Der Entdecker der “dunklen RNA”

Walter Gilbert ist Mitbegründer von zahlreichen Biotech-Start-up-Unternehmen. Zugleich ist er Hochschullehrer in Harvard und Nobelpreisträger. Er gilt als der Entdecker der RNA-Welt, die unserer Evolution der DNS-Welten voranging. Begegnung mit dem Nobelpreisträger Prof. Dr. Walter Gilbert.

Erstausstrahlung am 07.05.2012

Was bringt den Weltgeist nach vorne?

Mit Gutenbergs Erfindung der Buchdruckerkunst beginnt die Entwicklung der Neuzeit. Heute erleben wir das digitale Zeitalter, einen nicht weniger rasanten Umbruch: den Beginn einer neuen Schwellenzeit. Das Zeichen für Menschen, die sich der beschleunigten Zeit anpassen, ist der Delphin. Zugleich brauchen wir Anker. Wir finden sie in der Kunst. In seiner faszinierenden Publikation IN MEDIAS RES entwickelt Dr. Hubert Burda einen Grundriss für den Umgang mit den neuen Öffentlichkeiten des 21. Jahrhunderts. Der Verleger und Kunsthistoriker fasst gerade die Brüche zwischen Tradition und Neuerung als eine Chance auf für produktive Antworten. Es geht um die Interfaces zwischen Medien und Kunst. Als Eideshelfer dieser 10 KAPITEL ZUM ICONIC TURN begleiten ihn Friedrich Kittler, Horst Bredekamp, Peter Sloterdijk, Bazon Brock und der Kunsthistoriker Hans Belting. Begegnung mit Dr. Hubert Burda. (Auf der DLD)

Erstausstrahlung am 13.03.2011

Murmeltier des Geistes

Neue Vers-Poem von Durs Grünbein über René Descartes: Der französische Philosoph entdeckte bei Ulm mitten im Winter die Rationalität. Das Vers-Poem ist der Entstehung des Hauptwerkes von Descartes, “Discours de la Methode”, gewidmet.

Erstausstrahlung am 13.01.2003

Alchemie des Denkens

Der Lebenslauf von Bernard Stiegler ist spannend. Nach 4 Raubüberfällen in seinen Jugendjahren saß er 5 Jahre im Gefängnis. Heute ist Bernard Stiegler einer der führenden Philosophen Frankreichs und lehrt in London und Paris. In seinen Werken DIE LOGIK DER SORGE und ARS INDUSTRIALIS entwickelte Stiegler einen überraschenden und modernen Zugang zu den Kategorien der Aufklärung. Wir müssen lernen, sagt er, die Ursache von uns selbst zu sein. Seine Gedanken stützen sich auf Gilles Deleuze und Jacques Derrida, gehen aber in ihrer konsequenten Fortführung über diese Denker hinaus. Stiegler leitet auch ein digitales Forschungszentrum im Centre Pompidou in Paris: das Institut de recherche et d’innovation (IRI). Begegnung mit Bernard Stiegler.

Erstausstrahlung am 04.08.2014

Vom Salz der Freiheit

Unbestechliche Beobachter, immun gegen die Versuchungen der Unfreiheit im 20. Jahrhundert, geboren zwischen 1900 und 1910 – das sind die Beispiele, an denen der große Soziologe Prof. Dr. Lord Ralf Dahrendorf einen Typ des Intellektuellen festmacht, dessen ganze Lebenskraft sich auf das Beobachten, das Unterscheidungsvermögen und die Unabdingbarkeit der Freiheit bezieht. Diesen Charaktertyp führt Dahrendorf auf den Humanisten Erasmus von Rotterdam zurück. Zugleich sieht er ihn auf dem Hintergrund des Aufstiegs der bürgerlichen Gesellschaft seit dem 17. Jahrhundert. Davon handelt sein neues Buch “Versuchungen der Unfreiheit: Die Intellektuellen in Zeiten der Prüfung” und seine Biografie “Über Grenzen”. In beiden Büchern, wie fast allen anderen, die Dahrendorf veröffentlichte, geht es um die LEIDENSCHAFT DER VERNUNFT. Begegnung mit dem Soziologen, Autor und Politiker Prof. Dr. Lord Ralf Dahrendorf, Mitglied im britischen Oberhaus.

