Im Jahrhundert der Biologie

Episoden:

Versuch und Irrtum in der Natur

PalĂ€obotaniker befassen sich mit der Pflanzenwelt vor Jahrmillionen. Geologie und Botanik stehen in solchen fernen Zeiten in engster Symbiose. Es zeigt sich, dass das Leben mehrfach radikale Kehrtwendungen vollzieht. Die Evolution des Chlorophylls, die Feindschaft gegenĂŒber Sauerstoff und das Leben in einer SauerstoffatmosphĂ€re wechseln einander ab. Prof. Dr. Daber leitet eine der interessantesten Sammlungen der Welt an der Humboldt-UniversitĂ€t in Berlin.

Vielfalt des Lebendigen

Die Taxonomie ist die Wissenschaft von der Vielfalt des Lebens. Gleich, ob es sich um solche Vielfalt im Stadtgebiet einer Metropole oder auf exotischen Inseln im Pazifik handelt. Wie viel unbekannte Arten gibt es auf fernen Inseln? Wie viele Lebewesen existieren auf dem Gebiet einer westdeutschen Großstadt? Trillionen, Milliarden? Der Bio-DiversitĂ€tsforscher und Botaniker Prof. Dr. Georg Zizska, Frankfurt am Main, erforscht den GARTEN DER VIELFALT.

Die glÀsernen Sarkophage

Der große Arzt Rudolf Virchow begrĂŒndete die Pathologische Sammlung der CharitĂ© in Berlin, die mit 23.000 Körperteilen einzigartig war. Im Krieg wurde das GebĂ€ude zerstört, aber ĂŒber 8.000 in GlĂ€sern und SchrĂ€nken aufbewahrte Dokumente und RaritĂ€ten blieben erhalten. Die Sammlung berichtet von den VerĂ€nderungen menschlicher Krankheiten. Sie zeigt auch monströse Varianten, die der menschliche Körperbau annehmen kann: Janusköpfe, EinĂ€ugige, Zusammengewachsene und Monster. Dr. nat. Peter Krietsch und der Direktor des Pathologischen Instituts in der CharitĂ©, Dr.med. Manfred Dietel, interpretieren. Die Sammlung soll bis 1999 zu einem Berliner Medizin-Historischen Museum ausgebaut werden.

Die Kulturgeschichte der Mausefalle

Vor 8.000 Jahren errichteten die Pharaonen ihre Getreidespeicher in Ägypten, mit denen das Volk die dĂŒrren Jahre ĂŒberlebte. Diese Speicher wurden zeitgleich auch von den MĂ€usen anvisiert, die eine Ă€ltere Geschichte haben als die Menschen. Seither herrscht Kampf der Menschen gegen die MĂ€use. Weder die AufrĂŒstung der Mausefallen im Laufe der Jahrhunderte noch die immense Fruchtbarkeit der Nagetiere fĂŒhrte bisher zu einer Entscheidung. Wolfhard Klein ĂŒber die Kulturgeschichte der Mausefalle. Der neugierige Rheinland-PfĂ€lzer hat diesem Thema eine Ausstellung und ein spannendes Buch gewidmet.

Was ist ein Korallenriff?

In nĂ€hrstoffarmen Meeren bilden sich als Oasen in der WasserwĂŒste die Korallenriffe. Sie sind mehrere tausend Jahre alte kollektive Gebilde: UnterwasserstĂ€dte der Natur. Die Evolution, die zu den heutigen Korallenriffen fĂŒhrte, hat ein Alter von mehreren 100 Millionen Jahren. Der PalĂ€ontologe Prof. Dr. Reinhold Leinfelder, Generaldirektor des Museums fĂŒr Naturkunde in Berlin, spezialisiert auf die Evolution der Korallenriffe, berichtet ĂŒber diese “Überlebensmaschinen”, die vermutlich ein Wahrnehmungsvermögen haben.

Herz unter dem Messer

LebenslĂ€nglich schlĂ€gt in jedem Menschen ein treuer Muskel: das Herz. Der Ă€rztliche Eingriff in dieses Organ war, wegen dessen Bedeutung fĂŒr das Leben, stets mit einem gewissen Schrecken verbunden. Die Transplantation ganzer Herzen gelang in der Geschichte der Chirurgie relativ spĂ€t. Sie gehört seither zu den Glanztaten der Chirurgie.

