Die Friedensmacher

Bei den Aktivitäten der OSZE in der Ukraine, bei den Einsätzen in Zentralafrika durch Nicht-Militärs, bei Einsätzen in Afghanistan und im Kosovo geht es um sogenannte Friedenseinsätze. Die berufliche Ausbildung hierfür und die Koordinierung der Einsätze findet in einer Stiftung des Bundes statt, dem ZIF (Zentrum für Internationale Friedenseinsätze). Die Direktorin und Geschäftsführerin dieser Organisation schildert die Praxis dieser Einsätze und den damit verbundenen Beruf am Beispiel konkreter Fälle. Zur Krisenbewältigung sind diese Friedenseinsätze in unserer Welt offensichtlich von größerer Bedeutung als reine Militäraktionen. Begegnung mit Frau Dr. Almut Wieland-Karimi. Von Haus aus ist sie Orientalistin.

Erstausstrahlung am 07.07.2014

“Wir sind darauf angewiesen, die Welt zu verstehen – -“

24 Stunden produziert der Erdball täglich Geschehnisse, die für die Berichterstattung einer großen Tageszeitung über Außenpolitik relevant sind. Täglich müssen diese Massen von Tatsachen erneut auf das Wesentliche reduziert und eingeordnet werden. Sie müssen erzählbar, das heißt für den Leser interessant sein. Stefan Kornelius, Leiter des Ressorts Außenpolitik der Süddeutschen Zeitung, berichtet aus seiner Praxis.

Erstausstrahlung am 11.04.2011

Krisen löst man, ehe es zu spät ist

Die Herausforderungen an die Sicherheit werden härter. Abwehr von Cyber-Krieg, der Anti-Terrorismus, Verbot von Waffenhandel, Sicherung der Energieversorgung, Verteidigung: Aufgaben, wie diese gehören zu den Kerngebieten moderner Politik. Nichts davon entspricht mehr dem klassischen Kriegsbild Napoleons oder der Weltkriege. In Großbritannien liegt die Verantwortung für Sicherheit und Anti-Terrorismus bei der Ministerin Baroness Pauline Neville-Jones. Bei der NATO ist Dr. Jamie Shea, Assistant Secretary General, zuständig für EMERGING SECURITY CHALLENGES.

Erstausstrahlung am 15.05.2011

Das Blut der Welt

Was ist für die aktuelle Berichterstattung heute das Wichtigste? Emotionale Tiefe oder die Verbreitung in Echtzeit? Inhalt und Form der Nachrichten ändern sich vehement in unseren Tagen. Der Journalist und Filmemacher Stefan Aust berichtet aus Anlass des Films, den er über das Erdöl drehte.

Erstausstrahlung am 24.06.2012

Die Grauwerte des 21. Jahrhunderts

Georg Mascolo, früher Chefredakteur des SPIEGEL, leitet inzwischen den Recherche-Verbund NDR, WDR und SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, dem die Öffentlichkeit einen positiven Schub an investigativem Journalismus verdankt. Wie arbeitet dieser Verbund? Wie lässt sich aktiver Journalismus in der unübersichtlichen Krisenwelt des 21. Jahrhunderts intensivieren? Dass es Terror und Selbstmordattentäter gibt, ist, seit den Anfängen in Ceylon in den 80er Jahren bei den Tamil Tigers, ja seit der Zeit der Kreuzzüge, in denen die Assassinen als Mörder auftraten, nicht neu. Dass selbstmörderischer Terror dieser Art aber als Massenphänomen und unter Beteiligung junger Europäer stattfindet, und Ziele wie in Paris am 13. November 2015 und in Brüssel im März sucht, ist dagegen eine bestürzende neue Erfahrung. Ähnliches gilt für Konfliktherde wie in Zentralafrika, der Ost-Ukraine und im Nahen Osten und für die Fluchtbewegungen nicht nur in Europa, sondern fast überall in der Welt. Das 21. Jahrhundert erweist sich als eine Zeit der Unübersichtlichkeit. Auf diesem Hintergrund sind investigative Recherchen, die z.B. die groteske bürokratische Struktur des Islamischen Staates aufdeckten, von größter Bedeutung. Ebenso wie Untersuchungen zu einem No-Spy-Abkommen zwischen den U.S.A. und der Bundesrepublik. Andere Nachrichten handeln davon, dass deutsche Waffen in Kurdistan auf dem freien Markt auftauchen. Zu den gefährlichsten Krisen gehören die Konfliktfelder auf der Welt, an denen unmittelbare Kriegsgefahr besteht, falls eine der Parteien ausrastet. Als erfahrener Journalist betont Georg Mascolo wie schwer es ist, Voraussagen zu machen. Die Realitäten in unserer Welt sind stets für Überraschungen gut. Umso gründlicher muss recherchiert werden. Ein Haupteindruck unserer Welt geht von deren Beschleunigung aus. Georg Mascolo rät, diese Beschleunigung zumindest bei der Publikation von Urteilen nicht zusätzlich anzutreiben, sondern sich gerade hier auf der Ebene der Einordnung und der Meinung zurückzuhalten. “Facts should sit again in the driver’s seat.” Wir treffen Georg Mascolo auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2016.

