Rätselhafte Vorgänge im Vatikan

Der ungarische Journalist und Erfolgsautor Georg Engel untersucht in seinem Buch “Der Biss des grauen Wolfs” die Kampfzeit zwischen Vatikan und KGB, wie sie sich vor dem Zusammenbruch der UDSSR abspielte. In diesem Zusammenhang geht es auch um den Tod des Papstes Johannes Paul I., der 33 Tage nach seinem Amtsantritt auf rätselhafte Weise starb. War es Mord? Unfall? Der Titel “Der Biss des grauen Wolfs” bezieht sich auf das Attentat des Ali Acjan gegen den Papst Johannes Paul den II. Ali Acjan stand nicht nur in Beziehung zu östlichen Geheimdiensten, sondern war auch Mitglied der nationalistischen Terrorgruppe der “Grauen Wölfe” in der Türkei. Begegnung mit dem Erfolgsautor Georg Engel.

Der Deutschen liebster Kaiser

Friedrich II. von Staufen, der Erbe Barbarossas war römischer Kaiser deutscher Nation und König von Jerusalem. Der Papst erklärte ihn zum Anti-Christ. Man versteht diesen mächtigen Kaiser, der keinen Nachfolger seines Formates hatte, am besten, wenn man ihn aus dem Geiste des Mittelmeers und nicht als deutschen Nationalgeist deutet. Nach seinem Tode brach das Stauferreich zusammen.

Dr. Olaf Rader von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften widmete dem Kaiser ein faszinierendes Buch.

Die tödliche Umarmung

Kardinal-Staatssekretär Carlo Carrà, genannt die “Graue Eminenz”, ist zuständig für die Geheimdienste des Vatikans. Ein besonderes Interesse gilt den Konstellationen der Planeten und Sternenhäuser, die Glück und Unglück signalisieren. Diese Zeichen des Himmels sind ältesten Charakters, ihre Deutung zum großen Teil heidnisch. Die Auseinandersetzung des Vatikans mit den Folgerungen von Galileo Galilei ist deshalb ein Nebenschauplatz gemessen an der Deutung der Zeichen des Himmels. Hierbei ist der Kampf des Herakles (= Ruhm der Hera, einer Muttergöttin) mit dem nemeischen Löwen von besonderem Interesse. Peter Berling als Kardinal-Staatssekretär Carlo Carrà.

Henker Gottes

Inquisition und Hexenverbrennung sind keine Erfindung des Mittelalters, sondern eine Errungenschaft der Neuzeit. Wie man Hexen überführt, die Arbeit von Dämonen entdeckt und den Teufel zähmt – das ist eine Geheimwissenschaft, die die Kenntnis der lateinischen Sprache und eine langjährige Berufspraxis erfordert. Ein Problem liegt darin, dass der “Teufel als Henker Gottes” sozusagen auch in dessen Auftrag handelt. Die Verfolgung des Teufels (oder Luzifers), dessen Existenz die Inquisition notwendig macht, stellt den Inquisitor vor schwierige Fragen der Abwägung. Man kann nicht einfach gegen den Teufel sein. Dodo von Coslar-Grandville, in Spanien bekannt als Helion von Calatrava und in Deutschland als Dr. Fulke-Sperberseck, berichtet mit vielen Details. Peter Berling in diesen Rollen.

