In einer berühmten antiken Erzählung sitzt ein Fischer müßig am Ufer. Ein Besucher fordert ihn auf, die Zeit zu nutzen, Fische zu fangen. Er könne sich dann ein neues Boot kaufen, ein Geschäft eröffnen und das Geld sammeln, damit er sich später zur Ruhe setzen könnte. Der Fischer antwortete: „Das tue ich doch schon gerade.“ Der Umgang mit der Zeit, mit Eile und Muße, ist in unseren Tagen genauso eine offene Frage wie in der Zeit des Kirchenvaters Augustinus. In gewisser Hinsicht sind wir Menschen Uhren. Eine Uhr misst die Relationen in Raum und Zeit. Sie misst aber nicht die Zeit selbst. Die ist eine der großen, nicht leicht erklärbaren Kategorien des menschlichen Vorstellungsvermögens. „Die Uhr ist eine Maschine, die nichts produziert.“ In der Antike wird sie repräsentiert durch den Gott Chronos, der seine Kinder verschlingt. Es gibt aber auch einen winzigen Glücksgott, den Kairos, der mit den Menschen und ihrer Zeit auf andere Weise umgeht. Der Historiker Alexander Demandt hat in seiner Kulturgeschichte der Zeit ein faszinierendes Porträt unseres ständigen Begleiters geliefert, der Zeit.
Erstausstrahlung am 29.08.2016