Show: Religion

ABC des Islam

Mohamed Arkoun, Sorbonne Paris, gilt international als einer der bedeutendsten Islamwissenschaftler. In seinem Standardwerk DER ISLAM beschreibt er, warum die Entmachtung kriegerischer Religionen historisch nicht gelang. Es genügt nicht, Voltaire und die globale Marktgesellschaft entgegenzusetzen. Die moderne, weltliche Zivilisation des Westens, sagt Mohamed Arkoun, führt sich selbst wie eine Religion auf, wenn sie anfängt “gerechte Kriege” zu führen.

“Der Maharal von Prag”

Der berühmte Rabi Loew, der wegen seines hohen Ranges als Magier “Maharal von Prag” genannt wurde, hat bekanntlich einen Golem geschaffen. Dieses Wesen aus Lehm geschaffen, beseelt, jedoch ohne Sprachen, entspricht dm Zustand Adams in der zweiten Stunde des Schöpfungstages. Der Golem sollte die jüdische Gemeinde schützen. Als der Riese der Kontrolle zu entgleiten drohte, gelang es dem Maharal ihn still zu stellen. News & Stories zeigt eine TV-Uraufführung: “Der Golem” von Gary Lucas und Walter Horn. Die beiden Avantgarde-Pop- Komponisten aus Syracuse/USA haben eine eindrucksstarke Musik geschaffen, die sie live vorführen. In Ergänzung hierzu zeigt das Magazin Ausschnitte aus der unbekannten Oper von Eugen D Albert “Der Golem”. Ein Musikmagazin in Zusammenarbeit mit Art Projekt, Gary Lucas und Walter Horn.

Als die Himmel noch miteinander sprachen

Die Jenaer Vorlesungen des renommierten Judaisten Prof. Dr. Peter Schäfer, Universität Princeton und Freie Universität Berlin, kehren die übliche Annahme: erst Judentum, dann Christentum um die Achse. Die babylonischen und die palästinensischen Rabbinen (parallel dazu die frühen Gemeinden des Koran) antworteten auf die Theologie des Christentums. Aus ihnen bildete sich eine theologisch oft überlegene, eigene Theologie des Judentums heraus. Solche Geschichtsschreibung und Gegengeschichtsschreibung rekonstruiert einen lebendigen Disput in der Antike, der länger als 300 Jahre währte und die inzwischen verfestigten Religionen in einer offenen Auseinandersetzung zeigt.

Geheime Evangelien in der Spätantik

Die Spätantike bringt eine Flut religiöser Texte -Verkündigungen, Evangelien, religiöse Romane – , die sämtlich mit den vier kanonischen Testamenten der Heiligen Schrift konkurrieren. In diesen “verborgenen Texten” (Apokryphen) findet sich oft eine starke spirituelle Substanz. Die Texte befriedigen aber gleichzeitig ein Unterhaltungsbedürfnis der Leser, das sich auf religiöse Botschaften und Geheimnisse richtet. Der Theologe und Kirchenhistoriker Prof. Dr. Markschies ist Herausgeber der Gesamtausgabe dieser Apokryphen: ein Mammutwerk.

Engel sind die Boten Gottes

Viele Menschen, die in Not sind, bezweifeln nicht, dass es Schutzengel gibt. Engel sind aber nicht primär für uns Menschen da, sondern sie sind Boten Gottes. Sie sind spirituelle Wesen, welche die Schranke zwischen irdischem Leben und göttlicher Sphäre durchschreiten. Es wäre doktrinär, wenn einer sagt, dass er im Einzelnen beschreiben könnte, was Engel sind. Ebenso doktrinär ist es aber, ihre Wirkung zu leugnen. Das Bild der Engel unterliegt ebenso wie das Bild Gottes in den 6.000 Jahren, aus denen wir Überlieferungen besitzen, einer Evolution. Engel (und Dämonen) gibt es schon in Babylonien und Ägypten. Sie sind verschieden und doch verwandt mit den spirituellen Wesen, von denen das Alte Testament, der Talmud, die Spätantike und das Mittelalter berichten. Eine moderne Deutung der Engel findet sich bei dem Theologen Karl Barth und dem französischen Autor Michel Serres. Nach der Überlieferung gibt es 9 Sphären, Ränge und Chöre der Engel. Gott verleiht, so die Überlieferung, ihnen Macht durch seinen Namen. So verfügt der mächtigste der Engel, genannt Metatron, über 70 Namen Gottes und eine große Vielfalt. Die höchsten Engel bestehen aus Feuer. Ihre Zungen brennen. Das Feuer reinigt sie, daher verkünden sie die Wahrheit. Es gibt Engel mit 1.000 Augen. Was geschieht, wenn ein Engel seine Aufgabe erfüllt hat? Verliert er seine Gestalt? Was bedeutet, dass sie in 7 Himmeln sich bewegen? Ein gelehrter Mönch, genannt Pseudo-Dionysios, hat die reichhaltigste Beschreibung von Engeln niedergeschrieben. Auch die gestürzten Engel werden zu verschiedenen Zeiten verschieden charakterisiert. Satan ist ursprünglich ein rechtskundiger Helfer Gottes, sozusagen dessen Chef-Ankläger. Später sieht man ihn im Feuersumpf. Es gibt aber auch Beschreibungen des Engels Luzifer, der mit seinem gesamten Leib in einem Eis-See festgehalten wird. Prof. Dr. Johann Evangelist Hafner und Prof. Dr. Karl Erich Grözinger sind Experten für die Geschichtsschreibung der Engel. Sie berichten. Beide haben gründliche Publikationen vorgelegt, J.E. Hafner eine Angelologie, K.E. Grözinger die einzigartige mehrbändige Publikation “Jüdisches Denken”. Doppelprogramm. Länge 90 Minuten.