Etwas haben, worauf das Herz ganz vertraut

Unter Heinrich VIII., der von seinen acht Frauen zwei durch das Beil umbringen ließ, erlebte England seine Reformation: die Klöster zugunsten der Krone enteignet, Loslösung von Rom, “Brexit Englands in Glaubensfragen”. Für die Reformation in Deutschland war der König ein Verbündeter. Er schrieb aber auch ein Pamphlet in lateinischer Sprache gegen Einzelpunkte des lutherschen Bekenntnisses. Als junger Mann galt Heinrich VIII als hübsch, etwas platte Nase, rank, schlank und wendig. Als alter Mann war er verschrien als der “Nero Englands” (Melanchthon), unmäßig fett, Diabetiker, unheilbare Wunde am Bein, die stank, ein Vielfresser, der sich nicht mehr bewegen konnte. Die letzte Ölung versäumte er, weil er vorher noch ein Schläfchen halten wollte. Einen rechten Frieden mit Gott hat er nicht geschlossen. Der Reformator Martin Luther reiste in der Zeit vor seinem Tod in seine Geburtsstadt Eisleben. Immer schon saß ihm der Satan im Gedärm. Das alles drückte auf sein Herz: am Ende Herzinfarkt. Seine Getreuen waren um ihn, auch um als Zeugen den katholischen Gerüchten entgegenzutreten, der Teufel habe zuletzt den Reformator geholt. Letzte Worte lagen als handschriftliche Notiz Luthers in seinem Zimmer. Sie zeigen sein tiefes Vertrauen in seinen Glauben. Ein Mensch muss etwas haben, “worauf das Herz ganz vertraut”. Die so verschiedenen Todesstunden des englischen Königs, eines Reformators und Martin Luthers, eines Reformators von ganz anderem Format, hat die Historikerin Sabine Appel eindrucksvoll gegenübergestellt. Es sind zwei Tode von unterschiedlicher Würde.

Segne Gott und stirb!

Das Übersetzen und Kommentieren ist neben der Dramatik, Epik und Lyrik eine der wichtigsten Genres der Literatur. Gerade bei der Übersetzung wird deutlich, wie reich das in den Worten Festgehaltene ausdeutbar ist. Prof. Dr. Klaus Reichert, Autor und Übersetzer, Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, über Fragen der Übersetzung im Ersten Buch Genesis, im Hohe Lied Salomo, im Buch Hiob und in anderen Büchern. Den ersten Satz des alten Testaments kann man z.B. übersetzen mit: “Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde”; man kann aber auch übersetzen: “Die Welt schuf Gott in seinem Kopf (nach seinem Buch)”.

Ein Gott für hoffnungslose Fälle

In der Spätantike kämpfen alte und neue Religionen um die Macht. Die Krise der Imperien, Vertrauensverlust der Menschen und direkte Not sind die Quellen gewaltiger fundamentalistischer Energien. Religionen entscheiden über den Sieg im Bürgerkrieg. Kaiser Konstantin der Große (* um 280, ╣ 22. Mai 337) lässt auf die Standarten seiner Legionen das Zeichen Christi setzen und gewinnt eine Entscheidungsschlacht. Die Autorität des Glaubens tritt gleichrangig neben die Autorität des Reichs.
Der Historiker Prof. Dr. Pedro Barceló berichtet.

Die Pilgerfahrt zum unsichtbaren Gott

Dr. Notker Wolf ist Abt Primas der Benediktiner. Er promovierte über das zyklische Weltbild der Stoa, jener antiken Philosophenschule, zu deren Idealen die “Ataraxia”, die “Unerschütterliche Ruhe”, zählte. Das neueste Buch des Abt Primas handelt von der “peregrinatio”, der Pilgerfahrt. Der notwendige Gegenpol zu dieser Wanderung ist die “statio”, die innere Sammlung an festem Ort. Der Wahlspruch der Benediktiner wird oft unvollständig zitiert. Er lautet: ora et labora et lege. Bete, arbeite und lies! Begegnung mit Abt Primas Dr. Notker Wolf.

Ich empfange die Energien dieser Welt

Dipl.-Ing. Adelheit Rosenkranz, von Beruf Gartenbauarchitektin, ist Geomantin. Im antiken Griechenland bezeichnete das Wort GEOS die Erde, MANTIS den Seher, die hermetische Erfahrung. Das Arbeitswerkzeug von Adelheit Rosenkranz ist der Oreonstab. Er ist fähig, Störzonen nicht nur zu lokalisieren, sondern auch zu “durchleuchten”. Es geht um kosmische Zusammenhänge im Großen, die Rückwirkung haben auf die feinstofflichen Struktur im Kleinen, wie es der Gott Hermes, Trismegistos, schon die alten Ägypter lehrte. Diplompsychologin Dagmar Steurer befragt die Diplomingenieurin Adelheid Rosenkranz.