Erstausstrahlung am 04.05.2016

Putins Blick auf die Welt

Dr. Fiona Hill ist eine bedeutende Analystin aus dem Umkreis des Weißen Hauses und arbeitet derzeit für die Brookings Institution, eine private Stiftung für politische Forschung. Sie ist dort für Europa und Russland zuständig. Aufsehen erregte ihre außerordentlich kenntnisreiche Putin-Biografie, die auf Quellen beruht, die nicht jeder hat. Der Vater Putins war im 2. Weltkrieg an der Leningrad-Front im Hinterland der Deutschen Kommandant eines russischen Sprengtrupps. Er wurde verraten und schwer verwundet. Mit unbändiger Willenskraft gelangte er durch die Front zurück. Von der Zähigkeit dieses väterlichen Überlebenskampfes ist, so Fiona Hill, der Charakter des russischen Staatschefs bis heute bestimmt. Das Auseinanderfallen der Sowjetunion in Teilrepubliken, das Putin als Geheimdienstoffizier in Dresden erlebte, hat eine weitere Versteifung seiner Haltung hinzugefügt. Ähnlich wie bei Reichswehroffizieren und Freikorpskämpfern nach 1918 in Deutschland. Alles Politische und alles Militärische in der Welt, so heißt es im Buch “Vom Kriege” von Clausewitz, hat mit dem “Fog of War”, dem “Nebel des Kriegs” zu rechnen. Navigation in diesem schwierigen Nebelgelände, so Fiona Hill, scheint zu den Spezialfähigkeiten Putins zu zählen.

Erstausstrahlung am 30.05.2016

Im Minenfeld der Geschichte

Auf der MSC treffen sich jährlich Regierungschefs, Verteidigungs- und Außenminister, Militärexperten und Wirtschaftsführer von allen Kontinenten. Auf den Podien geht es um die Krisen der Welt und deren Lösung. Die Konferenz ist auch Gelegenheit für zweiseitige Gespräche und Verhandlungen. So fand hier am Vorabend eine wichtige Einigung zwischen den USA und Russland über den Friedensprozess in Syrien statt. Die Stimmung der diesjährigen Tagung war durch großen Ernst charakterisiert. In der Rede des russischen Premierministers Medwedew war die Rede von einem bereits ausgebrochenen NEUEN KALTEN KRIEG, der auch in einen heißen Konflikt übergehen könne. Regionale Machtgruppen und zwei Großmächte sind in Syrien am Werk. Die Migrationsströme (nicht nur aus dieser Konfliktzone) haben Europa unvorbereitet getroffen. Der Konfliktherd in der Ost-Ukraine ist eingedämmt, aber längst nicht „eingefroren“. Im chinesischen Meer bereitet sich eine Konfrontation zwischen China und den USA vor. Die Weltsituation ist in vieler Hinsicht unübersichtlich. Wir treffen auf den Sprecher der „Syrischen Hohen Delegation (HSC)“, auf Prof. Dr. Charles Kupchan, den Direktor für europäische Angelegenheiten im Nationalen Sicherheitsrat des Weißen Hauses, auf Dr. Fiona Hill, Russlandexpertin und Putin-Biografin von der Brookings Institution in Washington, auf den leidenschaftlichen Journalisten Georg Mascolo und den Schweizer Generalstabsoffizier und Journalisten Dr. Bruno Lezzi. Entgegen vielen Erwartungen glückten im Jahr 2015 diplomatische Durchbrüche in der Frage der iranischen Atomrüstung, in der Sache eines grundsätzlichen Fahrplans für Gespräche in der Syrien-Frage und, ebenso überraschend, im Dezember in Paris ein Anfang zu einer weltweiten Einigung zum Klima-Problem. Diese Lichtblicke stehen in einem ungleichen Verhältnis zur Zahl der „eingefrorenen“ und „heißen“ Konflikte, die rasant zunehmen. Die Weltkugel verfügt derzeit über zu viele Minenfelder. Eindrücke auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2016.

