Revolutionen in Frankreich

Der Autor Eric Hazan, Chef des renommierten Buchverlages LA FABRIQUE, schrieb zwei Bücher: “Die Geschichte der Französischen Revolution” und “Die Entstehung von Paris”. In dem Gespräch mit ihm geht es um die Frauen der Revolution, um die Barrikaden in Paris und die Verschiedenheit der Commune von 1871 gegenüber der Revolution von 1848, in der die Arbeiterklasse isoliert blieb und unterlag. Davon verschieden ist die Juli-Revolution von 1832 und die Großen Französischen Revolution von 1789. Die Kämpfe finden zu Anfang im Zentrum von Paris statt und gehen allmählich in den folgenden Revolutionen in die Peripherie, die Vorstädte, wo die Arbeiter wohnen. Die Erzählung von den Revolutionen ist fast immer überdeckt durch die nachträgliche Deutung durch diejenigen, die ihr nachfolgten. Wie Lava bedecken spätere Phrasen die Fundorte. So ist es, wie Eric Hazan betont, eine Phrase, dass in der Revolution von 1789 das Bürgertum die Feudalherrschaft ablöste. Der Adel war durch Könige wie Ludwig XIV längst entmachtet. In der französischen Sprache unterscheidet man deshalb den Bürger (le bourgeois) von den Gründern der neuen Republik (les citoyens). Die Revolutionäre der ersten Französischen Revolution waren besonders jung. Sie lassen sich in kein Klassenschema und in keine äußere Logik einfügen. Sie sind “enragés” und im revolutionären Moment “außer sich”. Begegnung mit Eric Hazan, dem besten Kenner von Paris und seiner Revolutionen seit Jules Michelet.

Das Fallbeil war ihr Ende

Die beiden Männer waren voneinander grundverschieden, nach Charakter, Herkunft, Rang und Gestalt. Beide aber, der König und der Revolutionär, Ludwig XVI. und Robespierre, endeten unter dem Fallbeil. Beide zögerten sie direkt nach der Macht zu greifen, die sie jeweils zu einem bestimmten Moment sich hätten verschaffen können. Sie waren Zauderer. Die Tragweite ihrer Absichten und dieses Zögern besiegelte ihren Tod. In seiner Doppelbiographie über den König und den Jakobiner stellt der historische Autor Uwe Schultz seine beiden Protagonisten in den Fluss der Kräfte und Gegenkräfte, welche die Große Französische Revolution bestimmten. Es ergeben sich scharfe Kontraste.

Die schöne Schäferin und die Revolution

Von der Marseillaise bis zu politisch umgemünzten Varianten von Liedern über die schöne Schäferin (gemeint ist die Königin Marie-Antoinette, die unter der Guillotine endete) wird die große Französische Revolution permanent von Musik und Gesang begleitet. Das ist ein anderes Bild als das der gewohnten Geschichtsschreibung. Die Romanistin Ulrike Sprenger, Universität Konstanz, erläutert eindrucksvoll diese “Zeitgeschichte mit Musik.”

Im Zweifel die Todesstrafe

Spektakuläre Prozesse kennzeichnen die Französische Revolution. Berühmt sind die Verfahren gegen den König und gegen den Revolutionär Danton. Die Revolution schuf zunächst eine Verfassung und damit die Grundlage für langfristige Rechtssicherheit. Dann musste sich die Revolution gegen ihre Feinde verteidigen und entwickelte ein spezielles Revolutionsrecht, das in der Schreckensherrschaft mündete und die Urteile an der … Read more

Ich glaube an Solidarität!

Zum Selbstbewusstsein der klassischen Arbeiterbewegung gehörte der Generalstreik. Wird er als politischer Streik ausgekämpft, stürzt er Regierungen. Lucy Redler, eine junge Politikerin, die sich mit ihrer Gruppe “links von der Linken” positioniert, hat über den politischen Streik in der Bundesrepublik seit 1945 eine Arbeit geschrieben. Sie gilt als “Trotzkistin”. Was heißt es, im 21. Jahrhundert links zu sein? Was ist heute ein Trotzkist? Wem kann man in der Politik vertrauen? Wem vertraut Lucy Redler auf keinen Fall? Die Gruppe um Lucy Redler umfasst eine ähnlich kleine Zahl wie diejenige, die einst Rosa Luxemburg im Kampf gegen den 1. Weltkrieg um sich scharrte.

