Show: Europa, unbeschriebenes Blatt

194 Jahre Hellas

Der Aufstand der Griechen gegen das Osmanische Reich begann 1821. Er wurde von den Großmächten England, Frankreich und Russland mit starker Emotion gefördert und führte 1830 zum ersten Königreich der Hellenen unter dem Bayerprinzen Otto. Noch während des Aufstands kam es zum ersten Staatsbankrott. Der zweite von bisher insgesamt drei lag 1883 nach einem wirtschaftlichen Innovationsschub, dem das griechische Eisenbahnsystem und der Kanal von Korinth zu verdanken sind. Als dramatisch gilt der Zweikampf zwischen dem Vollblutpolitiker Venizelios (der die Partei der Reeder, des britisch-französischen Geldes und der Wohlhabenden vertrat) mit dem König Konstantin (jetzt aus einem norddeutschen Fürstenhaus und Vertreter des Mittelstands, der Beamten und der kleineren Landbesitzer). Wie fast immer in der griechischen Geschichte schwankten die Mehrheiten. Die Regierungen lösten einander ab. Mal ging der König, mal der Vollblutpolitiker ins Exil. Man wird, sagt der Griechenlandkenner Zelepos, die neugriechische Geschichte und die Gegenwart dieses Landes nur verstehen, wenn man die einzelnen Teile betrachtet, aus denen sich das Land zusammensetzte und die bisher keineswegs integriert sind: Ein Land, das fast nur aus Besonderheiten besteht, in den Menschen selbst und in den Landschaften. Als Griechenland zu Ende des Ersten Weltkriegs gegen Deutschland und Österreich-Ungarn in den Krieg eintrat, gab die von diesem Land ausgehende Offensive den Mittelmächten den Rest. Kein unwichtiges, aber ein unsortiertes Land. Prof. Dr. Ioannis Zelepos, Neogräzist an der Ludwig-Maximilians-Universität München, berichtet.

Erstausstrahlung am 09.09.2015

Das Land der 1.000 Inseln

Griechenland besteht in seiner Geschichte seit der Antike und in seiner Gegenwart nicht bloß aus der Hauptstadt Athen, dem Festland und der Peloponnes, sondern vor allem aus seinen 1.000 Inseln: „Nichts ist so verschiedenartig wie die Einzelteile des griechischen Archipels“. Die adriatischen Inseln im Westen gehörten früher zum Einflussbereich Venedigs. Sie haben eine andere Musik, andere Sitten, andere Bauweise und andere Gemeinwesen und Clans als die Inseln in Ägäis. Auch von diesen unterscheidet sich fast jede von den anderen. Geht man nicht von einem Einheitsurteil (meist einem Vorurteil) über Griechenland aus, sondern untersucht die einzelnen Regionen in Geschichte und Gegenwart, erhält man auch für die Lösung der Probleme des Landes einen besseren Blick. Dem Bürgermeister von Thessaloniki sind zum Beispiel Reformen gelungen. Die Riesenstadt Athen sucht Rat bei diesem Politiker für die eigenen Probleme. Athen selbst bildet als Megalopolis einen scharfen Gegensatz zu den agrarischen Regionen des Landes. In dieser Hinsicht erweist sich das Phänomen Griechenland als ein prismatisches Gebilde. Joannis Zelepos, LMU München, berichtet über die Vielfalt Griechenlands.

Erstausstrahlung am 04.01.2016

Die dienstälteste Staatsfrau Europas

Täglich muss sie Entscheidungen treffen in einer Welt der Unübersichtlichkeit: Angela Merkel. Unter den Regierungschefs Europas ist sie am längsten in Dienst. Stefan Kornelius begleitet sie in seinem Buch auf ihren Reisen, den Stationen ihrer Regierungstätigkeit und in historischen Momenten.