Wagner als Buddhist

Manfred Osten, Legationsrat I. Klasse im Auswärtigen Dienst und langjähriger Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Fernost, ist ein Kenner des Buddhismus. Außerdem kennt er Richard Wagners Werk. Er analysiert fundiert den “geheimen Wagner”, dessen musikalischen und literarischen Texte eine Unterströmung haben, die weder christlich noch abendländisch-heidnisch gedeutet werden kann: sie ist buddhistisch. Die Wurzeln hiervon führen zum “geheimen Schopenhauer”. Nietzsches feindselige Essays gegen Wagner entsprechen der Opposition eines Anhängers der Feuer-Religion Zarathustras gegen die Geheimlehre Buddhas. Dies erklärt die verblüffende Popularität Richard Wagners in Fernost.

Ein informatives und unterhaltendes Magazin über Wagner als Buddhist. Aufgenommen während der Bayreuther Festspiele 1993.

Japans Götterwelt

Die Welt Japans wurde von einem Ur-Götterpaar geschaffen: Izanagi und Izamani. Die Göttin Izamani stirbt bei der Geburt eines Feuergottes. Ihr göttlicher Gefährte will sie aus der Unterwelt zurückholen. Das misslingt, weil er sich nach ihr umsieht. Von diesen Göttern stammen die japanischen Kaiser in direkter Linie ab. Der japanische Dozent und Lektor Takeshi Yamamori über die ältesten Mythen seines Landes.

Black Atlantic

Die Menschen, die als Sklaven aus Afrika in die Karibik und nach Brasilien kamen und deren Nachfahren haben dort Religionen entwickelt, die bis in die Moderne eine ungebrochene Vitalität und Vielfalt zeigen. Es sind Religionen der Revolte. Sie sind “synkretistisch”, das heißt sie verknüpfen Vorstellungen und Praktiken verschiedener Herkunft zu einer neuen Religion (“Patchwork”). Dr. Astrid Reuter hat Voodoo (aus Haiti), Candomblé (in Brasilien) und andere Religionen untersucht und darüber geschrieben. In Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftskolleg zu Berlin.

Montezumas Rache

Mit einer Geschwindigkeit von 40 englische Meile pro Generation sind Völker, die später die amerikanischen Ureinwohner wurden, aus Asien über die Beringstraße nach Süden gewandert. Sie bildeten dort, lange vor Kolumbus noch zerbrachen. Den Rest übernahmen die Europäer. Bei ihrem Eroberungszug halfen ihnen die Waffen und die Mission. Patricio Guzman hat in einem aufwendigen und großangelegten Film diese 1. Begegnung zwischen den Europäern und den Urvölkern Amerikas beschrieben. Er sagt: Bei der Bekehrung der Indios und dem Erlernen des Alphabets haben die christlichen Priester, um rascher voranzukommen, auch die heidnischen Symbole verwendet. Das Christentum Lateinamerikas ist häretisch: “ein heidnisch-katholischer Zwitter”, von außerordentlicher, spiritueller Kraft. Der “Gott der Heiden” in Lateinamerika

Der gefährlichste Gott ist Blind

Das Volk der Nenetz umfasst 30.000 Menschen und lebt auf einer Halbinsel Sibiriens, hoch im Norden. Es handelt sich um Nomaden. Eine Nenetz-Frau, Enkelin eines Schamanen, ist Filmemacherin geworden. Sie lebt mit einem finnischen Filmemacher zusammen. Beide veröffentlichten jetzt einen eindrucksstarken Film über die Mythen und Lieder dieser Nomaden. Der Film beschreibt auch die Reibungen, die ein so altes Volk im 20. Jahrhundert in der realsozialistischen Welt erlebt hat. Die Mythen berichten von sieben Himmeln und sieben Abgründen. DER GEFÄHRLICHSTE GOTT IST BLIND und taub und durch Gebete nicht zu erreichen. Eine Reihe der authentischen Aussagen dieses Nomadenvolkes deckt sich mit ältesten Geheimlehren Babylons, Tibets und Indiens.

