georg-Büchner-Preis, die höchste Auszeichnung für Literatur in Deutschland. Grünbein, der sein erstes Buch kurz vor der Wende veröffentlichte, publizierte danach in rascher Folge rhythmische Dichtungen von starker Ausdruckskraft: „Grauzone morgens“, „Schädelbasislektion“ usf. Sein letztes Buch heißt: „Den teuren Toten“. Es geht um fiktive Grabinschriften, die in Kurzform und konzentrierter Sprache Romane von einfachen Menschen erzählen. Die Preisverleihung ist begleitet von einem heftigen Literaturstreit: Robustheit und Erfahrungsgehalt oder Feinsinn und traditionelle Poesie? Der mitteldeutsche Vers-Mafioso Grünbein steht auf der Seite der Robustheit.

Erstausstrahlung am 04.12.1995