Immanuel Kant hat den Verlauf der Französischen Revolution mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Ihr Scheitern im Terreur, was die Menschenrechte und den Freiheitsbegriff betrifft, und ihr politisches Ende nach dem Thermidor hat er als extreme kritische Herausforderung verstanden. Zugleich sagt er, dass ein elementarer Aufbruch zur Freiheit hin, auch wenn er zunächst scheitert, in der Geschichte der Menschen ein untrügliches Zeichen setzt. Das Politische hat ein Nachleben. Es wiederholt sich, nicht wie Marx sagt als Groteske, sondern dadurch, dass es beim zweiten oder siebten Mal sich glücklich verwirklicht. Die Philosophie von Georges Didi-Huberman stellt die Ausdrucksweisen der Künste und der Moderne in den Zusammenhang dieser Perspektive der “permanenten Aufklärung”. Vieles in Programmen und Texten der Aufklärung erweist sich unter den bitteren Erfahrungen des 20. Jahrhunderts als Phrase. Georges Didi-Huberman nimmt den Schlusssatz in der ersten Ausgabe der DIALEKTIK DER AUFKLÄRUNG: (fortzusetzen), wörtlich. Sein letztes, in Deutschland noch nicht erschienenes Werk handelt von den Waffen des Geistes und der Waffe der Tränen. Besuch bei Georges Didi-Huberman in Paris.
Erstausstrahlung am 04.07.2016