Show: Zaubermittel Geld

Wie lange haben wir noch Zeit?

Die starken Echos der Finanzkrise überdecken, dass sich die Probleme auf unserer Erde auch auf anderen Gebieten häufen. Der globale Countdown fordert die Verständigung über eine neue Weltordnung. Diese setzt eine nachhaltig stärkere Beteiligung und Eigeninitiative der Bürger voraus. Und zwar auf der Ebene, auf der sie sich auskennen. Der Journalist und Autor Dr. Harald Schumann, Redakteur des BERLINER TAGESSPIEGEL, berichtet.

Erstausstrahlung am 05.10.2009

Erklären Erfahrungssätze der Theoretischen Physik Einzelheiten der Finanzkrise?

Die Statistik sucht aus großen Zahlen von Ereignissen Durchschnitte zu ermitteln. Solche Durchschnitte entstehen, wie die Theoretische Physik und die Biophysik wissen, aus Extremen, die sich erst in der Gesamtrechnung zu einem Durchschnitt verbinden. Den sogenannten Durchschnitt gibt es in der Realität fast nirgends. Die Tücke der Statistik liegt darin, dass die Katastrophen und Lawineneffekte deshalb so überraschend hereinbrechen, weil sie Folge der im Mittelwert verschleierten unvereinbarten Gegensätze sind. Über solche Fragen besitzt die Theoretische Physik fundierte Erfahrungssätze, die für die Analyse von Finanzkrisen unmittelbare Bedeutung haben. Sie haben dies auch für Epidemien, die überraschende Knotenbildung in Netzwerken und zahlreiche andere soziale Phänomene. Prof. Dr. Bornholdt, theoretischer Physiker und Biophysiker an der Universität Bremen, berichtet.

Erstausstrahlung am 19.10.2009

Der Angriff der Zukunft auf die Gegenwart

Die große Finanzkrise wird vielfach mit dem Crash von 1929 verglichen. Näher liegt der Vergleich z. B. des Zusammenbruchs der Bank Bear Stearns oder Lehman Brothers mit der Havarie der Kernkraftwerke Tschernobyl oder Harrisburg. In diesem Zusammenhang ist zu unterscheiden zwischen Risiken, die durch Wahrscheinlichkeitsrechnung und die Mathematik des Grenzwertsatzes näher bestimmt werden können und purem NICHTWISSEN, das mit keinerlei mathematischen Formeln oder geschäftlichen Tricks ausgeglichen werden kann. Die tiefere Ursache der Finanzkrise, sagt der Soziologe Dr. Arnoldi, liegt im System der Ausgrenzung, des sog. “Framing”. In überkomplexen Technologien müssen Teile der Realität unbeachtet bleiben, damit überhaupt gehandelt werden kann. Was aber dabei ausgegrenzt wird, unterliegt bisher keiner hinreichenden Aufmerksamkeit. Die Forschungen von Niklas Luhmann (Kritische Systemtheorie) und Ulrich Beck (Risikotheorie) sind hier grundlegend. Der Soziologe Jakob Arnoldi, Vize-Dekan für Forschung an der Aarhus University in Dänemark, berichtet.

Erstausstrahlung am 28.06.2009

Geld und Charakter

Die Beziehung zwischen Reichtum und Geld auf der einen Seite und dem menschlichen Charakter auf der anderen Seite wird in den verschiedenen Jahrhunderten sehr unterschiedlich betrachtet. Im Mittelalter und der Neuzeit gibt es das Bild der soliden Bankiers (wie die Fugger), aber auch das des Geizhalses und des Wucherers. Die Melancholiker, in ihrer Abstinenz gegenüber dem Genuss, erscheinen als Gegenteil des Prassers und daher zu Geld und Verfügungsmacht über Reichtum zu passen. Die in der Literatur, den Lebensläufen und der öffentlichen Meinung um 1900 beobachteten Charaktereigenschaften sind davon verschieden. Der Soziologe Max Weber und der Philosoph Georg Simmel, der eine Theorie des Geldes schrieb, porträtieren neuartige Charaktere, die in Staat und Wirtschaft vorherrschen. Am Sockel reicher Familien gibt es aber auch die Dandys und die Spieler. Es entsteht der Typ, der das Spekulationsgeschäft beherrscht. Auf der anderen Seite sind die Gründer von Industrien und die Eisenbahnkönige durch das Objekt, mit dem sie umgehen, auf Charakterzüge der Kontinuität angewiesen. Was sind Kennzeichen heutiger Charaktere, die mit Geld und wirtschaftlicher Verfügungsmacht umgehen? Sie sind, sagt der Literaturwissenschaftler Joseph Vogl von der Humboldt-Universität zu Berlin, durch die Veränderungen der Raumwelten und vor allem der Zeitwelten auf unserem Planeten im 21. Jahrhundert geprägt. Auf die Fähigkeit, mit diesen kollektiven “Zeitschwingungen” (als Beschleuniger oder Verlangsamer) umzugehen, kommt es für Führungskräfte an. Hier entscheidet sich ihre Modernität. Ein Problem liegt darin, dass an das Führungspersonal widersprüchliche Anforderungen gestellt werden, deren Erfüllung sich ausschließt. Hier treten, sagt Vogl, “Masken der Humanität” an die Stelle des Charakters. Begegnung mit Joseph Vogl, dem Verfasser von DAS GESPENST DES KAPITALS.

