Raumfahrt als inneres Erlebnis
Raumfahrt betreiben wir Menschen bisher nur in engster Nachbarschaft der Erde. Die Erfahrungen sind faszinierend.
Raumfahrt betreiben wir Menschen bisher nur in engster Nachbarschaft der Erde. Die Erfahrungen sind faszinierend.
Wie fliegt man (umgekehrt) ins Innere des Sonnensystems und nĂ€hert sich dem Zentralgestirn? Der Spezialist fĂŒr menschliche Raumfahrt, Prof. Dr. Dipl.-Ing. Harry O. Ruppe, gehört zu den frĂŒhesten GefĂ€hrten Wernher von Brauns. Er leitete das Future Projects Office (FPO), USA: das BĂŒro fĂŒr Zukunftsprojekte, das spĂ€ter in der NASA aufgegangen ist. Dr. Ruppe ist ein erfahrener, Ă€uĂerst kritischer Praktiker, der mit Leidenschaft vom Traum der Raumfahrt spricht. Bis in eine Entfernung von 50 Lichtjahren, sagt er, wissen wir schon recht genau Bescheid.
Der Direktor des Instituts fĂŒr Raumfahrttechnik an der TU MĂŒnchen, Prof. Dr.-Ing. Harry O. Ruppe, WeggefĂ€hrte Wernher von Brauns, berichtet ĂŒber die Riesenplaneten jenseits des Mars als Ziele der modernen Raumfahrt. Wie fliegt man (umgekehrt) ins Innere des Sonnensystems und nĂ€hert sich dem Zentralgestirn?
Der Raumflughafen Baikornur und die Raumstation MIR waren der Stolz des sowjetischen Imperiums. Nachdem die Amerikaner den Wettlauf zum Mond gewonnen hatten, konzentrierten die Russen alles, was sie vermochten, auf dieses Projekt. Danach brach das Imperium zusammen. Baikonur und MIR sind seither unterversorgt. Trotz eines Beinahe-Fiaskos und einer Sammlung von 1.000 StörfĂ€llen umrundet die Raumstation immer noch unverdrossen die Erde. Dieser erste und einzige menschliche Wohnsitz im Kosmos gehört zu den gefĂ€hrlichsten Orten der Welt. Aus jedem Fehler aber lernt die Menschheit, wie man eine Raumstation baut und zum Sternenflug startet. Mit einem Beitrag von Generalleutnant Pugatschow (Peter Berling) ĂŒber den Betrieb des Weltraumbahnhofs Baikonur bei Stromsperre. In Zusammenarbeit mit SPIEGEL TV.
Die Mondlandung vor 25 Jahren hatte in der Mitte des Projekts einen katastrophalen Unfall. Ein Jahr vor ihr erfolgte bereits der Triumph der Mondumkreisung zum Weihnachtsfest, ihr folgte einer der dramatischsten Momente der Apollo-Raumfahrt: die Havarie von Apollo 13 durch Explosion des Motors. Der Mannschaft gelang es, sich in das Landungsmodul einzuschlieĂen, wie in ein Rettungsboot, und mit den winzigen Hilfsmitteln des Fahrzeugs den Kurs auf die Erde zu lenken. Alle Wahrscheinlichkeiten hĂ€tten dafĂŒr gesprochen, dass die Astronauten von Apollo 13 in einem Wrack im Weltall zurĂŒckgeblieben wĂ€ren. Durch eine unwahrscheinliche Konzentration von KrĂ€ften gelang die glĂŒckliche Landung. Die entscheidenden Schaltungen mussten im Funkschatten des Mondes, ohne jede Hilfe von der Erdstation, vorgenommen werden.
Peter Satorius, Leitender Redakteur der SĂDDEUTSCHEN ZEITUNG, berichtet ĂŒber das teuerste Projekt der Menschheit. Der Start der Expedition zum Mars ist inzwischen auf das Jahr 2019 festgelegt, d.h. zum 50. Jahrestag der Mondlandung. Der Countdown der NASA lĂ€uft bereits. Voraussetzung des Starts ist das Funktionieren der permanenten Raumstation, die die Erde umrundet. Sie gehört zu den teuersten Bauprojekten der Menschheit.
Im Kalten Krieg bedeuteten die Erfolge Russlands in der Raumfahrt fĂŒr die U.S.A. eine Herausforderung. So kam es zur Aufholjagd zum Mond, die mit der Landung von Menschen auf dem Mond das Apollo-Projekt krönte. Vom fachlichen Standpunkt der Raumfahrttechnik war dieses publikumswirksame Projekt ein IrrlĂ€ufer. Der Sprung in den Weltraum und zu den Planeten hĂ€ngt nicht von der Landung eines Menschen auf dem Mond, sondern von der Errichtung einer Raumstation ab, von der aus RaumflĂŒge selbststĂ€ndig stattfinden können.
Die Post-Apollo Projekte konzentrierten sich auf dieses Ziel. Dabei bildeten Spacelab und Spaceshuttle ein zusammenhÀngendes System. Die Versuche der europÀischen Raumfahrtbehörde ESA in dieser Entwicklung einen autonomen, europÀischen Beitrag zu entwickeln, scheiterten. In den U.S.A. drosselten Budgetfragen die konsequente Weiterentwicklung vor allem nach der Spaceshuttle-Katastrophe.
Das heute dominierende Marsprojekt der ESA vermeidet die Fehler der Vergangenheit. Es hat aus sĂ€mtlichen Fehlern und IrrtĂŒmern der vorangehenden Projekte gelernt. Der Experte Dr. Tilmann Siebeneichner, FU Berlin, berichtet.
Aus dem revolutionĂ€ren Elan des jungen Russland nach 1917 entstand der Konstruktivismus: kĂŒhne EntwĂŒrfe vor allem von architektonischen ZukunftsstĂ€dten und Utopien, darunter auch aus den Wolken herabhĂ€ngende HochhaustĂŒrme. Immer ging es um die Eroberung des Himmels und der Sterne. Dieser Konstruktivismus hat sich auf die Architektur der russischen Raumfahrt ausgewirkt, auf die Gestaltung der Technik ebenso wie auf die Struktur der Abschussrampen und die Innenausstattung der Raumfahrtzeuge. Philipp Meuser hat diesem Zusammenhang von Konstruktivismus und Kosmonautik ein imposantes und bilderreiches Werk gewidmet.
Wie richtet man Raumstationen ein? Welche Innenausstattung ist adĂ€quat fĂŒr Raumfahrzeuge, in denen sich Menschen auf lange Dauer einrichten? Welcher Blick auf welche WĂ€nde ist auszuhalten, wenn die wenigen Fenster des Raumfahrzeugs in gröĂerer Entfernung von der Erde nur noch Sterne zeigen? Die Raumfahrt fordert den Beruf spezieller Designer wie in Russland der Galina Baleschowa.
Raumfahrtdesignerin Dr. Regina Peldszus, Expertin der ESA, berichtet.