Umgang mit “frozen conflicts”

Den endgültigen Durchbruch für die Wiedervereinigung Deutschlands brachte ein Besuch von Helmut Kohl bei Gorbatschow in dessen Geburtsort Stawropol. Auf einer Fotografie ist die Runde abgebildet, die hier die entscheidende Verhandlung führte und den Interessenausgleich mit Russland besiegelte. Gleich neben Hans-Dietrich Genscher und Kohl ist Horst Teltschik zu sehen, im Kanzleramt zuständig für Kohls Ostpolitik, der entscheidende Fäden spannt. Aus seiner unmittelbaren Erfahrung beurteilt er die derzeitige Krisenlage in der Ukraine und bezüglich der Krim. Er beschreibt die Gefährlichkeit “eingefrorener Konflikte”, die wie Entzündungen stets neu ausbrechen können. Es ist wichtig, die politische Erfahrung von 1989 bis 1991, mit dem auffälligen politischen Unverstand in den Jahren 2014 und 2015 zu konfrontieren. Ein Erfahrungsbericht. Wir treffen Horst Teltschik auf der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC).

Erstausstrahlung am 10.08.2015

Kampf um das Nordmeer

Am Nordpol suchen fünf Mächte ihre Interessen zu wahren: Russland, Kanada, Norwegen, Dänemark und die U.S.A. Die dicke Eisdecke, welche die Polarkappe bisher bedeckte, beginnt rasant zu schmelzen. Wird es über die Ausbeutung des Nordens einen Kalten Krieg geben? Christoph Seidler, Wissenschaftsredakteur im Berliner Büro von SPIEGEL ONLINE, berichtet.

Erstausstrahlung am 13.11.2011

Der Botschafter seines Präsidenten

Richard C. Holbrooks Schlagader zerriss und er starb in einer Dezembernacht in New York. Er war einer der Chefdiplomaten der USA und wird schwer zu ersetzen sein. Unter Präsident Clinton verhandelte er den Frieden auf dem Balkan. Während der Regierungszeit von Präsident George W. Bush widmete er sich Stiftungen. Er kämpfte weltweit gegen Aids. Zuletzt war er Sonderbotschafter von Präsident Obama und seiner Außenministerin Hillary Clinton in dem gefährlichsten Dreieck der Welt: Pakistan-Kaschmir-Afghanistan. Ein Porträt und ein Rückblick. Musik: Helikopter-Quartett von Karlheinz Stockhausen.

Erstausstrahlung am 27.02.2011

Die Kunst der Niederlage

Wenn im asymmetrischen Krieg eine Drohne, fern geleitet, einen vermutlichen Terroristen in Somalia tötet, gibt es keine Chance der Kapitulation. Sie ist auch für die Kellerinsassen in einer Stadt, die von Bombengeschwadern angegriffen wird, im Moment unmöglich. Auch Snowden wüsste nicht, wie und vor wem er, in die Enge getrieben, kapitulieren könnte. Er kann nur verurteilt werden oder flüchten. Kapitulation ist in der Menschheitsgeschichte keine Selbstverständlichkeit. Wie der durch das Rote Kreuz gewährleistete Status des Kriegsgefangenen und die “Erfindung der Entscheidungsschlacht” (geht sie verloren, gibt General Lee im Amerikanischen Bürgerkrieg seine Niederlage zu und hört auf) ist auch die Kapitulation eine zivilisatorische Errungenschaft mitten in den Monstrositäten des Kriegs. Sie ist dem Vernichtungsprinzip abgerungen und folgt aus dem Wunsch nach Selbsterhaltung. Das Frontschwein spricht (meist erst am Ende des Kriegs): Kapitulation ist mein Menschenrecht. In einer brillanten Untersuchung hat Dr. Holger Afflerbach, Professor für Central European History an der University of Leeds, die “Kunst der Niederlage und die Geschichte der Kapitulation” untersucht.

Erstausstrahlung am 09.03.2014

Verbündete sollen miteinander streng sein

Mit 21 Jahren war er schon Diplomat. Er war Mitarbeiter Kissingers im State Department; war im Team mit Botschafter Holbrook für das Krisenmanagement auf dem Balkan engagiert. Botschafter a.D. John C. Kornblum über transatlantischen Brückenbau im Jahr 2002. Verbündete müssen miteinander robust umgehen.