Der erfolgreiche Herzchirurg Prof. Dr. Roland Hetzer vom Herzzentrum Berlin berichtet.

Spannend und informativ.

Der schleichende Tod

Am Ende ihres Lebens wurden der Hollywood-Star Rita Hayworth und der U.S.-PrĂ€sident Ronald Reagan zu menschlichen Ruinen. Das war das Werk einer tĂŒckischen Krankheit: Morbus Alzheimer. Nur Menschen haben Alzheimer, Tiere kennen diese Krankheit nicht. Der Hirn-Anatom Prof. Dr. med. Braak erforscht die komplexen Strukturen im menschlichen Gehirn, die fĂŒr Alzheimer anfĂ€llig sind. Dies sind vor allem Regionen im Gehirn, die fĂŒr die Evolution des Gehirns neu sind. Wale, Elefanten und Menschen besitzen in ihren Hirnen Neuentwicklungen, die in zwei Millionen Jahren zu einem völlig neuen, leistungsstĂ€rkeren Gehirn fĂŒhren könnten. Da, wo frĂŒher der Geruchssinn herrschte, entwickelt der Neo-Cortex seine neuen Kolonien. In der Übergangszeit aber, sagt Prof. Dr. med. Braak, liegt hier fĂŒr eine Teilgruppe der Menschen eine Gefahrenzone.

WĂŒrden wir Menschen 180 Jahre alt, bekĂ€me jeder von uns Alzheimer.

Die enorme Robustheit der Insekten

Die Evolution ist ein bewundernswerter Architekt. Das gilt besonders fĂŒr die Organe der Empfindsamkeit, die Sensoren, die Nerven und die Intelligenz. UrsprĂŒnglich gibt es in der Natur die Hohltiere, Tiere wie die Medusen: alles an ihnen ist Außenhaut, vernetzte Intelligenz, keine Hierarchie. Daraus entwickeln sich zwei große StĂ€mme: die Tiere, die ein RĂŒckgrat haben (das fĂŒhrt zu uns) und die Tieren mit einem BAUCHGRAT, die Insekten, (sie haben den Nervenstrang nicht oberhalb der RĂŒckenstĂŒtze, sondern unten, also auch ein “Unten-Hirn”). Die Gehirne der Bienen besitzen eine einzigartige Leistungskraft, auch wenn sie so winzig sind. Wie funktioniert die Intelligenz der Bienen? Was verstehen wir ĂŒber unsere Gehirne und Nervensysteme besser, wenn wir die Schwester-Intelligenz der Bienen untersuchen? Brauchen Bienen Schlaf? Gibt es bei ihnen VerjĂŒngung? Wie ĂŒbertragen sie ihre Informationen? Was und mit welchen Sinnen sehen sie den Himmel? TrĂ€umen die Bienen? Das Wappen Napoleons war die Biene. Prof. Dr. Randolf Menzel, Neurobiologe an der Freien UniversitĂ€t Berlin, ĂŒber die Evolution der Gehirne bei uns und bei den Insekten.

Nachricht von blinden Fischen

Aus unterirdischen Quellen des Zagros-Gebirges im Irak (heute von Kurden autonom verwaltet und verteidigt) traten in jĂŒngster Vergangenheit blinde, unbekannte Fische hervor. Sowie sie ins Freie kamen, fielen die viele Tausend Jahre alten Geschöpfe – wehrlos – den Vögeln zum Opfer. Forscher retteten einige Exemplare der bis dahin unbekannten Spezies. Im Meer, in den FlĂŒssen und in den Wassern unter der Erde existieren mehr Fische, mehr Unbekanntes, als wir meinen. Von den großen Wanderungen der Fische weiß man viel. Aber immer noch sind breite Teile dieses Geschehens voller RĂ€tsel. Sigmund Freud schrieb seine Doktorarbeit ĂŒber den sexuellen Drang der Aale, der diese Tiere aus den FlĂŒssen ĂŒber den Atlantik in die Karibik und in der nĂ€chsten Generation wieder zurĂŒck aus der SalzwĂŒste zu den SĂŒĂŸwasserquellen treibt. Menschliche Installationen wie der Suezkanal eröffneten im 19. Jahrhundert den Fischen des Indischen Ozeans und des Roten Meeres den Weg ins Mittelmeer. Dort besetzen sie fast alle RĂ€ume, die vormals die Fische der Antike besiedelten. Der Ichthyologe (Fischforscher) Dr. Jörg Freyhof ĂŒber Unbekanntes aus dem Reich der Fische.