Montag: Feuerwerk. Dienstag: Demonstration. Mittwoch: Revolution

Im 18. Jahrhundert, weit vor Ausbruch der Großen Französischen Revolution, machte der Fischer-Aufstand von Neapel vom Mai 1647 einen nachhaltigen Eindruck auf die europäische Öffentlichkeit! Der Anführer dieser Revolte, ein Fischer namens Masaniello, beschäftigte die Phantasie. Die revolutionäre Bewegung wurde ausgelöst, als den plebejischen Schichten in Neapel, die von freiwachsendem Obst und gelegentlichen Jagdausflügen lebten, durch eine Obststeuer dieser Zugang „zu dem, was die Natur bietet und die Reichen ihnen verweigern“ versperrt wurde. Masaniello als Anführer hatte eine charismatische Ausstrahlung. Er wurde ermordet. Von dieser Revolte handeln zahllose Dichtungen und mehr als sieben Opern. Die letzte dieser Opern, Auberts „Die Stumme von Portici“, zeigte noch 1832 eine so starke revolutionierende Kraft, dass die Opernbesucher auf die Straße gingen und die Wallonische Revolution in Brüssel auslösten.

Dr. Patrick Eigen-Offe vom Zentrum für Literatur und Kulturforschung Berlin untersucht das Echo der Begriffe „Klasse“, „Revolte“ und „Proletariat“ in Literatur, Musik und den Künsten. Für die herrschenden Schichten waren die immer wiederkehrenden Revolten ein unheimliches Phänomen. Sie verglichen die Revolten mit der Hydra, sich selbst mit Herakles. Die Eigenschaft der Hydra wie auch die der Revolutionen erscheint in ihrer Sichtweise als so gefährlich, weil die Hydra viele Schlangenhäupter besitzt und für jedes, das ihr abgeschlagen wird, zwei neue wachsen. Erst als Herakles die Wunden der Hydra mit Stumpf und Stiel ausbrennt, bricht dieses Wachstum ab. In der literarischen und künstlerischen Spiegelung der Revolution wird die Angst vor ihr und die Grausamkeit der Konterrevolutionen erst richtig sichtbar.

Die neue Macht der Alten

Stets, wenn der Anteil an Jugendlichen in einer Gesellschaft mehr als 20 % betrug, entstanden gesellschaftliche Krisen: die Französische Revolution, der 1. Weltkrieg, der Nationalsozialismus als Jugendbewegung, die Instabilität in der muslimischen Welt. Heute müssen wir uns auf eine entgegengesetzte Asymmetrie zwischen Alt und Jung vorbereiten. Sie wird, heißt es in dem aufregenden Buch von Dr. Frank Schirrmacher, Autor und Mitherausgeber der FAZ, „Das Methusalem-Komplott“, das 21. Jahrhundert bestimmen. Sie wird einen asymmetrischen Krieg zwischen den Generationen auslösen, wenn kein neuer Generationenvertrag, der die demografischen Tatsachen berücksichtigt, zustande kommt. Dr. Frank Schirrmacher im Gespräch.

Im Land der Schnellen Schreiber

Schon in der Antike gab es gebildete Sklaven, die die Eilschrift beherrschten. In der Neuzeit wurde, mit dem Aufkommen der Demokratie, vorwiegend die Parlamentsstenografie zu einer Kunst. Die schnellsten Stenografen können 500 Silben pro Minute schreiben. Wer so schnell diktieren will, muss vorher wochenlang üben. Die Mitschrift in Echtzeit kann man mit der Hirn- und Fingerfertigkeit großer Pianisten vergleichen.

Leitender Regierungsdirektor Dr. Detlef Peitz vom stenografischen Dienst des Deutschen Bundestages berichtet.

Religion

In der Antike koexistierten die verschiedensten Glaubensrichtungen und Religionen nebeneinander in großer Toleranz. Heute, in der globalen Welt, beobachtet man eine Verhärtung von Glaubensfronten.