Erstausstrahlung am 14.04.2002

Vom Gegner lernen

Rivalität und Krieg sind so ernste Herausforderungen, dass Nationen, die einander als Feinde betrachten, ohne es zu wollen, vom Gegner lernen. So lernen z.B. die Deutschen aus den Niederlagen, die ihnen Napoleon zufügte, die Element der Französischen Revolution nachträglich kennen, ohne selber zu revolutionieren. Russland hat Frankreich 1812 besiegt, aber in allen russischen Salons wird Französisch gesprochen. Auch im 20. Jahrhundert wird vom Gegner gelernt. So übernimmt die junge Sowjetunion den Taylorismus und die industrielle Massenfabrikation vom kapitalistischen Gegner USA. Und so gibt es innerhalb des New Deal Roosevelts einen freiwilligen Arbeitseinsatz, die “CCC Boys”, die ganz ähnlich aussehen wie der nationalsozialistische Reichsarbeitsdienst. Das Lernen erfolgt hier aber partiell, ohne dass der Faschismus übernommen wird. Wie Menschen lernen (und dass sie nicht sicher entscheiden können, von wem sie lernen) gehört zu den interessantesten Themen der Theorie. Darüber berichtet Prof. Dr. Martin Aust (LMU), Herausgeber des Bandes VOM GEGNER LERNEN. Diesen Zusammenhang ergänzt er durch eine Darstellung der vier grundlegenden Arten menschlichen Lernens.

Erstausstrahlung am 11.08.2013

MSC: Wieviel Krisen verträgt die Welt?

Auf der Münchner Sicherheitskonferenz versammeln sich in jedem Jahr die für die Sicherheit in der Welt verantwortlichen Politiker, Militärs und Experten (neuerdings auch zunehmend führende Wirtschaftler) im Bayrischen Hof. Die Konferenz bildet eine einmalige politische Öffentlichkeit, in der Teilnehmer, die sonst oft Gegner sind, miteinander debattieren. Die vertraulichen Gespräche am Rande der Konferenz sind oft ebenso wichtig wie die öffentlich geführten Diskussionen. Die Konferenz wird heute vom früheren Botschafter Wolfgang Ischinger geleitet. Sie wurde unter dem Namen „Wehrkundetagung“ in den Jahren nach 1963 durch Ewald-Heinrich von Kleist begründet, der zum engsten Kreis des Widerstands gegen Hitler zählte. Das Jahr der ersten Tagung war das von Kennedys Tod und bezeichnet die Zeit des Kalten Kriegs. Als die Konferenz zum 25. Mal stattfand, war das unmittelbar vor der Wende. Im Jahr 2014 fand die Konferenz zum 50. Mal statt. Die Themen Syrien, der europäische Einsatz in Afrika, der Aufstieg Chinas und die Ukraine standen im Vordergrund. Es war die vorläufig letzte offene Debatte vor dem allseitigen Zerwürfnis mit Russland. Aus Anlass des Jubiläums der Konferenz zeigt die vorliegende Doppelsendung Momenteindrücke aus den Jahren 2000 bis 2014. Unter Mitwirkung von Wolfgang Ohlert, Dr. Anton Hofreiter, dem österreichischen Außenminister Sebastian Kurz, Henry Kissinger, Jamie Shea, Dimitri Rogosin, Admiral Edmund P. Giambastiani, Christophe Keckeis, Thomas Schmid, dem Konferenzarzt Dr. med. Günter Hauf, Botschafter Julij A. Kwizinskij., Richard Perle („Prince of Darkness“), U.S.-Senator Sam Nunn (aus der Gruppe der „Apokalyptischen Reiter“), Botschafter Richard Burt, Botschafter Richard Holbrook und einem Beitrag von Helge Schneider zum Thema: „Das Bohren harter Bretter“. Spannend und informativ.

Erstausstrahlung am 01.06.2014

Es brennt im Dach des europäischen Hauses

Ein Interview mit Sebastian Kurz auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2015 über aktuelle Krisenherde, Beweggründe europäischer IS-Kämpfer und die Möglichkeit eines Nato-Beitritts der Ukraine.

Erstausstrahlung am 08.07.2015

Die Kunst, Konflikte zu beenden

Wie viele Krisen verträgt die Welt? Wie lässt sich die Erfahrung darüber, wie man Konflikte beendet, sammeln und an die Entscheider herantragen? Stiftungen und Think-Tanks spielen bei der Suche nach Lösungen eine zunehmende Rolle. Die World Security Foundation von Dr. Hubertus Hoffmann befasst sich aktiv mit dem Finden von Best Practices für die Bearbeitung von Krisenherden. In seinem Buch “Codes der Toleranz” fasst Hubertus Hoffmann Erfahrungen zu diesem Thema zusammen. Wie kann die Krise im Osten der Ukraine nachhaltig beantwortet werden? Welche Verfahren gibt es dafür, die Halbinsel Krim, nach ihrer gewaltsamen Annektierung, in einen internationalen Status zu bringen, der das Selbstbestimmungsrecht ebenso respektiert, wie die Rechte dort lebender Minderheiten? Begegnung mit Dr. Hubertus Hoffmann auf der Münchner Security Conference.

Erstausstrahlung am 11.05.2015