1.000 Jahre Ba’al Shem

Es ist überliefert, wie Rabbi Löw in Prag aus seiner Kenntnis der Heiligen Buchstaben, aus denen alle Materie und alles Leben geschaffen sind, den Golem schuf. Dieselben Buchstaben, aus denen alles entstanden ist, können auch die Dinge verwandeln und beherrschen die Gesundheit. Über 1000 Jahre hin gibt es, ausgehend von Worms, Speyer und Köln, die sogenannten Ba‘al Shem, Magier, Wunderheiler und Ärzte. Es gibt sie auch später im jüdischen Osten. Die letzten Autoritäten dieses Berufsstandes, mit starker Nachfrage aus den USA, finden sich im 19. Jahrhundert inmitten Deutschlands. Diese Meister sind theologisch gebildet.

Von einigen dieser Magier sind Legenden überliefert, dass sie auf wunderbare Weise Entfernungen überbrücken, Phantasmagorien (wie Filme) und Festmähler herbeirufen. Vor Kaisern bewirken sie Wunder. Alles dies aus Kenntnis der Gotteszeichen. Sie arbeiten, was die Heilung von Krankheiten betrifft, nur begleitend mit den Mitteln der Natur, wie sie Paracelsus anwendet. In einigen dieser Überlieferungen zeigt sich, wie die Legende vom Dr. Faustus mit der Geschichte der Ba‘al Shem und der Magier korrespondiert. Vermutlich sind viele Details des Ur-Faust von Berichten der Ba‘al Shem abgeleitet.

Der Judaist und Religionswissenschaftler Karl Erich Grözinger entwirft ein überraschendes Bild von der Praxis jüdischer Magier und Volksärzte über die Jahrhunderte hinweg. Sie verfügten über starke Autorität.
Begegnung mit Karl Erich Grözinger.

Das Geheimnis des Dunklen Alpha

In der Zeit vor der Woche, in der Gott die Welt erschuf, “spielte” er mit heiligen Buchstaben. Sie sind zugleich Zahlen. Zeichen, die die Welt regieren. Das ist das Thema der ältesten Quelle der Kabbala, des kleinen Buches Sefer Jetzira, das aus der Antike stammt und im 10. JH nach Christus bekannt wurde. Zu den Geheimnissen gehört dabei die Konstitution der Zahlen von Eins bis Zehn. Eine wichtige Frage betrifft die Lücke zwischen den 22 Buchstaben des alttestamentarischen Alphabets und der heiligen Zahl Siebenundzwanzig. Es geht dabei auch um die “Suche nach dem verlorenen Buchstaben” und um die Bedeutung des Dunklen Alpha. Die Zahl Eins und der erste Buchstabe des Alphabets Aleph oder Alpha sind doppelbödig. Zu ihnen gehört ein Schattenbuchstabe, von dem das Überleben abhängen kann. Professor Wilhelm Schmidt-Biggemann, FU Berlin, hat in seinem großen Standardwerk über die Kabbala im 15. und 16. Jahrhundert diese Fragen untersucht. Er schlägt den Bogen von der Negativen Theologie zu den Systemen von Leibniz. Leibniz erfand die Notation von Daten durch Verwendung von Null und Eins und damit die Grundlage der Digitalität. Wilhelm Schmidt-Biggemanns Gedankenweg gehen bis zur Unschärferelation und den Algorithmen von Silicon Valley, in denen, wie er sagt, verblüffende Wiederaufnahmen von Fragmenten platonischen Denkens enthalten sind. Begegnung mit dem Philosophen und Hochschullehrer Wilhelm Schmidt-Biggemann.

