Episode: Die Fratze des Barbaren

Der letzte der NĂŒrnberger Kriegsverbrecher Prozesse hatte den Namen “OKW-Prozess” und richtete sich gegen hohe deutsche MilitĂ€rs. Stellvertretend fĂŒr das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) und die Elite des deutschen MilitĂ€rs wurden angeklagt: Feldmarschall Wilhelm Ritter von Leeb, die PanzergenerĂ€le Hoth und Reinhardt, der GeneralstĂ€bler Warlimont, sowie verschiedene Front- und Etappenbefehlshaber. Es war eindeutig, dass unter dem Verantwortungsbereich dieser GenerĂ€le Kriegsverbrechen begangen worden waren, sagt der Historiker Jörg Friedrich, verwirrend aber fĂŒr die Richter und Prozessbeobachter war zugleich, dass niemand den Angeklagten, wenn man ihre Erscheinung ansah, diese Verbrechen zutraute. Wo liegt der Punkt, an dem zivilisierte Menschen dennoch zu “Instrumenten der Vernichtungswut” werden? Der Prozess enthĂŒllte keine “Fratze des Barbaren”, sondern beleuchtete voll den Umschlag von militĂ€rischer SchwĂ€che in BrutalitĂ€t, wie sie fĂŒr den Krieg charakteristisch ist.

Erstausstrahlung am 03.11.1996