DNA-Computer

Silicon-Computer müssten zwei Jahrhunderte rechnen, um ein Problem zu lösen, das ein DNA-Computer in 24 Stunden durchrechnen wird. Einer der Pioniere dieser revolutionären Informationstechnologie ist Gregorz Rozenberg. Rechnen, sagt er, lernen wir vom Kosmos, von den Zellen und von den genialen Wimperntierchen, die zwei winzige Zellkerne besitzen. Einer dieser Zellkerne weiß sich über 3,5 Milliarden Jahre zu erinnern und rechnet andauernd.

Erstausstrahlung am 19.08.2002

Das Lernen lernen!

Krise in Hessen! Die Antworten des engagierten Pädagogen Dr. Karl Wolff klingen gereizt. Auf das Fach Geschichte wird keine hinreichende Rücksicht genommen! Das 9. Gymnasialjahr fehlt! Nicht einmal für den Stoff des Jahres 1099 (Erster Kreuzzug) ist Zeit. Wie soll man da das Lernen lernen! Peter Berling als Oberschulrat.

Erstausstrahlung am 11.08.2008

COOL DEF DANCE

Eine junge Tänzerin mit Namen Aziza hat in dem Stadtteil Harlem in N.Y. einen Tanzschulen-Workshop errichtet, in dem Behinderte und Taubstumme durch die Bodenerschütterung, die die Musik auslöst, tanzen lernen. Ihre Lieblingstänze sind Rap, d.h. mit Sprechen verbunden. Sie nehmen dafür die Gebärdensprache zu Hilfe. Im Vorjahr erhielt dieser Grass-Root-Workshop für sein soziales Engagement einen der berühmten Awards des UNION SQUARE FUND, der mit dem FUND FOR THE CITY OF N.Y. zusammenarbeitet.

Erstausstrahlung am 08.04.2002

“Hallo, hier ist das Krokodil!”

In der Zeit des Umbruchs nach 1917 in Russland richtete sich die Hoffnung auf die neue Generation der Kinder. Es erwies sich als schwer, die Erwachsenen in ihrer Masse für die neue Zeit zu gewinnen. Sie waren in der alten Zeit groß geworden, im Bürgerkrieg oft entwurzelt, viele waren Analphabeten. So glaubte man, den neuen Menschen von Grund auf bei den Kindern heranbilden zu können. “Von dem, was Künste und Poetik geben können, ist das Beste gut genug für die Kinder!” Es entstand eine “revolutionäre Schatzkammer von Kinderbüchern”. Künstler und Poeten wie Daniil Charms, Majakowki, El Lisitzky, Tatlin, Marschak und Ossip Mandelstam schufen Kinderbücher oder beteiligten sich daran. Die Tradition russischer Kinderbücher hat Verbindung zu angelsächsischen Quellen wie “Mother Goose annotated”. Eines der beliebtesten Kindergedichte heißt “Telefon” und stammt von der Leitfigur russischer Kinderliteratur Kornei Tschukowski. Ein Genosse schläft. Neben seinem Bett, sehr modern und elektrifiziert, steht das Telefon. Es ruft an: der Elefant aus Afrika. Gleich der nächste Anruf kommt vom Krokodil: “Ja, das vom Nil”. Das geht über panikanfällige Gazellen, über Affen (“Ihr schickt uns Taschentücher, wir wollen Bücher, wir haben nichts zu lesen!”) bis zu einem traurigen Bären (“Da telefonierte der Bär. Warum bist du so traurig, mein lieber Bär? Da sagte er gar nichts mehr / Er war zu bewegt / Und hat aufgelegt”). Die Slawistin Dr. Marinelli-König, Akademie der Wissenschaften Wien, über Kinderbücher in der russischen Revolutionsära von 1920 bis 1930.

Erstausstrahlung am 03.02.2016

Die Weisheit baut sich ein Haus

Bibliotheken sind Speicher des Wissens, sie existieren seit der Antike. Die Bibliothek von Alexandria war berühmt für die Vollständigkeit ihrer Bestände. Die Geschichte der modernen Zivilisationen dokumentiert sich in der Geschichte der Bibliotheken und ihrer Bauweise. Prof. Dr.-Ing. Winfried Nerdinger, Direktor des Architekturmuseums der TU München, berichtet.