Erstausstrahlung am 16.07.2006

Gebt mir die Zukunft und ich werde die Welt bewegen

Die Moderne im 20. Jahrhundert entsteht auf zwei ganz verschiedenen Seiten: aus dem Projekt der Aufklärung und aus der “Sehnsucht nach Ordnung”. In beiden Fällen, vor allem aber bei der Sehnsucht nach Ordnung, verschränken sich Mythos und Moderne. Der Zeitgeschichtler Fernando Esposito, DHI London und Universität Tübingen, untersucht diese Frage sowohl für die Hochkunst als auch in der massenhaften Populärkultur. Man versteht die Moderne schlecht, sagt er, wenn man die Linie der “konservativen Umstürzler” auslässt. Das Idol, gleichzeitig für Mythos und Moderne, ist der Homo volans, der fliegende Mensch, das Bild des Ikarus, der stürzt und wiederaufersteht. Die Futuristen sind nicht begriffen, wenn man sie bloß unter dem Faschismus subsumiert. Das Vertrauen in die Aufwärtsbewegung des Fliegens findet sich bei dem Aufklärer und analytischen Geist Aby Warborg ebenso, wie bei Marinetti oder schon auf der Flugschau in Brescia 1909.

Erstausstrahlung am 27.06.2011

Der öffentliche Mensch

Über 2.000 Jahre hin, von Ovid über Montaigne, Erasmus bis zu Karl Popper oder Theodor Eschenburg, gibt es den unbestechlichen Beobachter. Ihn kennzeichnet die besessene Lust, Unterschiede zu machen. Unter diesen Charakteren finden sich die Vertrauenspersonen des freien Denkens, denen der große Soziologe, Autor und Politiker Lord Ralf Dahrendorf (Lord, weil er dem britischen Oberhaus angehört) sein Interesse widmet. Freies Denken und Selbstvertrauen, sagt Lord Dahrendorf, sind verbundene Gefäße. Es geht um die Tugenden und Schwächen des “öffentlichen Menschen” (Homo publicus).

Erstausstrahlung am 01.10.2006

Der Philosoph als fliegender Fisch

Bernard Stiegler, einer der führenden Denker Frankreichs, über den Beruf des Philosophen. Stieglers Zeichen (auch Markenzeichen seines Instituts am Centre Pompidou) ist der “fliegende Fisch”. Aus ihrem Element, dem Wasser, springen fliegende Fische in ein fremdes Element, die Luft, um dann mit neuer Erfahrung wieder in ihrem Element einzutauchen. Erkenntnis geht immer über die Grenze hinweg und hat die reichsten Resultate unmittelbar an der Widerstandslinie zum Unbekannten, dem Fremden, dem Antagonismus. Eines der Bücher von Bernard Stiegler hat den Titel LOGIK DER SORGE. Wie bei Derrida und Heidegger wird der Begriff “Sorge” in verschiedenen Richtungen interpretiert: als Prinzip der Vorsicht und als Prinzip des Sich-Mühe-Gebens. Grundlage des Denkens ist für Stiegler das Begehren. Bei der Entwicklung der Intelligenz eines Kindes werden die Impulse des Kindes durch das Bild der Erwachsenen, vor allem der Mutter, gebrochen und aus “Trieb” in “Begehren” verwandelt. Dies ist die Arbeit der libidinösen Kräfte, der wahren Einwohner eines jeden Menschen. Sowohl die libidinöse Struktur wie die Prägung durch die Eltern nennt Stiegler ein “Pharmakon”. Es kann sich als Gift und als Heilmittel auswirken. Stiegler beschreibt, wie sich Werbung, Medien und Markt an den libidinösen Kräften in den Menschen bereichern. Der Markt akkumuliert nicht nur die ganzen Menschen, sondern die Elemente in ihnen, die das eigene Denken hervorbringen, für seine Ausbeutung. Um diesen Kampf Kapital versus Sorge, menschliche Lebenswelt gegen Kapitalwelt geht es Stiegler. Für ihn gehört die permanente Auseinandersetzung zum Beruf des Philosophen, so wie für den fliegenden Fisch der Sprung aus dem Wasser in die Luft und wieder zurück zum Leben gehört.

Erstausstrahlung am 05.10.2014

Drei Fabeltiere

Prof. Dr. Josef H. Reichholf rekonstruierte das wahre Vorbild und den Ursprung der drei mythischen Fabeltiere. Keines der drei ist ursprünglich ein reines Fantasiewesen. Der Phönix entspricht einem wirklichen afrikanischen Zugvogel, die Sage von den Drachen geht in Europa auf riesenhaft gewachsene Metallarbeiter zurück, die aus dem Altai-Gebirge in den Westen wanderten und außerhalb menschlicher Siedlungen in Höhlen lebten. Das Einhorn geht auf eine seltene und unzähmbare Art von Gazellen zurück. Die Ableitungen des Evolutionsbiologen Prof. Dr. Reichholf verblüffen.

Erstausstrahlung am 04.02.2013