Show: Arbeit ist das halbe Leben

Silicon Valley

In der Bucht von San Francisco liegen zwei Welten einander gegenüber: an dem einen Ufer eines der dominanten und offensten Zentren freier Wissenschaft – die Berkeley University. An dem anderen Ufer die weniger renommierte Stanford University – “Keimzelle” und “Brutreaktor” für das mächtigste Tal der Welt: das Silicon Valley. In diesem legendären Tal entsteht ein virtueller, neuer “Kontinent der unbegrenzten Machbarkeit”. Es handelt sich um eine Intelligenzform, eine Lebenskultur, eine Doktrin und eine überwältigend große reale Macht. Mancher Europäer, der im 21. Jahrhundert hierhergelangt, kann sich in der Rolle eines Eingeborenen fühlen, der im 19. Jahrhundert, zu Beginn der Industrialisierung, nach London fährt. In Palo Alto und im Silicon Valley entsteht aus Intelligenz, Toleranz und digitaler Technologie Innovation. Zugleich entstehen neue Monopole. Die strengen Algorithmen, denen die digitale Zukunftswelt von Silicon Valley folgt, grenzen wesentliche Lebenswelten offensichtlich aus. Für uns in Europa ist es wichtig, diese zweite “Neue Welt”, die keinen landsmannschaftlichen nationalen oder klassischen Formaten gehorcht, kennenzulernen und zu verstehen. Sowohl für das Ziel zu partizipieren und zu kooperieren als auch für das Ziel, selbstbewusst mit Eigenem darauf zu antworten. Das ist durch Stippvisiten und touristische Besuche nicht zu erreichen. Der Publizist und Wirtschaftswissenschaftler Christoph Keese arbeitete und forschte ein halbes Jahr lang im Silicon Valley. Seine Erfahrungen aus erster Hand über KULTUR UND HYPERÖKONOMIE DES SILICON VALLEY legte er in einem Buch nieder, das auf interessante und verblüffende Weise das legendäre Buch von Frank Schirrmacher PAYBACK: WARUM WIR IM INFORMATIONSZEITALTER GEZWUNGEN SIND ZU TUN, WAS WIR NICHT TUN WOLLEN UND WIE WIR DIE KONTROLLE ÜBER UNSER DENKEN ZURÜCKGEWINNEN fortsetzt und in der Perspektive erweitert. Begegnung mit Christoph Keese.

Wie sieht eine gute Fabrik aus?

Eine gute Fabrik kann man, sagt Prof. Dr.-Ing. Günther Seliger, wie die Bühne eines Theaters konstruieren, mit dem Unterschied, daß nicht etwas vorgeführt, sondern ein Produkt hergestellt wird. Das macht den Unterschied in der Genauigkeit der Anlage aus. Jede Epoche der Industriegeschichte (von der Dampfmaschine über Kohle und Stahl bis zu den heutigen Werkstätten für Bioprodukte und Raumfahrzeuge) hat eine eigene, besondere Gestalt der Fabrik entwickelt. Wie werden die Fabriken der Zukunft aussehen?
Prof. Dr.-Ing. Seliger vom Sonderforschungsbereich 281 an der TU Berlin, berichtet.

Im Land der Schnellen Schreiber

Schon in der Antike gab es gebildete Sklaven, die die Eilschrift beherrschten. In der Neuzeit wurde, mit dem Aufkommen der Demokratie, vorwiegend die Parlamentsstenografie zu einer Kunst. Die schnellsten Stenografen können 500 Silben pro Minute schreiben. Wer so schnell diktieren will, muss vorher wochenlang üben. Die Mitschrift in Echtzeit kann man mit der Hirn- und Fingerfertigkeit großer Pianisten vergleichen.

Leitender Regierungsdirektor Dr. Detlef Peitz vom stenografischen Dienst des Deutschen Bundestages berichtet.

Die Kostümchefin

Kostüme und Maske gehören zum Kern des Theaters und der Oper. Im Fall der Salzburger Festspiele ist Elke Wolter die Leiterin eines 250 Mitarbeiter umfassenden Kollektivs, das hinter der Bühne an dieser Ausstattung arbeitet. Hauptaufgabe ist es, dass die Künstler auf der Bühne sich in “ihrer zweiten Haut” absolut wohl fühlen.