Gehirne von Menschen und Vögeln

Vor 280 Millionen Jahren trennten sich die Wege zwischen den Vorfahren der Vögel und denen der Menschen. Immer noch aber zeigen die Gehirne von Raben und Papageien in ihren Strukturen verblĂŒffende Ähnlichkeiten mit denen der Menschen. Spiegelt man diese elementaren GrundzĂŒge der Denkapparate, so gelangt man zu einem besseren VerstĂ€ndnis fĂŒr beide Arten der Gehirne und erhĂ€lt interessante Einblicke in die Arbeitsweise der Evolution.

Prof. Onur GĂŒntĂŒrkĂŒn von der Ruhr-UniversitĂ€t Bochum berichtet.

Spannend und informativ.

Dicty, der Schleimpilz

Die Amöbe Dictyostela heißt Schleimpilz, ist aber kein Pilz. Die winzigen Amöben sind mit dem bloßen Auge nicht zu sehen. Wenn sie aber der Hunger treibt, finden sie sich zu riesigen Placken zusammen, die im Wald die Wanderer erschrecken. Von dieser Erscheinung, nĂ€mlich Milliarden dieser Lebewesen, stammt der Name Schleimpilz.

Prof. Dr. Ralph GrĂ€f, ein Evolutionsbiologe, untersucht seit Jahrzehnten diese Amöbe. Sie besitzt Zellen, die den menschlichen Hautzellen verblĂŒffend Ă€hnlich sind. Die DNA zeigt in dieser Hinsicht partiell mehr Ähnlichkeit mit den Menschen als die Mehrzahl der Primaten, die den Menschen doch in der Evolution nĂ€her stehen. Die merkwĂŒrdige Amöbe bietet deshalb ein ideales Forschungsfeld fĂŒr die Heilkunde beim Menschen.

Wölfe

Wölfe sind spezialisierte LaufgÀnger. Seit mehr als 16.000 Jahren gibt es eine spirituelle Beziehung zwischen Wölfen und Menschen. Zahllose MÀrchen und Phantasien handeln davon. Aber auch das Verhalten und die Intelligenz von Mensch und Wolf haben aufgrund der gemeinsamen Evolution miteinander mehr zu tun als wir glauben. Der Biologe Prof. Dr. Kurt Kotrschal untersucht im Wolf Science Center in Niederösterreich das kognitive Verhalten von Wölfen und Hunden.

Das Lieblingstier der Biochemiker

Seit 280 Millionen Jahren gibt es die DROSOPHILA. Dieses flugkĂŒnstlerisch ausgebildete, rotĂ€ugige Insekt bevölkert die biologischen Labore in aller Welt. Die Flugmuskeln dieses Tiers erlauben bei einer speziellen Unterart 200 FlĂŒgelschlĂ€ge pro Sekunde. Die Gene, die so etwas bewirken, sind das Forschungsfeld von Dr. Frank Schnorrer, Max-Planck-Institut fĂŒr Biochemie in Martinsried.

Die 8. Plage

Aggressive Investoren werden nach ihnen benannt. Sie zĂ€hlen an 8. Stelle zu den Plagen, mit denen Gott Ägypten strafte. Noch heute können HeuschreckenschwĂ€rme ganze Landstriche verwĂŒsten. Der Biologe Prof. Dr. August Dorn, UniversitĂ€t Mainz, erforscht die Besonderheiten dieser Tiere.