Dem Weltenrätsel auf der Spur

Die Bilder Nikolai Roerichs gehören zu den raren, kostbaren und hochdotierten Objekten auf den Auktionen der Welt. Dieser Maler war aber zugleich (gemeinsam mit seiner Frau, einer Urenkelin des Generals Kutusow) ein Religionsgründer und Guru, zu dessen Anhängern der spätere U.S.-Vizepräsident Henry Wallace, aber auch der stellvertretende Chef des russischen Geheimdienstes, zählte.

Auf dem Dach der Welt (zwischen Tibet, dem Pamir und den Ebenen der Mongolei) suchte Roerich mit wechselnden Verbündeten und zwischen den Großmächten ein spirituelles Reich zu errichten. Der Name dieses Reichs Shambala ist identisch mit dem Wort Shangri-La. Der Privatsitz Roosevelts, Camp David, hieß ursprünglich Shangrila.

Wie Hochkunst, Geheimlehren in der Nachfolge der Madame Blavatsky und Realpolitik auf rätselhafte Weise zusammenfinden, beschreibt Ernst von Waldenfels in seiner Lebensbeschreibung von Nicolai Roerich.

Mahomets Gesang

Was bewegte Goethe zu seinem Gedicht MAHOMET? Goethe befasste sich intensiv mit dem Brückenschlag zum Orient. Ohne die Wissenschaft und die Poetik des Ostens, behauptete er, bliebe Europa barbarisch. Über diese ungewöhnliche Zuwendung Goethes berichtet Dr. Manfred Osten, Generalsekretär der Alexander-von-Humboldt-Stiftung.

ABC des Islam

Mohamed Arkoun, Sorbonne Paris, gilt international als einer der bedeutendsten Islamwissenschaftler. In seinem Standardwerk DER ISLAM beschreibt er, warum die Entmachtung kriegerischer Religionen historisch nicht gelang. Es genügt nicht, Voltaire und die globale Marktgesellschaft entgegenzusetzen. Die moderne, weltliche Zivilisation des Westens, sagt Mohamed Arkoun, führt sich selbst wie eine Religion auf, wenn sie anfängt “gerechte Kriege” zu führen.

“Der Maharal von Prag”

Der berühmte Rabi Loew, der wegen seines hohen Ranges als Magier “Maharal von Prag” genannt wurde, hat bekanntlich einen Golem geschaffen. Dieses Wesen aus Lehm geschaffen, beseelt, jedoch ohne Sprachen, entspricht dm Zustand Adams in der zweiten Stunde des Schöpfungstages. Der Golem sollte die jüdische Gemeinde schützen. Als der Riese der Kontrolle zu entgleiten drohte, gelang es dem Maharal ihn still zu stellen. News & Stories zeigt eine TV-Uraufführung: “Der Golem” von Gary Lucas und Walter Horn. Die beiden Avantgarde-Pop- Komponisten aus Syracuse/USA haben eine eindrucksstarke Musik geschaffen, die sie live vorführen. In Ergänzung hierzu zeigt das Magazin Ausschnitte aus der unbekannten Oper von Eugen D Albert “Der Golem”. Ein Musikmagazin in Zusammenarbeit mit Art Projekt, Gary Lucas und Walter Horn.

Als die Himmel noch miteinander sprachen

Die Jenaer Vorlesungen des renommierten Judaisten Prof. Dr. Peter Schäfer, Universität Princeton und Freie Universität Berlin, kehren die übliche Annahme: erst Judentum, dann Christentum um die Achse. Die babylonischen und die palästinensischen Rabbinen (parallel dazu die frühen Gemeinden des Koran) antworteten auf die Theologie des Christentums. Aus ihnen bildete sich eine theologisch oft überlegene, eigene Theologie des Judentums heraus. Solche Geschichtsschreibung und Gegengeschichtsschreibung rekonstruiert einen lebendigen Disput in der Antike, der länger als 300 Jahre währte und die inzwischen verfestigten Religionen in einer offenen Auseinandersetzung zeigt.