Erstausstrahlung am 30.03.2016

Das radikale Kalifat

Am Kings College in London besteht ein „Center for the Studies of Radicalization“. Es betreibt Terrorismusforschung. Mit Schwerpunkt untersucht diese Arbeitsgruppe die Frage, was junge Europäer zum IS treibt. Praktische Gegenwartsforschung verbindet sich mit Grundlagenforschung. Ausgangspunkt war, dass britische Djihadisten in Facebook und Instagram offen über ihre Aktivitäten berichteten. Die Forscher folgten ihnen über die Kommunikationslinien aufs Schlachtfeld. Die Kämpfer zeigten sich äußerst mitteilungsbedürftig. Gewöhnlich verbrennen sie bei ihrem Aufbruch zum IS ihre Pässe. Sie haben „die Schiffe hinter sich verbrannt“. Da sie mit keiner Rückkehr rechnen, scheuen sich nicht, wenn sich durch lebhaften kommunikativen Austausch selbst belasten. Ihr Lebensgefühl: „Noch in tausend Jahren wird über unsere Taten erzählt werden“. Die Forscher in London haben über 750 solcher „Wege ins Kalifat“ verfolgt. Es geht um junge Leute, die z.B. in den Vororten von Paris das Leben eines „Losers“ führen. Für ihr Gefühl werden sie als Kämpfer des Kalifats zu einem „100 % Winner“. Es geht um eine Jugendkultur und – was noch wichtiger ist – eine Gegenkultur, die Generationskämpfe durchführt. Wissenschaftliche Untersuchungen, die einen Zeitraum von über 100 Jahren erfassen, ergeben, dass Terror sich in Wellen vollzieht: von der  anarchistischen Welle, die im 19. Jahrhundert beginnt, über den Terror im frühen 20. Jahrhundert bis zu den Attentaten der Roten Armee Fraktion in den 1970er Jahren und dem religiösen Terror, der die Twin Towers traf, seien vier Wellen zu beobachten. Eine fünfte, hybride, neuartige, sei zu erwarten. Auffällig ist die Begrenzung jeder Welle auf etwa eine Generation (30 Jahre). Auch dies spricht für den Zusammenhang von „Jugendkultur“, Generationskonflikt und gewalttätigem Protest. Auffällig ist die Tatsache, wie schwer es ist, aus der sozialen und militärisch bewachten Gruppe im Islamischen Staat zu desertieren. Der Typ des Selbstmordattentäters bedarf weiterer Forschung. In der europäischen Zivilgesellschaft wird unterschätzt, wie häufig Selbstmordattentäter in der Geschichte und in nicht-europäischen Gesellschaften sind. Das Neue liegt in der rasanten Zunahme der Fälle. Die ältere Generation in den muslimischen Gesellschaften, einschließlich ihrer Imame, ist nicht vorbereitet auf die Angriffslust der Jungen im Kalifat. Auf wesentliche Fragen Jugendlicher nach Identität, Droge und Sex gibt es dort keine Antworten. Für die Terrorismusforschung geht es um drei große Fragen: 1. Prävention, 2. Intervention, 3. De-Radikalisierung. Man kommt den Antworten nicht näher, wenn man die Radikalisierung des Kalifats unterschätzt. So sind dort die drei Merkmale eines Staates: Territorium, Verwaltung und Gewaltmonopol, verwirklicht, wir würden uns aber trotzdem scheuen, dieses Gewaltgebilde einen Staat zu nennen.  Was aber wäre ein besserer Ausdruck dafür? Prof. Dr. Peter Neumann, Kings College London, Leiter des „Center for the Studies of Radicalization“, berichtet.

Erstausstrahlung am 04.04.2016

Homo migrans

Flucht und Migration von Menschen, wie wir sie heute erleben, ist keine Ausnahme, sondern eine Dauererscheinung der Geschichte. Es sind oft die gleichen Grenzübergänge. Aus Ungarn z.B. fliehen über die gleichen Stationen 1956, nach Niederschlagung des ungarischen Aufstands gegen die Russen, die Ungarn selbst in den West. 1989 kamen über die gleiche Grenze die DDR-Flüchtlinge. Und heute ist es der Flüchtlingsstrom aus Syrien. Ganz andere Flüchtlingskolonnen bilden vor 300 Jahren die von der Gegenreformation verfolgten Salzburger Protestanten. Ein weiteres Beispiel sind die Hugenotten aus Frankreich, die nach den Massakern der Bartholomäus-Nacht von dort nach Deutschland emigrieren. Die Hugenotten bringen für Preußen einen Innovationsschub um mehr als 50 Jahre. Migration existiert seit unsere Vorfahren aus Afrika, vor etwa 120.000 Jahren, auswanderten und die Welt eroberten. Große Migrationsschübe im 19. Jahrhundert aus Hunger und aus politischen Gründen sollten wir auf dem Hintergrund der Gegenwart neu in Erinnerung bringen. Deutsche Auswanderer waren für die Besiedelung der U.S.A. entscheidend. Migration ist ein weitgehend noch unerforschtes Gebiet. Der Migrationsforscher und Regierungsberater Prof. em. Dr.  Klaus J.  Bade, Vorsitzender des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR), berichtet.

Erstausstrahlung am 13.04.2016