Wie viele Länder braucht Europa?

Welchen Sinn hat die Erweiterung der EU? Leben wir bereits auf einem Globus der zwei Geschwindigkeiten? Das Modell einer cäsarischen Herrschaft, das auf die Überforderung Roms antwortete, wird in der mehrdimensionalen, modernen Welt nicht funktionieren. Was heißt “entterretorialisierte Gewalt”? Welche europäische Verfassung antwortet darauf? Peter Glotz, Politiker und Publizist, Vertreter der Bundesregierung im Europäischen Verfassungskonvent, berichtet.

Erstausstrahlung am 10.10.2004

Europäische Sicherheit

Werte bilden auch Maßstäbe der Kondomfertigung. Wird es das europäische, grenzüberschreitende Kondom geben? Der Unternehmer und Lobbyist Willem Müller-Rosé berichtet. Peter Berling als Müller-Rosé.

Erstausstrahlung am 24.11.2003

Sanftes Monster Brüssel

Der Essayist und Dichter H.M. Enzensberger besuchte Brüssel und veröffentlichte über seine Eindrücke im Suhrkamp Verlag ein viel beachtetes Buch. Ihn verblüffte die enge Verbindung von Utopie und Bürokratie, die Verknüpfung von Chancen und Ausweglosigkeiten, die sich in der Verfassung Europas verbinden. Wie könnte man als Dichter Europa positiv besingen? Was ist die genaue Topografie Europas und seiner Probleme? Enzensberger bezeichnet sich als Patriot des Grundgesetzes. Für Europa ist er offen. Kritisch war dieser Essayist schon immer.

Erstausstrahlung am 28.10.2012

Schulden ohne Sühne

Es gibt das sogenannte “Samariter-Dilemma”: ein Vater, der keine Schande auf seine Familie laden will und seine Kinder liebt, bezahlt die Schulden des Sohnes. Dieser macht daraufhin neue Schulden. Am Beispiel der Schuldenberge in der E.U. und der Probleme in Griechenland analysiert Prof. Dr. Kai A. Konrad, Geschäftsführender Direktor am Max-Planck-Institut für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen, die Gründe der Krise, die Bedeutung des Bail-Out-Verbots, den Bruch des Euro-Paktes und die gefährlichen Folgen des derzeit eingeschlagenen Wegs. Kai A. Konrad schrieb mit Holger Zschäpitz das Buch SCHULDEN OHNE SÜHNE.

Erstausstrahlung am 10.07.2011

Wer soll Europas Sprungtuch halten?

Erwin Dombrowski ist der Cousin des bereits im Fernsehen bekannten Lothar Dombrowski. Beide Cousins (von Georg Schramm gespielt) sind überzeugte preußische Charaktere. Erwin Dombrowski ist derzeit als Sparkommissar in Brüssel tätig und war auch zuständig für die Finanzinspektionen in Griechenland. Für ihn geht es nicht bloß um Geld, sondern um die Vertrauenskrise, die durch Schuldenberg und Inflation (und die Unfähigkeit der Politik darauf zu antworten) entsteht. Der heilige Zorn der Basis, sagt er, wird nicht nur die Bürokraten, sondern die Politiker überhaupt das Fürchten lehren. Dagegen ist traditionelles Preußentum gar nichts. Eine engagierte Darbietung von Georg Schramm als Erwin Dombrowski.

Erstausstrahlung am 16.01.2012

Europa und die dreizehnte Fee

Der Heiratsvermittler und Scheidungsberater van Damme ist auch EU-Berater in Brüssel. Wieweit soll sich die EU ausdehnen? Nigel van Damme antwortet: So weit die Heiraten und die Scheidungen reichen. Trotz klarer Antwort bleibt es immer noch die Frage, ob die EU um die Türkei, Georgien und die Ukraine (einschließlich Krim) erweitert werden soll. Eheschließungen und Scheidungen allein geben hier kein klares Bild. Peter Berling als Heiratsvermittler und EU-Berater.

Erstausstrahlung am 14.12.2008

Theorie der Nachbarschaft

Was sind die Gründe dafür, dass die jahrhundertelange “Erbfeindschaft” zwischen Deutschland und Frankreich sich in eine “gegenseitige wohlwollende Nichtbeachtung” verwandelte? Das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich bildet in Europa eine “gemeinsame nicht-überhebliche Stärke”. Der Philosoph Peter Sloterdijk entwickelt eine Theorie der Nachbarschaft. Dies aus Anlass der bevorstehenden 50-Jahres-Feier jener Zeremonie in der Kathedrale von Reims (Adenauer und De Gaulle reichen einander die Hand), die für den Prozess der Versöhnung elementar war. In dieser Theorie der Nachbarschaft geht es um eine wichtige Beobachtung: die Verlierer der Kriege lernen, die Sieger lernen fast nie. Diese Erfahrung bestimmte die früheren gegnerischen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland ebenso wie heute die verträglichen.

Erstausstrahlung am 16.11.2008

Woher wir kommen, wohin wir gehen

Oswald Spengler, der aus Sachsen-Anhalt stammt, veröffentlichte 1918 das Buch DER UNTERGANG DES ABENDLANDES. Was wird das 20. Jahrhundert bringen? Wo werden wir Europäer im 21. Jahrhundert sein? Was geschieht mit der Kultur? Wie geht das Abendland unter? Rolf Hochhuth kontextiert den von ihm respektierten Oswald Spengler mit dem, so Hochhuth, unterschätzten Bismarck. Dieser war laut Hochhuth der Mann, der im Reichstag ein Gesetz einbrachte: “Recht auf Arbeit für jedermann”.

Erstausstrahlung am 19.07.1998

Eine Kanone namens Beethoven

GERMANIA ist eine Kunstfigur aus der Zeit der ersten deutschen Wiedervereinigung nach dem Krieg von 1870/1871 gegen Frankreich. Ursprünglich gab es einmal eine Frau oder Hexe, die dem Römischen Imperator Drusus in der Nähe der Elbe begegnete. Vor Schreck fiel der Römer vom Pferd und seither gibt es keine adäquaten Nachfolger Caesars mehr. Dies ist der Urgrund der GERMANIA, wie sie auf den Briefmarken des Kaiserreiches und auf den Denkmälern abgebildet ist. Die Vorkämpferin Frankreichs, MARIANNE, ging aus dem Befreiungskrieg der Revolution hervor. Im hundertjährigen Krieg siegte sie über die Engländer. Nach der großen Französischen Revolution führte sie die Franzosen auf kurze Zeit zur Herrschaft über ganz Europa. Im Krieg von 1870/71, dessen Folge die Gründung des deutschen Reichs war und die Krise Europas bis 1989, standen sich MARIANNE und GERMANIA konfrontativ gegenüber. Nur noch die Musik verbindet beide Kernländer Europas. Beethoven zum Beispiel wird mit seiner 5. Symphonie, die eine Symphonie der Französischen Revolution ist, in einem Benefiz-Konzert im belagerten Paris aufgeführt. Von dem Erlös der Konzerte wird eine Kanone gegossen. Sie erhält den Namen Beethoven und schießt gegen die Preußen. Dr. Manfred Osten, Generalsekretär der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, spricht über die grotesken Momente im Streit zwischen MARIANNE und GERMANIA, der sich über 2.000 Jahre hinzieht und über die berechtigte Hoffnung auf Eintracht, wie sie sich in einem kurzen Moment in der deutschen Klassik und im Reich Napoleons abzeichnet. Im 21. Jahrhundert werden sich MARIANNE und GERMANIA entweder vertragen oder es wird kein Europa mehr geben.

Erstausstrahlung am 11.07.1999