Spartakus im Ameisenstaat

Es gibt eine Ameisenart, die fremde Ameisennester ĂŒberfĂ€llt und die soeben aus dem Ei geschlĂŒpften Puppen in das eigene Nest ĂŒberfĂŒhrt. Dort wachsen sie als Sklavinnen auf und besorgen sĂ€mtliche Arbeiten. Sie versorgen vor allem die Brut des Sklavenhalterstaates. In der Evolution aber existieren immer KrĂ€fte und GegenkrĂ€fte. So wurde beobachtet, dass die Arbeiterameisen, die von ihrer Versklavung in frĂŒhster Jugend nichts wissen können, dadurch den Aufstand proben, dass sie die ihnen anvertraute Brut des RĂ€uberstamms angreifen und vernichten. So hat das Wachstum der Raubameisen eine Grenze.

Prof. Dr. Susanne Foitzik, Evolutionsbiologin an UniversitÀt Mainz, berichtet.

Ameisen (das “politische” Tier)

Die grĂ¶ĂŸte Biomasse auf dem Planeten Erde stellen die sozialen Insekten dar. Seit es WĂ€lder gibt existieren die Ameisen. Ihre Evolution, ihre vom Bild der SĂ€ugetiere und uns Menschen abweichenden Körper und Lebensweisen sind eine RealitĂ€t.
Zugleich rankt sich um sie ein Narrativ: ErzĂ€hlungen, in denen menschliche Erfahrungen, Staatsmacht, Tugenden und Sozialverhalten betreffend auf Ameisen bezogen werden. Oft vermischen sich ErzĂ€hlungen ĂŒber Bienen und deren Staaten mit Geschichten ĂŒber Ameisen und deren Königinnen. Andere Geschichten handeln von Raubameisen und dem Wunder an Kooperation, das in Ameisengesellschaften herrschen kann.

Prof. Dr. Niels Werber, UniversitĂ€t Siegen, hat in seinem Buch AMEISEN-GESELLSCHAFTEN ein hochinformatives Panorama dieses Narrativs vorgelegt. Darin geht es ebenso um die Debatten der Evolutionsbiologen wie den utopischen Roman von H.G. Wells: Menschen begegnen in der NĂ€he der Quellen des Amazonas einer ĂŒberlegenen Ameisenrasse.

Der Masterplan sozialer Insekten

Soziale Insekten besitzen Vorfahren, die mehr als 100 Millionen Jahre alt sind. Es gibt bei ihnen Hierarchien und Spezialisierungen. Man sieht Schreckens-erregende Riesen und Soldaten. Bei BlattlÀusen kann man zweifeln, ob die tausendfache Kolonne der Klone als Ganzes oder die einzelne Laus das Lebewesen darstellt. Professor Dr. James Hunt berichtet.

Die Ameise mit den Himmelsaugen

Mit nur 0,1 Gramm Hirngewicht erbringt die WĂŒstenameise Cataglyphis Navigationsleistungen, die die FĂ€higkeiten modernster Roboter weit ĂŒbertreffen. Die Tiere richten sich dabei nach Himmelserscheinungen, die wir Menschen nicht sehen können. Die Hirne von Insekten sind von den unseren sehr verschieden. Sie verfĂŒgen ĂŒber einen fantastischen Orientierungssinn. Der Biologe Prof. Dr. Bernhard Ronacher, Humboldt-UniversitĂ€t, berichtet.

Mein Lieblingsfrosch

Fische und der Frosch Xenopus (der unter Wasser lebt), besitzen einen Ferntastsinn, die sog. “Seitenlinie”. Deren nervliche ReprĂ€sentanzen und Besonderheiten im Gehirn sind eng verwandt mit dem Gehörsystem des menschlichen Ohrs. Ferntastsinn und Gehör (einschließlich der Musik) gehen auf eine ursprĂŒngliche gemeinsame Wurzel zurĂŒck. Der Biologe Prof. Dr. Elepfandt, Humbolt UniversitĂ€t Berlin, untersucht diese sogenannte Seitenlinie an seinem Lieblingsfrosch Xenopus, der in SĂŒdafrika lebt und ĂŒber eine große Reihe von besonderen Eigenschaften verfĂŒgt.