Erstausstrahlung am 29.04.2012

Freiheitsidee und Wissenschaft

Auf die Niederlage Preußens gegenüber Napoleon antwortete der geschundene Staat Friedrich des Großen mit stürmischen Reformen: der Städtefreiheit und einer Bildungsreform, die den Freiheitsbegriff vor allem in der Wissenschaft realisierte. Von 1808 bis 1810 wird die Humboldt-Universität in Berlin als neues Modell gegründet. Ein ungewöhnliches politisches Temperament, Wilhelm von Humboldt, entwickelt eine Art von “Gartenanlage des Wissens”, deren Ideale noch heute an den Eliteuniversitäten der U.S.A. praktiziert werden, während in Europa diese Richtung wissenschaftlicher Qualität eher bedroht erscheint. Für die Wirksamkeit der Reformen von 1810 und Wilhelm von Humboldts scharfen Blick spricht, dass an der Spitze auch der “bloß verwalteten Universität” sich immer wieder die Freiheitsidee und damit Humboldts Vorstellung von lebendiger Wissenschaft durchsetzt. Der Universitätslehrer für Banken-, Markt- und Gesellschaftsrecht an der Humboldt-Universität, Prof. Dr. Stefan Grundmann, berichtet.

Erstausstrahlung am 24.01.2011

Orientierung in unsicherer Welt

Risiko ist keineswegs dasselbe wie Unsicherheit. Zu Risiken kann ich eine Abwägung treffen. Unsicherheit bedeutet, dass ich etwas überhaupt nicht wissen kann. Die moderne Welt ist voller solcher Unsicherheiten. Wie kann man sich orientieren? Dies sind Fragen, die sich auch an das Bildungssystem richten. Der klassische Charakter der Intelligenz, auf den unsere Bildungssysteme ausgerichtet sind, wird nicht dafür ausgebildet, schnelle und treffsichere Entscheidungen zu fällen. Gegenüber einer Inflation von Eindrücken und massiver Unsicherheit ist es notwendig, sich auf den wesentlichen Punkt zu konzentrieren und alles andere zu ignorieren. Diese “Kunst des Ignorierens” will gelernt sein. Tausenderlei Wissen hilft wenig. Es kommt heute, sagt Prof. Dr. Gerd Gigerenzer, auf gute Intuition und Heuristik (“die Kunst, mit begrenztem Wissen und wenig Zeit zu guten Lösungen zu kommen”) an. Ärzte, Richter und jeder Staatsbürger stoßen mitten im Leben auf die Notwendigkeit, sich in dieser Hinsicht neu zu orientieren und den Bildungsprozess zu ergänzen, der aus ihrer Jugendzeit kommt und nicht mehr genügt: Das ist die Stunde der Erwachsenenbildung. Prof. Dr. Gerd Gigerenzer ist Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Er ist Herausgeber und Autor des Standardwerks “Heuristics”. Es geht um Orientierung in einer Welt der Unsicherheit.

Erstausstrahlung am 24.02.2013

Tasten, Kleben, Kneten

Zu den ältesten Sinnen in der Evolution gehört der Tastsinn. Aber auch auf jede andere sinnliche Kraft in uns gründet sich ein Ausdrucksvermögen. In den Worten steckt Sinnlichkeit. Die Wissenschaft der Semiotik, die die Regeln verfolgt, in der die Worte funktionieren, entdeckt in unserer Sprache die gesamte Vorgeschichte der menschlichen Natur. Dabei verhält sich die Sinnlichkeit der Worte vorwiegend konservativ. Im Einzelnen aber ist sie neuerungssüchtig. Konservativ ist sie insofern, als es 100 Jahre und mehr dauert, bis sich eine neue Erfahrung in Worten festmacht. So weiß heute keiner mehr, dass in dem modernen Wort “hecheln”, die Erfahrung aus der Verarbeitung von Flachs steckt, die kaum einer mehr kennt. Prof. Dr. Dagmar Schmauks, Technische Universität Berlin, über die Sinnlichkeit der Worte.

Erstausstrahlung am 12.09.2016

Die Wurzeln von Musik und Emotion

Einer Gruppe von Pygmäen im Kongo und einer Gruppe von Kanadiern wurde jeweils eigene Musik und Musik der anderen Seite vorgeführt. Es gibt, sagen die Ethnologen und Musikwissenschaftler an der TU Berlin, welche die Untersuchung durchführten, verblüffend starke Gemeinsamkeiten in der Reaktion über Kontinente und Verschiedenheit der Kulturen hinweg. Erst auf diese gemeinsamen emotionalen Wurzeln setzen sich die Besonderheiten bei der Rezeption der Musik. Allerdings fühlen sich die Jäger im Kongo, für die die Musik böse Geister vertreibt und glückbringende herbeiholt, durch melancholische Westmusik nicht angezogen. Sie nutzen Musik nicht zur Trauer. Denn nur fröhliche Musik vertreibt böse Geister. Der Musikwissenschaftler, Dr. Hauke Egermann, Mitglied der Forschungsgruppe an der TU Berlin, berichtet.

Erstausstrahlung am 10.10.2016