Geheime Evangelien in der Spätantik

Die Spätantike bringt eine Flut religiöser Texte -Verkündigungen, Evangelien, religiöse Romane – , die sämtlich mit den vier kanonischen Testamenten der Heiligen Schrift konkurrieren. In diesen “verborgenen Texten” (Apokryphen) findet sich oft eine starke spirituelle Substanz. Die Texte befriedigen aber gleichzeitig ein Unterhaltungsbedürfnis der Leser, das sich auf religiöse Botschaften und Geheimnisse richtet. Der Theologe und Kirchenhistoriker Prof. Dr. Markschies ist Herausgeber der Gesamtausgabe dieser Apokryphen: ein Mammutwerk.

Engel sind die Boten Gottes

Viele Menschen, die in Not sind, bezweifeln nicht, dass es Schutzengel gibt. Engel sind aber nicht primär für uns Menschen da, sondern sie sind Boten Gottes. Sie sind spirituelle Wesen, welche die Schranke zwischen irdischem Leben und göttlicher Sphäre durchschreiten. Es wäre doktrinär, wenn einer sagt, dass er im Einzelnen beschreiben könnte, was Engel sind. Ebenso doktrinär ist es aber, ihre Wirkung zu leugnen. Das Bild der Engel unterliegt ebenso wie das Bild Gottes in den 6.000 Jahren, aus denen wir Überlieferungen besitzen, einer Evolution. Engel (und Dämonen) gibt es schon in Babylonien und Ägypten. Sie sind verschieden und doch verwandt mit den spirituellen Wesen, von denen das Alte Testament, der Talmud, die Spätantike und das Mittelalter berichten. Eine moderne Deutung der Engel findet sich bei dem Theologen Karl Barth und dem französischen Autor Michel Serres. Nach der Überlieferung gibt es 9 Sphären, Ränge und Chöre der Engel. Gott verleiht, so die Überlieferung, ihnen Macht durch seinen Namen. So verfügt der mächtigste der Engel, genannt Metatron, über 70 Namen Gottes und eine große Vielfalt. Die höchsten Engel bestehen aus Feuer. Ihre Zungen brennen. Das Feuer reinigt sie, daher verkünden sie die Wahrheit. Es gibt Engel mit 1.000 Augen. Was geschieht, wenn ein Engel seine Aufgabe erfüllt hat? Verliert er seine Gestalt? Was bedeutet, dass sie in 7 Himmeln sich bewegen? Ein gelehrter Mönch, genannt Pseudo-Dionysios, hat die reichhaltigste Beschreibung von Engeln niedergeschrieben. Auch die gestürzten Engel werden zu verschiedenen Zeiten verschieden charakterisiert. Satan ist ursprünglich ein rechtskundiger Helfer Gottes, sozusagen dessen Chef-Ankläger. Später sieht man ihn im Feuersumpf. Es gibt aber auch Beschreibungen des Engels Luzifer, der mit seinem gesamten Leib in einem Eis-See festgehalten wird. Prof. Dr. Johann Evangelist Hafner und Prof. Dr. Karl Erich Grözinger sind Experten für die Geschichtsschreibung der Engel. Sie berichten. Beide haben gründliche Publikationen vorgelegt, J.E. Hafner eine Angelologie, K.E. Grözinger die einzigartige mehrbändige Publikation “Jüdisches Denken”. Doppelprogramm. Länge 90 Minuten.

Zwischen Mithras-Kult und Christentum

Nach dem Tode Jesu breitete sich das Christentum rasant über den Erdkreis aus. Ähnlich wie heute in den USA war dies eine Zeit der Neugeburt mächtiger und bildstarker Religiosität. Gegen starke Rivalen setze sich das Christentum am Ende durch.

Der Historiker Prof. Dr. Christoph Markschies, Rektor der Humboldt- Universität Berlin berichtet.

