Show: Im Jahrhundert der Biologie

Gehirne von Menschen und Vögeln

Vor 280 Millionen Jahren trennten sich die Wege zwischen den Vorfahren der Vögel und denen der Menschen. Immer noch aber zeigen die Gehirne von Raben und Papageien in ihren Strukturen verblüffende Ähnlichkeiten mit denen der Menschen. Spiegelt man diese elementaren Grundzüge der Denkapparate, so gelangt man zu einem besseren Verständnis für beide Arten der Gehirne und erhält interessante Einblicke in die Arbeitsweise der Evolution.

Prof. Onur Güntürkün von der Ruhr-Universität Bochum berichtet.

Spannend und informativ.

Dicty, der Schleimpilz

Die Amöbe Dictyostela heißt Schleimpilz, ist aber kein Pilz. Die winzigen Amöben sind mit dem bloßen Auge nicht zu sehen. Wenn sie aber der Hunger treibt, finden sie sich zu riesigen Placken zusammen, die im Wald die Wanderer erschrecken. Von dieser Erscheinung, nämlich Milliarden dieser Lebewesen, stammt der Name Schleimpilz.

Prof. Dr. Ralph Gräf, ein Evolutionsbiologe, untersucht seit Jahrzehnten diese Amöbe. Sie besitzt Zellen, die den menschlichen Hautzellen verblüffend ähnlich sind. Die DNA zeigt in dieser Hinsicht partiell mehr Ähnlichkeit mit den Menschen als die Mehrzahl der Primaten, die den Menschen doch in der Evolution näher stehen. Die merkwürdige Amöbe bietet deshalb ein ideales Forschungsfeld für die Heilkunde beim Menschen.

Wölfe

Wölfe sind spezialisierte Laufgänger. Seit mehr als 16.000 Jahren gibt es eine spirituelle Beziehung zwischen Wölfen und Menschen. Zahllose Märchen und Phantasien handeln davon. Aber auch das Verhalten und die Intelligenz von Mensch und Wolf haben aufgrund der gemeinsamen Evolution miteinander mehr zu tun als wir glauben. Der Biologe Prof. Dr. Kurt Kotrschal untersucht im Wolf Science Center in Niederösterreich das kognitive Verhalten von Wölfen und Hunden.

Das Lieblingstier der Biochemiker

Seit 280 Millionen Jahren gibt es die DROSOPHILA. Dieses flugkünstlerisch ausgebildete, rotäugige Insekt bevölkert die biologischen Labore in aller Welt. Die Flugmuskeln dieses Tiers erlauben bei einer speziellen Unterart 200 Flügelschläge pro Sekunde. Die Gene, die so etwas bewirken, sind das Forschungsfeld von Dr. Frank Schnorrer, Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried.

Die 8. Plage

Aggressive Investoren werden nach ihnen benannt. Sie zählen an 8. Stelle zu den Plagen, mit denen Gott Ägypten strafte. Noch heute können Heuschreckenschwärme ganze Landstriche verwüsten. Der Biologe Prof. Dr. August Dorn, Universität Mainz, erforscht die Besonderheiten dieser Tiere.

Spartakus im Ameisenstaat

Es gibt eine Ameisenart, die fremde Ameisennester überfällt und die soeben aus dem Ei geschlüpften Puppen in das eigene Nest überführt. Dort wachsen sie als Sklavinnen auf und besorgen sämtliche Arbeiten. Sie versorgen vor allem die Brut des Sklavenhalterstaates. In der Evolution aber existieren immer Kräfte und Gegenkräfte. So wurde beobachtet, dass die Arbeiterameisen, die von ihrer Versklavung in frühster Jugend nichts wissen können, dadurch den Aufstand proben, dass sie die ihnen anvertraute Brut des Räuberstamms angreifen und vernichten. So hat das Wachstum der Raubameisen eine Grenze.

Prof. Dr. Susanne Foitzik, Evolutionsbiologin an Universität Mainz, berichtet.

Ameisen (das “politische” Tier)

Die größte Biomasse auf dem Planeten Erde stellen die sozialen Insekten dar. Seit es Wälder gibt existieren die Ameisen. Ihre Evolution, ihre vom Bild der Säugetiere und uns Menschen abweichenden Körper und Lebensweisen sind eine Realität.
Zugleich rankt sich um sie ein Narrativ: Erzählungen, in denen menschliche Erfahrungen, Staatsmacht, Tugenden und Sozialverhalten betreffend auf Ameisen bezogen werden. Oft vermischen sich Erzählungen über Bienen und deren Staaten mit Geschichten über Ameisen und deren Königinnen. Andere Geschichten handeln von Raubameisen und dem Wunder an Kooperation, das in Ameisengesellschaften herrschen kann.

Prof. Dr. Niels Werber, Universität Siegen, hat in seinem Buch AMEISEN-GESELLSCHAFTEN ein hochinformatives Panorama dieses Narrativs vorgelegt. Darin geht es ebenso um die Debatten der Evolutionsbiologen wie den utopischen Roman von H.G. Wells: Menschen begegnen in der Nähe der Quellen des Amazonas einer überlegenen Ameisenrasse.

Der Masterplan sozialer Insekten

Soziale Insekten besitzen Vorfahren, die mehr als 100 Millionen Jahre alt sind. Es gibt bei ihnen Hierarchien und Spezialisierungen. Man sieht Schreckens-erregende Riesen und Soldaten. Bei Blattläusen kann man zweifeln, ob die tausendfache Kolonne der Klone als Ganzes oder die einzelne Laus das Lebewesen darstellt. Professor Dr. James Hunt berichtet.

Die Ameise mit den Himmelsaugen

Mit nur 0,1 Gramm Hirngewicht erbringt die Wüstenameise Cataglyphis Navigationsleistungen, die die Fähigkeiten modernster Roboter weit übertreffen. Die Tiere richten sich dabei nach Himmelserscheinungen, die wir Menschen nicht sehen können. Die Hirne von Insekten sind von den unseren sehr verschieden. Sie verfügen über einen fantastischen Orientierungssinn. Der Biologe Prof. Dr. Bernhard Ronacher, Humboldt-Universität, berichtet.