Georg Mascolo, frĂŒher Chefredakteur des SPIEGEL, leitet inzwischen den Recherche-Verbund NDR, WDR und SĂDDEUTSCHE ZEITUNG, dem die Ăffentlichkeit einen positiven Schub an investigativem Journalismus verdankt. Wie arbeitet dieser Verbund? Wie lĂ€sst sich aktiver Journalismus in der unĂŒbersichtlichen Krisenwelt des 21. Jahrhunderts intensivieren? Dass es Terror und SelbstmordattentĂ€ter gibt, ist, seit den AnfĂ€ngen in Ceylon in den 80er Jahren bei den Tamil Tigers, ja seit der Zeit der KreuzzĂŒge, in denen die Assassinen als Mörder auftraten, nicht neu. Dass selbstmörderischer Terror dieser Art aber als MassenphĂ€nomen und unter Beteiligung junger EuropĂ€er stattfindet, und Ziele wie in Paris am 13. November 2015 und in BrĂŒssel im MĂ€rz sucht, ist dagegen eine bestĂŒrzende neue Erfahrung. Ăhnliches gilt fĂŒr Konfliktherde wie in Zentralafrika, der Ost-Ukraine und im Nahen Osten und fĂŒr die Fluchtbewegungen nicht nur in Europa, sondern fast ĂŒberall in der Welt. Das 21. Jahrhundert erweist sich als eine Zeit der UnĂŒbersichtlichkeit. Auf diesem Hintergrund sind investigative Recherchen, die z.B. die groteske bĂŒrokratische Struktur des Islamischen Staates aufdeckten, von gröĂter Bedeutung. Ebenso wie Untersuchungen zu einem No-Spy-Abkommen zwischen den U.S.A. und der Bundesrepublik. Andere Nachrichten handeln davon, dass deutsche Waffen in Kurdistan auf dem freien Markt auftauchen. Zu den gefĂ€hrlichsten Krisen gehören die Konfliktfelder auf der Welt, an denen unmittelbare Kriegsgefahr besteht, falls eine der Parteien ausrastet. Als erfahrener Journalist betont Georg Mascolo wie schwer es ist, Voraussagen zu machen. Die RealitĂ€ten in unserer Welt sind stets fĂŒr Ăberraschungen gut. Umso grĂŒndlicher muss recherchiert werden. Ein Haupteindruck unserer Welt geht von deren Beschleunigung aus. Georg Mascolo rĂ€t, diese Beschleunigung zumindest bei der Publikation von Urteilen nicht zusĂ€tzlich anzutreiben, sondern sich gerade hier auf der Ebene der Einordnung und der Meinung zurĂŒckzuhalten. “Facts should sit again in the driver’s seat.” Wir treffen Georg Mascolo auf der MĂŒnchner Sicherheitskonferenz 2016.
Erstausstrahlung am 04.05.2016