Harmonie im Bienenstock

Ein Bienenvolk gleicht einer Fabrik. Das Ziel ist die Produktion einer Königin. Diese garantiert fĂŒr alle Bienen die bestmögliche genetische Zukunft. Die grĂ¶ĂŸtmögliche Ungleichheit bildet dabei, wie in Platos Staat, die Grundlage der Kooperation. Prof. Francis L.W. Ratnieks, Biologe an der UniversitĂ€t Sheffield und Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, berichtet ĂŒber die heftigen Konflikte, die im Bienenstock existieren und ĂŒber die erst kĂŒrzlich erforschten Mechanismen, die diese Konflikte entschĂ€rfen.

Der Àlteste Penis der Welt

Dr. J.A. Dunlop, University of Manchester und Humboldt-UniversitĂ€t-Berlin, ist Spinnenforscher (Arachnologe). Zugleich ist er ArchĂ€o-Biologe. Er erforscht z.B. 400 Millionen Jahre alte Fossilien von Weberknechten. Diese Tiere sind, weil sie erfolgreich waren, heute genauso geblieben wie damals. Imponierend die Geschlechtswerkzeuge dieser extremen LangfĂŒĂŸler. Der Penis muss lĂ€nger sein als die ĂŒberproportional langen Beine. Das Organ hat sich offenbar als praktisch erwiesen. Es hat sich seit 400 Millionen Jahren nicht verĂ€ndert. Dr. J.A. Dunlop ĂŒber seine Forschungen.

Das EisbÀr-Genom

FrĂŒher hielt man die EisbĂ€ren fĂŒr eine Abzweigung der BraunbĂ€ren, die vor 150.000 Jahren stattgefunden haben sollte. Jetzt wurde durch Untersuchung des vollstĂ€ndigen Genoms der EisbĂ€ren festgestellt, dass beide Arten sich parallel, gleichzeitig, und zwar seit 600.000 Jahren spezialisiert haben. Die Könige des Nordpols tragen also nicht nur gewaltige Fettmassen an ihrem Körper, sondern besitzen auch eine gewaltige Erfahrungsmasse in ihren Genen, die am Überlebenskampf im Eis so geschult ist. Haben sie deshalb eine Chance, heute als Gattung die KlimaverĂ€nderungen und die zerstörerische Begegnung mit dem Menschen zu ĂŒberleben? Wie weit reichen die Auswege? Wie lebt dieses “grĂ¶ĂŸte Landraubtier der Erde” in seiner tĂ€glichen Praxis? Prof. Dr. Axel Janke, Evolutionsgenetiker an der UniversitĂ€t Frankfurt/Main, ist Experte fĂŒr das EisbĂ€rengenom. Die EinbrĂŒche in das Habitat der BĂ€ren erfolgen derzeit zu plötzlich. Es ist deshalb nicht sicher, dass der Erfahrungsschatz der vergangenen 600.000 Jahre ausreicht, um der Gefahr des 21. Jahrhunderts die Stirn zu bieten.

Als Biologe in Russlands Norden

Der Norden Russlands zĂ€hlt teilweise zur Arktis. Dies gilt besonders fĂŒr den Insel-Archipel Nowaja Semlja. Hier liegt das Forschungsgebiet des Biologen und Ökologen Dr. Glasow. Die Tiere, die er hier untersucht, kommen von den Reisfeldern Thailands herangeflogen und nisten an den extrem kalten KĂŒsten im Norden Russlands. Oft bringen sie aus dem SĂŒden Pestizide in den Norden, wo diese nur langsam abgebaut werden. Ein Teil des Weltwetters wird von dieser nördlichen Zone mitbestimmt. Der Biologe Dr. Glasow hat aber auch eine Topografie der Tiere in der 10-Millionen-Stadt Moskau geschrieben. Im Kreml, sagt er, singen 4.000 Nachtigallen. Es gibt in Moskau nicht nur 10 Mio. Bewohner, sondern auch 10 Mio. freilebende, teils wilde Tiere. Dr. Glasow berichtet.

Uhren des Lebens

Alle lebendigen Körper besitzen Uhren. Die in die Körper eingebauten Zeitgeber sind bei Einzellern und Primaten durch alle Zeiten hindurch Ă€hnlich. PrioritĂ€t haben die Taktgeber, die sich am Tag- und Nachtwechsel orientieren, d.h. der Sonne folgen. FĂŒr uns Menschen heute konkurrieren diese biologischen Rhythmen mit sozialen Taktgebern, die die natĂŒrliche Zeit der Körper nachhaltig stören. Der Chrono-Biologe Prof. Dr. Jörg Stehle, UniversitĂ€t Frankfurt/Main, erforscht dieses faszinierende Konzert der lebendigen Uhren.