Zwischen Mithras-Kult und Christentum

Nach dem Tode Jesu breitete sich das Christentum rasant über den Erdkreis aus. Ähnlich wie heute in den USA war dies eine Zeit der Neugeburt mächtiger und bildstarker Religiosität. Gegen starke Rivalen setze sich das Christentum am Ende durch.

Der Historiker Prof. Dr. Christoph Markschies, Rektor der Humboldt- Universität Berlin berichtet.

Glaube in der modernen Welt

In der Antike koexistierten die verschiedensten Glaubensrichtungen und Religionen nebeneinander in großer Toleranz. Das änderte sich als das Christentum zur Staatsreligion im Römischen Reich wurde und sich wenig später die Reiche des Islam ausbreiteten. Heute, in der globalen Welt, beobachtet man sowohl eine Verhärtung von Glaubensfronten wie auch das Aufkommen der verschiedenartigsten lokalen Religionen. Einige dieser Gemeinden in den U.S.A. und in Lateinamerika besitzen starke Anhängerschaften. Dabei gibt es dort lokal entstandene Glaubensgemeinschaften, die sich anschließend an ganz anderen Orten der Welt, z.B. in der Ukraine, ausbreiten.
Der Religionssoziologe Prof. Dr. José Casanova, Georgetown University in Washington, ist einer der bedeutendsten Experten für die Fragen zu Religionen, der Säkularisierung, des Verhältnisses von Staat und Glaubensgemeinschaften und für die Geschichte der Glaubensrichtungen. Man wird, sagt er, den Eigensinn und die Eigenschaften des Glaubens in der modernen Welt nur verstehen, wenn man die Fragen sowohl global wie auch lokal beobachtet. “All religions are local”. “Religion ist global”.

Am Puls der Reformation

Die moderne Forschung hat das Schwarz-Weiß-Bild von der Reformation, wie es im 19. Jahrhundert gemalt wurde, stark verändert. Auch vor der Wende von 1517 existierte auf beiden Seiten, die einander nach der Reformation gegenüberstanden, eine starke spirituelle Vielfalt. Tradition und Umbruch erweisen sich als stärker verschränkt, als es der bisherigen Darstellung entspricht. Auch Luther verhielt sich anfangs dialogisch. Einige der ihm zugeschriebenen apodiktischen Handlungen und Worte, z. B. der Thesenanschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg und das ihm zugeschriebene Wort auf dem Reichstag: “Hier stehe ich, ich kann nicht anders!” sind keineswegs verbürgt. In zwei Jahren werden die Medien der 500. Wiederkehr der Reformation gedenken. Das Bild, das Luther, Calvin, die Marburger Religionsgespräche und der provisorische Religionsfrieden von 1555 zeigen, wird dadurch, dass es sich als differenzierter erweist, für uns und die Gegenwart umso interessanter. Prof. Dr. Volker Leppin, evangelischer Theologe und Kirchengeschichtler, über das Auseinanderdriften der Christenheit vor 498 Jahren.

Was wir von Gott nicht wissen können

Die großen Theologen und Magister der Dominikanerschule in Köln und der Universität Paris, Albertus Magnus und Thomas von Aquin, standen durch die arabische Überlieferung des Aristoteles in naher Verbindung mit dem bedeutendsten jüdischen Magister und Rabbi Moses Maimonides. Der kam als Kind aus Cordoba und lehrte zuletzt in einer Vorstadt von Kairo. Er war Arzt, Astronom, Philosoph und vor allem Theologe. Er lehrte eine sogenannte negative Theologie: es ist wichtig zu wissen, was wir über Gott nicht wissen können. Das enthält die Fragestellung des Sokrates ebenso wie es die Überlieferungen des Alten Testaments und der Mischna kommentiert. Die Rezeption von Maimonides im arabischen und westeuropäischen Raum ist das Thema von Privatdozent Dr. Görge Hasseloff. Er schrieb selbst ein scholastisches Werk, dessen in die Tiefe ragenden Anmerkungen ebenso viel Platz einnehmen wie der führende Text. Es ergibt sich das Bild einer reichen Kommunikation des Denkens im Hochmittelalter über das ganze Mittelmeer hinweg wie wir es heute an keiner Stelle der Welt mehr kennen. Das Ansehen des Maimonides war überaus groß. Es wird erzählt, das Räuber seinen Sarg, als dieser von Kairo nach Palästina transportiert wurde, rauben wollten. Der Sarg war aber so schwer, dass auch 30 Mann ihn nicht heben konnten. Erst als gläubige Schüler des Rabbi hinzutraten, ließ der Sarg sich zur Grabstelle bringen. Der Kern der Lehre des Maimonides: man darf Gott, der unendlich ist und den Anfang setzt, nicht mit Bildern behängen wie einen Tannenbaum mit Lametta. Bilder sind Metaphern, keine Einsichten. Der Verstand, aber auch der Glaube, ist hellsichtig und darf durch Vorurteile und Phrasen nicht verdunkelt werden. Bei den Zeitgenossen war die Autorität des Maimonides auf dessen Fähigkeiten als Arzt ebenso gegründet wie auf die des Theologen. Die ärztliche Kunst ist ein gutes Mittel gegen den Aberglauben. Maimonides steht in manchen Punkten der Aufklärung Immanuel Kants überraschend nahe.

Begegnung mit Dr. Görge Hasselhoff und der blühenden Hochscholastik des 13. Jahrhunderts.