Erstausstrahlung am 22.09.2014

Geld macht den Dingen Beine

Die Instabilität der Finanzmärkte hat viele Menschen erschreckt. Die Finanzkrise hat die Frage in den Vordergrund gerückt: Worauf können wir vertrauen? Was heißt Ökonomie im 21. Jahrhundert? Dazu gehört die Frage: Was vermag das Geld und was vermag es nicht? Münzen im Shredder (dem Decoiner) sehen Mitleid erregend aus. Das täuscht darüber hinweg, wie vehement das Geld die menschliche Arbeit und den Austausch zwischen Menschen auf dem Globus vorantreibt. Es multipliziert die Entschlusskraft. Es macht die Waren und Wünsche autonom: Geld macht den Dingen Beine. Was nicht ausdrücklich ausgeschlossen ist, ist vereinbart – so funktioniert Vertrauen. Was nicht ausdrücklich vereinbart ist, ist ausgeschlossen – so funktioniert das Geld. Es bezeichnet lebenswichtige Unterschiede. Seine Mangelerscheinungen beginnen da, wo es nicht gilt: für die Liebe, die Wahrheit und die Autorität. Der Soziologe Prof. Dr. Dirk Baecker, Zeppelin-Universität Friedrichshafen, über die UNRUHE DES GELDES. Prof. Dr. Joseph Vogl, Humboldt-Universität Berlin, über den ZUKUNFTSHUNGER DES KAPITALS. Dazu Beiträge über den Erfinder des Papiergelds, John Law, über Geldscheine mit Opium-Deckung in Asien und über den spannenden Roman COSMOPOLIS von John deLillo, in dem es um den Tod eines großen Spekulanten in New York geht, der gegen den Yen wettete.

Erstausstrahlung am 28.03.2010

Kapitalismus ist keine Einbahnstraße

Hilmar Kopper, geboren 1935, war Sprecher des Vorstands der Deutschen Bank und im Anschluss daran Vorsitzender von deren Aufsichtsrat. Die Abschnitte seines Lebens liegen in Zeiten, die sich rasch verändern. Wie beurteilt er aufgrund seiner Erfahrung die Finanzkrise, die wir heute erleben? Was ist der Kern des Bankgeschäfts? Was ist daran in Veränderung begriffen? Oder gelten die alten Tugenden? Was ist an dem Crash von 1929 und der heutigen Krise verschieden? Der Bankier Hilmar Kopper berichtet.

Erstausstrahlung am 14.12.2008

Die letzten drei Tage der Krise

Ein Maschinenbauunternehmen ist bei einem renommierten Bankhaus mit 100 Mio. DM verschuldet. Dieses Engagement gefährdet die Bank. Wird eine der führenden Großbanken diese kleinere Bank durch Sicherheiten schützen und so aus der “Schieflage” herausführen? In unserem Magazin geht es um die letzten 3 Tage der Krise, die das Schicksal des Bankhauses besiegelten. Der persönlich haftende Gesellschafter stammt aus einer der angesehenen, katholischen Adelsfamilien in Deutschland. Er verlor in dieser Krise alles. Er berichtet.

Erstausstrahlung am 23.09.1991

Der flexible Unternehmer

Wohin mit dem Tiermehl? Eine Frage an den Experten. Ein Weg führt aus der EU heraus in die Länder des Ostens. Von Odessa werden die hochwertigen Bestände sodann nach Ungarn, dem Aspiranten für den EU-Beitritt, überführt und in Salami verwandelt. Man muss nämlich die Ware so einlagern, dass sie nicht als Currywurst oder Leberkäse in Erscheinung tritt, sondern als Edelprodukt. Der Händler Fred Eicke lässt seinen Sohn Jura studieren. Er soll die Sammelklagen in New York vorbereiten helfen, die für die Opfer der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung angestrengt werden. Das nennt Fred Eicke seine Salami-Taktik. Peter Berling als Tiermehlfabrikant Fred Eicke.

Erstausstrahlung am 18.02.2001

Kaufen und Verkaufen

Ursprünglich waren Börsen ein Treffpunkt von Kaufleuten. Später wurden sie zu Zentren des Weltpapierhandels. Heute bilden sie auf unserem Planeten die Schaltstelle aller Geldwerte und Waren. Im Zeitalter der Globalisierung sind sie das rascheste Kommunikationssystem der “Weltöffentlichkeit”. Dr. Christoph Boschan, Börsenpraktiker und Autor eines bekannten Fachbuchs über den Wertpapierhandel und Börsenpraktiker, berichtet.

Erstausstrahlung am 31.08.2008