“Mein Leben mit den Toten”

25.000 Tote hat Alfred Riepertinger, Oberpräparator in der Pathologie des Schwabinger Krankenhauses in München, in seinem Berufsleben vor sich gesehen. Es ging um Obduktion und die Wiederherstellung von bei Unglücksfällen zerstörten menschlichen Körpern und Gesichtern. Diese komplexe Arbeit am Leichnam nennen die Experten “kalte Chirurgie”. Dabei kommt es stets darauf an, nicht in Routine zu verfallen, sondern den Toten ihre Ehre zu erweisen. Alfred Riepertinger, der über seine Berufserfahrungen ein spannendes Buch schrieb, berichtet über sein “Leben mit den Toten”.

Das Herz ist mein Beruf

In jedem Mensch schlägt lebenslänglich ein zentraler Muskel, der das Blut durch den Körper treibt, das Herz. Für die ärztliche Kunst war dieses Organ immer eine Herausforderung.

Der Internist und Kardiologe Prof. Dr. Meinertz berichtet aus seiner Berufspraxis und von den dramatischen Situationen, auf die der Herz-Arzt antworten muss. In einem Fall von Herzkammerflimmern muss der Kardiologe das Herz immer neu in Gang setzen. Schläft der Arzt ein, ist der Patient tot.

Die Medizin besitzt bei Herzoperationen inzwischen reiche Erfahrung, aber die Praxis am offenen Herzen und mit dem Herzkatheter enthält immer noch Geheimnisse und fordert extreme Aufmerksamkeit.

Geschichte des Menschenhandels rings um den Indischen Ozean

In der Geschichte der Sklaverei steht der Atlantik und die Verschiffung nach Amerika im Vordergrund. Tatsächlich ist aber der Menschenhandel von Afrika nach Osten, in Richtung Asien und Indischen Ozean, zeitweise von noch größerer Bedeutung. In der Geschichtsschreibung der Sklaverei wird der Unterschied zwischen der Not abhängiger Lohnarbeit und der Existenz von Menschen in der Sklaverei oft übertrieben. Beides sind Arbeitsregimes, in denen Arbeit Menschen gewaltsam abgepresst wird. Der niederländische Frühkapitalismus zeigt eine Sonderform der Ausbeutung. Sie ist nicht weniger gewalttätig, aber persönlicher als die Sklaverei in der Antike, in Amerika (und manchmal noch heute).
Prof. Dr. Michael Mann, Humboldt-Universität Berlin, berichtet aufgrund seines Buches SAHIBS, SKLAVEN UND SOLDATEN.

Was ist ein Sklave?

Sklaverei besteht dort, wo Menschen als eine Sache und Ware, als ein Wertobjekt gelten und ihre Arbeitskraft getauscht und angeeignet werden kann. Einfache Unterdrückung ist noch nicht Sklaverei. In diesem Sinne gibt es Sklaven etwa seit 10.000 Jahren und es gibt sie bis heute. Der Historiker Michael Zeuske, schrieb eine Globalgeschichte der Sklaverei. Wenig bekannt ist es, dass die stärkste Expansion des Sklavenhandels zunächst nach Asien verlief. Eine dramatische Steigerung enthielt dann die Verschiffung von Sklaven über den Atlantik in die Karibik, nach Lateinamerika und in die USA. Gegenwehr und Aufstände der Sklaven hat es zu vielen Zeitpunkten gegeben, aber nur der legendäre Aufstand der Sklaven auf Haiti in der Zeit der Französischen Revolution hatte Erfolg. Mit der Abschaffung der Sklaverei und des Sklavenhandels im 19. Jahrhundert endete die Sklaverei tatsächlich überhaupt nicht. Ihre Praxis nimmt in den Kuli-Arbeitsverträgen und in den verdeckten Formen, in denen sie heute stattfindet, eher zu als ab. Begegnung mit Prof. Dr. Michael Zeuske, Universität Köln.