Die Strategie der Spinne

Ein mit Spermien gefĂŒllter Taster am Kopf des MĂ€nnchens klappt aus und rastet beim Weibchen in entsprechende Strukturen. Gleich darauf

Nachricht von den Urwald-Spezialisten

Vampir-FledermĂ€use sind in ihrer 100.000 Jahre wĂ€hrenden Evolution an den Regenwald adaptiert. Ihr Blut suchen sie traditionell bei den schwer auffindbaren Tapiren und Regenwaldschweinen. Jetzt, bei Abholzung der WĂ€lder, stellen sie sich kurzfristig um auf das Blut der Rinder, die eingezĂ€unt und leicht erreichbar auf dem GelĂ€nde stehen, wo frĂŒher die WĂ€lder waren. FledermĂ€use gehören zu den intelligentesten und auch zu den raschesten Tieren. Die Nektar leckenden haben den schnellsten Stoffwechsel, der in der Biologie bekannt ist. Das Salzlecken ist eine Notwendigkeit fĂŒr schwangere FledermĂ€use. Der Zoologe Dr. Christian Vogt ĂŒber sein Forschungsgebiet.

Ein Raubtier, das von Nektar lebt

Wespen sind vermutlich 70 Millionen Jahre alt. Meist bilden sie Staaten, einige von ihnen leben auch als Robinsone. Als Erwachsene sind sie Raubtiere. Alles, was sie zu sich nehmen, muss flĂŒssig sein, so schmal ist ihre Taille. So verfĂŒttern sie die Beute an ihre Larven und trinken dann deren Speichel als Nektar. Der Biologe Prof. Dr. James Hunt erforscht die Evolution dieser komplexen Tiere. In Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftskolleg in Berlin.

Von Sandfischen und kĂŒnstlichen Libellen

Die Natur und die Evolution ĂŒbertreffen jeden Ingenieur an Erfindungsreichtum. Die Wissenschaft von der Bionik konzentriert sich auf die Untersuchung von Tieren und Pflanzen, mit dem Interesse technische Neuerungen fĂŒr die moderne Industrie an ihnen abzulesen. Am Beispiel des WĂŒstenfischs und von kĂŒnstlichen Libellen, die er konstruierte, entwickelt der Bioniker Prof. Dr.-Ing. Ingo Rechenberg Zukunftsperspektiven der Technik. Der Sandfisch ist seit etwa 9.000 Jahren an das Leben in der Sahara angepasst. An sich handelt es sich um eine Eidechse. Sie kann aber in den Tiefen des Sandes “wie ein Fisch” jagen. Die Evolution hat die Haut dieses Tieres riebfester gemacht als der beste Stahl. Prof. Rechenberg ĂŒber diese und viele andere interessante Erfindungen der Natur, die fĂŒr moderne Technologien neue Wege weisen.

Die Spinne in der Taucherglocke

Die Silberspinne ist das Wappentier der ARACHNOLOGISCHEN GESELLSCHAFT. Sie ist ein tolles Tier. Es handelt sich um ein Unterwasserraubtier, das wie ein U-Boot lebt. Dr. Stefan K. Hetz, Humboldt UniversitĂ€t zu Berlin, ĂŒber die einzige Spinne unter 36.000 Arten, die sich eine Taucherglocke baut.

Die Lust der jungfrÀulichen Königin

Sie sind die stĂ€ndigen Begleiter der Menschheit. Ihre Sitten und sozialen Strukturen gehen auf eine Evolution von 150 Millionen Jahren zurĂŒck. An festen Orten treffen sich seit mehr als 1.000 Jahren die Bienenköniginnen mit den Drohnen. 20.000 dieser Drohnen bewerben sich um die jungfrĂ€uliche Braut. Wie erklĂ€ren sich so differenzierte und besondere Leistungen aus Biologie und Lusthaushalt?
Prof. Dr. Nikolaus Koeniger, Biologe an der UniversitÀt Frankfurt, berichtet.