Episode: Bevor der Mensch die Schrift erfand

Die frĂŒhesten Spuren unserer Vorfahren, die die PrĂ€historiker und ArchĂ€ologen fanden, stammen aus der Zeit vor 7 Millionen Jahren. Eine gewaltige Zeitspanne reicht bis zur Erfindung der Schrift in den frĂŒhen Hochzivilisationen am Nil, in Mesopotamien, am Indus und in China. Wir aktuellen Menschen tragen diese Geschichte in uns. Wir sind „Kinder des Prometheus“. Auch wenn es sich um eine fĂŒr uns schwer vorstellbare Zeitspanne handelt, findet die Entwicklung in markanten SprĂŒngen statt. Einer dieser SprĂŒnge ist gekennzeichnet durch die Erfindung des Feuers. Unsere Vorfahren konnten dadurch nicht nur Speisen fĂŒr den Magen vertrĂ€glicher machen, als kochen, sie durch RĂ€uchern haltbar machen, sondern das Feuer erleuchtet erstmals die NĂ€chte, um das Feuer herum beginnt das ErzĂ€hlen. Die Höhlenmalereien werden spĂ€ter zu ersten SchĂŒben der Hochkunst. Die frĂŒhen Menschen gehen dazu ĂŒber, ihre Toten zu begraben, beschĂ€ftigen sich mit dem Jenseits. Es entstehen VersammlungsplĂ€tze fĂŒr Ritualfeste. Kooperation und Gruppenbildung sind Errungenschaften, die spĂ€ter Sesshaftigkeit und kulturelle KomplexitĂ€t nach sich ziehen. Erste Maschinen wie die Speerschleuder, kooperative Jagdpraktiken, Domestizierung von Tieren, z.B. des Ur-Hunds, der Schafe und des Rinds bilden Stationen. Im gesamten Zeitraum ist die Entwicklung des Homo sapiens, von dem wir abstammen, und der wiederum vom Homo erectus sich ableitet, charakterisiert durch eine enge Verbindung zwischen Hand und Gehirn. Der aufrechte Gang setzte die HĂ€nde frei. Sie sind kĂŒnftig dazu da, sich im Fluchtfall zĂ€rtlich in die Mutter einzukrallen, sie werden zur Arbeit tauglich: Die Fingerspitzen sind so individuell wie das, was in den Köpfen der Menschen sich abspielt. In der Sage vom Prometheus und dessen schusseligen Bruder Epimetheus berichten die Mythen davon, dass alle Tiere und Naturwesen spezielle Eigenschaften erhielten. Nur der Mensch wurde vergessen. Er wird geboren als MĂ€ngelwesen, ohne Raubtiergebiss, nackt und fĂŒr den Überlebenskampf weniger geeignet als viele andere Tiere. Aus diesem Mangel heraus entwickelten sich seine Eigenschaften. Sie sind reich. Die Anker dieser Errungenschaften liegen weit zurĂŒck in den Zeiten, in denen es noch keine Schrift und somit keine Chroniken gab. Prof. Dr. Hermann Parzinger hat in seinem Buch DIE KINDER DES PROMETHEUS diese lange Periode der menschlichen Evolution auf etwa 900 Seiten beschrieben. Ein Standardwerk. Hermann Parzinger ist zugleich Chef der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, einer Behörde von 2.000 Mitarbeitern, die u.a. fĂŒr das kĂŒnftige Humboldt-Forum in der Mitte Berlins verantwortlich sein wird. Begegnung mit Hermann Parzinger, aber auch der fesselnden Geschichte unserer unmittelbaren Vorfahren.

Erstausstrahlung am 14.01.2015