Glaube in der modernen Welt

In der Antike koexistierten die verschiedensten Glaubensrichtungen und Religionen nebeneinander in großer Toleranz. Das änderte sich als das Christentum zur Staatsreligion im Römischen Reich wurde und sich wenig später die Reiche des Islam ausbreiteten. Heute, in der globalen Welt, beobachtet man sowohl eine Verhärtung von Glaubensfronten wie auch das Aufkommen der verschiedenartigsten lokalen Religionen. Einige dieser Gemeinden in den U.S.A. und in Lateinamerika besitzen starke Anhängerschaften. Dabei gibt es dort lokal entstandene Glaubensgemeinschaften, die sich anschließend an ganz anderen Orten der Welt, z.B. in der Ukraine, ausbreiten.
Der Religionssoziologe Prof. Dr. José Casanova, Georgetown University in Washington, ist einer der bedeutendsten Experten für die Fragen zu Religionen, der Säkularisierung, des Verhältnisses von Staat und Glaubensgemeinschaften und für die Geschichte der Glaubensrichtungen. Man wird, sagt er, den Eigensinn und die Eigenschaften des Glaubens in der modernen Welt nur verstehen, wenn man die Fragen sowohl global wie auch lokal beobachtet. “All religions are local”. “Religion ist global”.

Am Puls der Reformation

Die moderne Forschung hat das Schwarz-Weiß-Bild von der Reformation, wie es im 19. Jahrhundert gemalt wurde, stark verändert. Auch vor der Wende von 1517 existierte auf beiden Seiten, die einander nach der Reformation gegenüberstanden, eine starke spirituelle Vielfalt. Tradition und Umbruch erweisen sich als stärker verschränkt, als es der bisherigen Darstellung entspricht. Auch Luther verhielt sich anfangs dialogisch. Einige der ihm zugeschriebenen apodiktischen Handlungen und Worte, z. B. der Thesenanschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg und das ihm zugeschriebene Wort auf dem Reichstag: “Hier stehe ich, ich kann nicht anders!” sind keineswegs verbürgt. In zwei Jahren werden die Medien der 500. Wiederkehr der Reformation gedenken. Das Bild, das Luther, Calvin, die Marburger Religionsgespräche und der provisorische Religionsfrieden von 1555 zeigen, wird dadurch, dass es sich als differenzierter erweist, für uns und die Gegenwart umso interessanter. Prof. Dr. Volker Leppin, evangelischer Theologe und Kirchengeschichtler, über das Auseinanderdriften der Christenheit vor 498 Jahren.

Was wir von Gott nicht wissen können

Die großen Theologen und Magister der Dominikanerschule in Köln und der Universität Paris, Albertus Magnus und Thomas von Aquin, standen durch die arabische Überlieferung des Aristoteles in naher Verbindung mit dem bedeutendsten jüdischen Magister und Rabbi Moses Maimonides. Der kam als Kind aus Cordoba und lehrte zuletzt in einer Vorstadt von Kairo. Er war Arzt, Astronom, Philosoph und vor allem Theologe. Er lehrte eine sogenannte negative Theologie: es ist wichtig zu wissen, was wir über Gott nicht wissen können. Das enthält die Fragestellung des Sokrates ebenso wie es die Überlieferungen des Alten Testaments und der Mischna kommentiert. Die Rezeption von Maimonides im arabischen und westeuropäischen Raum ist das Thema von Privatdozent Dr. Görge Hasseloff. Er schrieb selbst ein scholastisches Werk, dessen in die Tiefe ragenden Anmerkungen ebenso viel Platz einnehmen wie der führende Text. Es ergibt sich das Bild einer reichen Kommunikation des Denkens im Hochmittelalter über das ganze Mittelmeer hinweg wie wir es heute an keiner Stelle der Welt mehr kennen. Das Ansehen des Maimonides war überaus groß. Es wird erzählt, das Räuber seinen Sarg, als dieser von Kairo nach Palästina transportiert wurde, rauben wollten. Der Sarg war aber so schwer, dass auch 30 Mann ihn nicht heben konnten. Erst als gläubige Schüler des Rabbi hinzutraten, ließ der Sarg sich zur Grabstelle bringen. Der Kern der Lehre des Maimonides: man darf Gott, der unendlich ist und den Anfang setzt, nicht mit Bildern behängen wie einen Tannenbaum mit Lametta. Bilder sind Metaphern, keine Einsichten. Der Verstand, aber auch der Glaube, ist hellsichtig und darf durch Vorurteile und Phrasen nicht verdunkelt werden. Bei den Zeitgenossen war die Autorität des Maimonides auf dessen Fähigkeiten als Arzt ebenso gegründet wie auf die des Theologen. Die ärztliche Kunst ist ein gutes Mittel gegen den Aberglauben. Maimonides steht in manchen Punkten der Aufklärung Immanuel Kants überraschend nahe.

