Im Herzen Europas gelegen ist die Schweiz dennoch kein Mitglied der EuropĂ€ischen Union. Seit mehr als 200 Jahren blieb sie in den Konflikten Europas neutral. Dieses aus Kantonen zusammengesetzte Gemeinwesen entwickelte seine EigentĂŒmlichkeiten im Rahmen, aber auch im Gegensatz zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Einige QualitĂ€ten, die gerade die ModernitĂ€t der Schweiz ausmachen, haben ihre Wurzel in sehr alten politischen Formationen: das Konkordanzprinzip, das Selbstbewusstsein, die Mitbestimmung von unten nach oben und die weltweite Vernetzung. Noch immer gilt: “Schwache Regierung, starke VerbĂ€nde”. Die Schlacht von Sempach 1386 besiegelte die UnabhĂ€ngigkeit des BĂŒndnissystems der Eidgenossen. EndgĂŒltig ein Bundesstaat und eine geschlossene Einheit wurde die Schweiz erst durch Napoleon und durch die Schweizerische Reform von 1848. Die Nationalstaaten Europas entstanden in ihrer Mehrheit aus Monarchien. Der Begriff des Staates funktionierte von oben nach unten ĂŒber Beamte, Finanzen und MilitĂ€rs. Drei Gemeinwesen heben sich davon ab und brauchten spĂ€ter keine Revolutionen, um zu “res publica” zu werden: die Republik Venedig, die Vereinten Niederlande (mit dem Freiheitskampf gegen Spanien) und die Eidgenossenschaft. Ein solches Laboratorium einer weltlĂ€ufigen Sonderentwicklung mit starken KontinuitĂ€ten zu den frĂŒhen StĂ€dten und Genossenschaften des Mittelalters lohnt sich zu studieren, gerade in einem Europa der Krisen. Prof. Dr. Thomas Maissen, Schweizer Historiker an der UniversitĂ€t Heidelberg, ĂŒber seine kompakte Geschichte der Schweiz und sein spannendes Buch ĂŒber die GEBURT DER REPUBLIK.