Erstausstrahlung am 08.04.2013

Entgiftung der Macht

Europa ist kein Territorialstaat. Es wird die bestehenden, gewachsenen Länder nicht ersetzen, sondern zusammenführen. Europa kann weder militärisch noch nach seinem zentralen Willen eine bloße Großmacht sein. Worin liegt die besondere Chance dieser europäischen Struktur? Dr. Hugo Bütler, Chefredakteur der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG (NZZ), berichtet.

Erstausstrahlung am 03.04.2000

Festung Europa.

Einwanderer besiedelten die USA. Vandalen, Goten und Hunnen überrannten die Grenzzäune des römischen Reiches. Vergebens suchten die DDR-Behörden ihre Staatsgrenzen zu sperren. Wie verteidigt man Europa gegen illegale Einwanderung? Die Frage stellt sich an den Küsten Italiens, an der Ostgrenze der EU und an der Meerenge von Gibraltar. EG-Grenzschützer Pichota berichtet. Peter Berling als EU-Grenzexperte.

Erstausstrahlung am 17.03.2003

Macht ohne Maske

Die USA entwickelten seit 1945 einen Willen zur Vorherrschaft in der Welt, dem jede Heuchelei fremd ist. Diese Haltung führt in jüngster Zeit zu Kollisionen mit dem alten Europa, das mit Weltmachtgedanken, aufgrund bitterer historischer eigener Erfahrungen, besonders vorsichtig umgeht. Egon Bahr, Kanzleramtsminister unter Willy Brandt und heute als Sicherheitsexperte tätig, berichtet.

Erstausstrahlung am 03.05.2004

Das Bild Europas

Im HAUS DER KUNST präsentierte der Architekt und Städtedesigner Rem Koolhaas seine Vision von Europa. In einer tumultartigen Bilderwelt ist die Geschichte Europas mit der Geschichte der Europäischen Union verknüpft. Eine Kartografierung der Gründe und Bilder, warum wir uns Europa zuwenden müssen. Rem Koolhaas berichtet.

Erstausstrahlung am 13.02.2005

Das Brüsseler Panorama

Der prominente literarische Autor aus Wien, Robert Menasse, reiste nach Brüssel. Er suchte einen Romanstoff, der im Zentrum der Europäischen Union, und zwar unter den Brüsseler Beamten, handelt. Er fand bei seiner Recherche keines der Vorurteile, die über Schwächen der EU im Umlauf sind, bestätigt. Ihm geht es um eine positive Perspektive: gibt es einen Weg zu einem “Europa der Regionen”? Was heißt nach-nationale Demokratie? Wie Roman-tauglich sind EU-Beamte? Der Titel von Menasses Buch heißt “Der europäische Landbote”, eine Anspielung auf eine berühmte Publikation von Georg Büchner. Begegnung mit dem Dichter Robert Menasse und über ihn mit der Europa-Zentrale in Brüssel, die uns alle betrifft.

Erstausstrahlung am 09.09.2013

Im Namen der Völker: in Sachen Mord!

Als Leiter einer Kommission von über 30 Kriminalisten und Experten ermittelte der Berliner Leitende Oberstaatsanwalt Detlev Mehlis im Auftrag der Europäischen Union auf den Philippinen. Es ging um die Aufklärung und Eindämmung von Mordfällen. Zuvor war er im Auftrag des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen Chefermittler in Sachen des Attentats auf den Ministerpräsidenten Rafiq al-Hariri im Libanon. Detlev Mehlis führte diese Untersuchung im Namen der Völkergemeinschaft als Undersecretary des UNO-Generalsekretärs durch. Ministerpräsident Hariri wurde in seinem gepanzerten Fahrzeug durch ein Selbstmordattentat, das offenbar von hoher Stelle angestiftet war, mit einer ungewöhnlich großen Sprengladung, die 200 weitere Opfer forderte, umgebracht. Die Untersuchung, die von den unter Verdacht stehenden Kreisen ihrerseits mit Anschlägen bedroht wurde, wurde international stark beachtet. Die Aufklärung von Verbrechen “im Namen der Völker” und in ausgeprägten Mordfällen ist neu. Begegnung mit Detlev Mehlis.

Erstausstrahlung am 11.09.2011