Show: Europa, unbeschriebenes Blatt

Wer soll Europas Sprungtuch halten?

Erwin Dombrowski ist der Cousin des bereits im Fernsehen bekannten Lothar Dombrowski. Beide Cousins (von Georg Schramm gespielt) sind überzeugte preußische Charaktere. Erwin Dombrowski ist derzeit als Sparkommissar in Brüssel tätig und war auch zuständig für die Finanzinspektionen in Griechenland. Für ihn geht es nicht bloß um Geld, sondern um die Vertrauenskrise, die durch Schuldenberg und Inflation (und die Unfähigkeit der Politik darauf zu antworten) entsteht. Der heilige Zorn der Basis, sagt er, wird nicht nur die Bürokraten, sondern die Politiker überhaupt das Fürchten lehren. Dagegen ist traditionelles Preußentum gar nichts. Eine engagierte Darbietung von Georg Schramm als Erwin Dombrowski.

Erstausstrahlung am 16.01.2012

Europa und die dreizehnte Fee

Der Heiratsvermittler und Scheidungsberater van Damme ist auch EU-Berater in Brüssel. Wieweit soll sich die EU ausdehnen? Nigel van Damme antwortet: So weit die Heiraten und die Scheidungen reichen. Trotz klarer Antwort bleibt es immer noch die Frage, ob die EU um die Türkei, Georgien und die Ukraine (einschließlich Krim) erweitert werden soll. Eheschließungen und Scheidungen allein geben hier kein klares Bild. Peter Berling als Heiratsvermittler und EU-Berater.

Erstausstrahlung am 14.12.2008

Theorie der Nachbarschaft

Was sind die Gründe dafür, dass die jahrhundertelange “Erbfeindschaft” zwischen Deutschland und Frankreich sich in eine “gegenseitige wohlwollende Nichtbeachtung” verwandelte? Das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich bildet in Europa eine “gemeinsame nicht-überhebliche Stärke”. Der Philosoph Peter Sloterdijk entwickelt eine Theorie der Nachbarschaft. Dies aus Anlass der bevorstehenden 50-Jahres-Feier jener Zeremonie in der Kathedrale von Reims (Adenauer und De Gaulle reichen einander die Hand), die für den Prozess der Versöhnung elementar war. In dieser Theorie der Nachbarschaft geht es um eine wichtige Beobachtung: die Verlierer der Kriege lernen, die Sieger lernen fast nie. Diese Erfahrung bestimmte die früheren gegnerischen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland ebenso wie heute die verträglichen.

Erstausstrahlung am 16.11.2008

Woher wir kommen, wohin wir gehen

Oswald Spengler, der aus Sachsen-Anhalt stammt, veröffentlichte 1918 das Buch DER UNTERGANG DES ABENDLANDES. Was wird das 20. Jahrhundert bringen? Wo werden wir Europäer im 21. Jahrhundert sein? Was geschieht mit der Kultur? Wie geht das Abendland unter? Rolf Hochhuth kontextiert den von ihm respektierten Oswald Spengler mit dem, so Hochhuth, unterschätzten Bismarck. Dieser war laut Hochhuth der Mann, der im Reichstag ein Gesetz einbrachte: “Recht auf Arbeit für jedermann”.

Erstausstrahlung am 19.07.1998

Eine Kanone namens Beethoven

GERMANIA ist eine Kunstfigur aus der Zeit der ersten deutschen Wiedervereinigung nach dem Krieg von 1870/1871 gegen Frankreich. Ursprünglich gab es einmal eine Frau oder Hexe, die dem Römischen Imperator Drusus in der Nähe der Elbe begegnete. Vor Schreck fiel der Römer vom Pferd und seither gibt es keine adäquaten Nachfolger Caesars mehr. Dies ist der Urgrund der GERMANIA, wie sie auf den Briefmarken des Kaiserreiches und auf den Denkmälern abgebildet ist. Die Vorkämpferin Frankreichs, MARIANNE, ging aus dem Befreiungskrieg der Revolution hervor. Im hundertjährigen Krieg siegte sie über die Engländer. Nach der großen Französischen Revolution führte sie die Franzosen auf kurze Zeit zur Herrschaft über ganz Europa. Im Krieg von 1870/71, dessen Folge die Gründung des deutschen Reichs war und die Krise Europas bis 1989, standen sich MARIANNE und GERMANIA konfrontativ gegenüber. Nur noch die Musik verbindet beide Kernländer Europas. Beethoven zum Beispiel wird mit seiner 5. Symphonie, die eine Symphonie der Französischen Revolution ist, in einem Benefiz-Konzert im belagerten Paris aufgeführt. Von dem Erlös der Konzerte wird eine Kanone gegossen. Sie erhält den Namen Beethoven und schießt gegen die Preußen. Dr. Manfred Osten, Generalsekretär der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, spricht über die grotesken Momente im Streit zwischen MARIANNE und GERMANIA, der sich über 2.000 Jahre hinzieht und über die berechtigte Hoffnung auf Eintracht, wie sie sich in einem kurzen Moment in der deutschen Klassik und im Reich Napoleons abzeichnet. Im 21. Jahrhundert werden sich MARIANNE und GERMANIA entweder vertragen oder es wird kein Europa mehr geben.