Begegnung mit Dr. Görge Hasselhoff und der blühenden Hochscholastik des 13. Jahrhunderts.

Monotheismus und Sprache der Gewalt

Als es viele heidnische Götter gab, verhielten sich die Religionen der Völker zueinander kommunikativ. Die meisten Götter waren Verwandte. Der Bruch entstand, mit der Erfindung der Idee des EINZIGEN GOTTES. Das war die Geburtsstunde der Unterscheidung von “Wahr” und “Unwahr”. Aus Ägypten wanderte die Idee des einzigen Gottes in den Nahen Osten und später in andere Teile der Welt. Mit der rigiden Unterscheidung zwischen Wahr und Unwahr entfaltete die Sprache Gottes einen Motor der Gewalt.
Der führende Ägyptologe Prof. Dr. Jan Assmann über den Monotheismus und die Sprache der Gewalt.

Calvin versus Luther

Der Genfer Reformator Johannes Calvin, Franzose und ursprünglich Jurist, bildet innerhalb der protestantischen Bewegung neben der Partei Luthers eine zweite, in Fragen des Abendmahls verschiedene und in der Art der Kirchenzucht von Luther abweichende Partei. Schon vor ihm hatten sich die Gegensätze der schweizerischen Reformation gegenüber der Wittenberger im Marburger Religionsgespräch als unüberwindbar erwiesen. Für Calvin ist – wie für Luther – Gott unbestechlich. Über Luther hinausgehend aber geht Calvin davon aus, dass Gottes Gnade willkürlich und im Voraus über die Menschen verteilt ist. Eine Ahnung davon, wen er liebt, lässt sich unter Umständen daraus erkennen, dass ein Mensch auf Erden durch Glück oder Vermögen belohnt wird.

Die Calvinsche Doktrin und Genfer Kirchenzucht besaß radikale Züge. Es gibt dort Hexenprozesse und die Verurteilung eines Arztes und Theologen zum Feuertod wegen abweichender theologischer Auffassung. Auf der anderen Seite haben sich die Calvinschen Ideen über die Niederlande, über Schottland und die englische Bewegung des Puritanismus in der Welt ausgebreitet und sind mit den Pilgervätern in die U.S.A. eingewandert. Stark modifiziert bilden sie dort ein wesentliches Stück im Selbstbewusstsein der U.S.A.: hohe Moralität und Freiheitsgedanke sind durch Calvins Lehre und Haltung gestützt.

Wie eng Reformation und Gegenreformation in ihren Wurzeln miteinander Verbindung hatten, zeigt sich darin, dass Ignazio von Loyola, der Protestant unter den Katholiken und Johannes Calvin, der Orthodoxe unter den Protestanten, gemeinsam an der Universität Paris studierten.

Der Historische Theologe Dr. Görge Hasselhoff berichtet.

Die himmlische Urschrift

Koran heißt arabisch “Lesung”. Die moderne arabistische Forschung geht davon aus, dass der heiligste Text des Islam aus einem Prozess des Dialogs in der ursprünglichen Gemeinde und aus verschiedenen Mitschriften entstand. Auch zeigt sich der Koran vielfältig vernetzt mit jüdischen und christlichen theologischen Debatten der Spätantike. Der Koran antwortet darauf, weist zurück und nimmt am Dialog teil. Die Islamforscherin Prof. Dr. Angelika Neuwirth, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, eröffnet in ihren Publikationen einen europäischen Zugang zum Verständnis des Hauptwerks des Islam.