Erstausstrahlung am 11.07.1999

Musik für Millionen

Einen KATEGORISCHEN IMPERATIV DER ZUVERSICHT nennt Peter Sloterdijk Beethovens große politische Kantate: die 9. Sinfonie. “Seid umschlungen Millionen”, “Bettler werden Fürstenbrüder”, heißt es in Schillers Originaltext. Aus welcher Ferne kommt dieser Enthusiasmus zu uns? Die 9. Sinfonie ist inzwischen Europahymne und Welthymne geworden. Sloterdijk nennt diese PRIMÄRDOKUMENT DER SCHÖNEN POLITIK eine Dauerleihgabe Mitteleuropas an die Menschheit.

Erstausstrahlung am 07.01.2001

European Sixties

Das Filmmuseum Berlin, die Deutsche Kinemathek und die Berliner Filmfestspiele haben dem Film Europas in den 60er Jahren eine vielbeachtete, große Ausstellung gewidmet. Lebensgefühl und Aufbruchstimmung jener Jahre, zeigen in allen europäischen Ländern, aber auch über den Atlantik hinweg, Charakteristiken und Perspektiven, die unverwechselbar sind. Erst im Abstand werden die Kennzeichen sichtbar: Revolte, Fantasie & Utopie. Der Historiker Wolfgang Jacobsen berichtet.

Erstausstrahlung am 13.10.2002

Alles über Paris

Paris ist die Hauptstadt des 19. Jahrhunderts, die der Aufklärung und war schon die Metropole Galliens. In seinem neuen Buch “Alles über Paris” führt Ulrich Wickert, in Paris aufgewachsen, den Leser durch “ein Weltmuseum, das eine Stadt ist”. Nirgends hat man, so zitiert er Friedrich Hebbel, soviel Welt zusammen wie in Paris. Das Stadtwappen zeigt ein Schiff und den Text: Fluctuat nec mergitur (“es gleitet und sinkt nicht”). Ulrich Wickert über sein neues Buch.

Erstausstrahlung am 27.12.2004

Im Herzen Europas: Die Schweiz

Zwischen der Ukraine und Russland eine zentrale Rolle. Eine solche Position ist nur möglich, weil die Schweiz nicht der EU und auch nicht der NATO angehört und zugleich politisch zum Westen gehört. So besteht die Schweiz aus einer Fülle von Besonderheiten. In diesem Land gibt es die wohl größte Zahl von Orten, an denen markante Friedenskonferenzen stattfanden. Die Schweiz hatte das Glück, in den zwei Weltkriegen im 20. Jahrhundert neutral geblieben zu sein. Die Schweiz ist ein Kernland Europas und hält sich zugleich unabhängig von der Administration in Brüssel. Die Geschichte von Wilhelm Tell ist eine Sage. Aber die Schweiz ist wie sonst einst nur die Republik Venedig und bis heute die Vereinigten Niederlande nicht aus einer Monarchie und durch Beamte zum modernen Staat geworden, sondern von unten nach oben durch direkte Demokratie und Verständigungen unter Nachbarkantonen. Ein Land mit solchen Wurzeln, wie sie sich noch heute in den obligaten Volksabstimmungen zeigen, funktioniert anders und ist auch anders legitimiert als viele multinationale Verträge, die auf ihre demokratische Legitimierung nicht immer transparent sind. Napoleon war 1803 “Mediator” der Schweizer Einheit. 1948 kam in der Schweiz eine Bundesverfassung zustande. Anders als für Deutschland hatte das Jahr 1848 für die Schweiz ein positives Ergebnis. Zu den Schätzen der Schweiz gehört auch ein ungewöhnlicher Reichtum der gesprochenen Sprache. Er ist im IDIOTICON, einer Entsprechung zum Grimmschen Wörterbuch, gesammelt. Die Schweizer Botschaft in Berlin hat ihren Sitz in einem Gebäude, das 1945 im zerstörten Berlin erhalten blieb. Nach der Wende zeigte sich, dass dieses Gebäude dem Bundestag und dem Regierungsviertel von allen Botschaften, die es in Berlin gibt, am nächsten liegt. Was sind Konflikte, was sind Synergien im Verhältnis von EU, Bundesrepublik und der Schweiz? Was macht ein Schweizer Botschafter? Begegnung und Gespräch mit dem Botschafter mit Tim Guldimann auf der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) 2015.

Erstausstrahlung am 15.04.2015