Podcast: Europa, unbeschriebenes Blatt

Episoden:

Europa, unbeschriebenes Blatt

Was heißt: Ich bin ein EuropĂ€er? Die Schweiz ist nicht Mitglied der EU, aber europĂ€isch. Zypern ist Mitglied der EU, aber gehört zum Nahen Osten. Was ist ein europĂ€ischer Patriotismus? Prof. Dr. Joseph Vogl, Literaturwissenschaftler an der Humboldt-UniversitĂ€t zu Berlin, geht aus von der Frage: Was heißt SOUVERÄN? Der Begriff, der die Entwicklung der Territorialstaaten seit dem WestfĂ€lischen Frieden von 1648 begleitete, bedeutet: Menschen können ĂŒber ihr Schicksal selber entscheiden. Diese politische Atemluft muss an der Basis und an der Spitze eines Gemeinwesens reichhaltig vorhanden sein. Das jĂŒngste Buch von Joseph Vogl ĂŒber das „Gespenst des Kapitals“ wurde zum aktuellen Thema. Die Frage, wie verhalten sich europĂ€ische Problemketten, wie verhĂ€lt sich der Markt zur demokratischen SouverĂ€nitĂ€t des jeweiligen Landes, stellt die Analyse Joseph Vogls in ein wirkungsvolles Licht.

Erstausstrahlung am 18.11.2012

Die GĂ€rten des Rechts

Gutes Recht gehört zur Zivilisation. Das europĂ€ische Recht von heute blickt auf eine Überlieferung von mehr als 2.000 Jahren, d.h. bis auf die Antike zurĂŒck. Große Rechtsschulen haben dieses Recht entworfen, kommentiert und erneuert. Der EuropĂ€ischen Union verdankt die neuste Rechtsentwicklung ihre rasante Dynamik. Prof. Dr. Dr. Stefan Grundmann, MitbegrĂŒnder der European Law School und Inhaber des Lehrstuhls fĂŒr BĂŒrgerliches Recht, Deutsches-, EuropĂ€isches- und Internationales Privat- und Wirtschaftsrecht an der Humboldt-UniversitĂ€t Berlin, berichtet.

Erstausstrahlung am 20.07.2008

Europa fĂŒr alle!

Europa im Sinne der EU, das sind 80.000 Richtlinien. Wer sie erfĂŒllt, kann grundsĂ€tzlich den Antrag auf Beitritt stellen. WĂ€re z.B. Neuseeland „europĂ€isch“ genug, um einen solchen Antrag zu stellen? Sind Bewohner des Pamir als Kandidaten geeignet, die ihre Traditionen (und Pferde) auf Alexander den Großen zurĂŒckfĂŒhren? Ist ein EU-Beitritt ein Beitritt zum Abendland? EU-Beitrittsexperte Nigel Vandamme berichtet. Peter Berling als Nigel Vandamme.

Erstausstrahlung am 06.11.2006

Wie viele LĂ€nder braucht Europa?

Welchen Sinn hat die Erweiterung der EU? Leben wir bereits auf einem Globus der zwei Geschwindigkeiten? Das Modell einer cĂ€sarischen Herrschaft, das auf die Überforderung Roms antwortete, wird in der mehrdimensionalen, modernen Welt nicht funktionieren. Was heißt „entterretorialisierte Gewalt“? Welche europĂ€ische Verfassung antwortet darauf? Peter Glotz, Politiker und Publizist, Vertreter der Bundesregierung im EuropĂ€ischen Verfassungskonvent, berichtet.

Erstausstrahlung am 10.10.2004

EuropÀische Sicherheit

Werte bilden auch MaßstĂ€be der Kondomfertigung. Wird es das europĂ€ische, grenzĂŒberschreitende Kondom geben? Der Unternehmer und Lobbyist Willem MĂŒller-RosĂ© berichtet. Peter Berling als MĂŒller-RosĂ©.

Erstausstrahlung am 24.11.2003

Sanftes Monster BrĂŒssel

Der Essayist und Dichter H.M. Enzensberger besuchte BrĂŒssel und veröffentlichte ĂŒber seine EindrĂŒcke im Suhrkamp Verlag ein viel beachtetes Buch. Ihn verblĂŒffte die enge Verbindung von Utopie und BĂŒrokratie, die VerknĂŒpfung von Chancen und Ausweglosigkeiten, die sich in der Verfassung Europas verbinden. Wie könnte man als Dichter Europa positiv besingen? Was ist die genaue Topografie Europas und seiner Probleme? Enzensberger bezeichnet sich als Patriot des Grundgesetzes. FĂŒr Europa ist er offen. Kritisch war dieser Essayist schon immer.

Erstausstrahlung am 28.10.2012

Schulden ohne SĂŒhne

Es gibt das sogenannte „Samariter-Dilemma“: ein Vater, der keine Schande auf seine Familie laden will und seine Kinder liebt, bezahlt die Schulden des Sohnes. Dieser macht daraufhin neue Schulden. Am Beispiel der Schuldenberge in der E.U. und der Probleme in Griechenland analysiert Prof. Dr. Kai A. Konrad, GeschĂ€ftsfĂŒhrender Direktor am Max-Planck-Institut fĂŒr Steuerrecht und Öffentliche Finanzen, die GrĂŒnde der Krise, die Bedeutung des Bail-Out-Verbots, den Bruch des Euro-Paktes und die gefĂ€hrlichen Folgen des derzeit eingeschlagenen Wegs. Kai A. Konrad schrieb mit Holger ZschĂ€pitz das Buch SCHULDEN OHNE SÜHNE.

Erstausstrahlung am 10.07.2011

Wer soll Europas Sprungtuch halten?

Erwin Dombrowski ist der Cousin des bereits im Fernsehen bekannten Lothar Dombrowski. Beide Cousins (von Georg Schramm gespielt) sind ĂŒberzeugte preußische Charaktere. Erwin Dombrowski ist derzeit als Sparkommissar in BrĂŒssel tĂ€tig und war auch zustĂ€ndig fĂŒr die Finanzinspektionen in Griechenland. FĂŒr ihn geht es nicht bloß um Geld, sondern um die Vertrauenskrise, die durch Schuldenberg und Inflation (und die UnfĂ€higkeit der Politik darauf zu antworten) entsteht. Der heilige Zorn der Basis, sagt er, wird nicht nur die BĂŒrokraten, sondern die Politiker ĂŒberhaupt das FĂŒrchten lehren. Dagegen ist traditionelles Preußentum gar nichts. Eine engagierte Darbietung von Georg Schramm als Erwin Dombrowski.

Erstausstrahlung am 16.01.2012

Europa und die dreizehnte Fee

Der Heiratsvermittler und Scheidungsberater van Damme ist auch EU-Berater in BrĂŒssel. Wieweit soll sich die EU ausdehnen? Nigel van Damme antwortet: So weit die Heiraten und die Scheidungen reichen. Trotz klarer Antwort bleibt es immer noch die Frage, ob die EU um die TĂŒrkei, Georgien und die Ukraine (einschließlich Krim) erweitert werden soll. Eheschließungen und Scheidungen allein geben hier kein klares Bild. Peter Berling als Heiratsvermittler und EU-Berater.

Erstausstrahlung am 14.12.2008

Theorie der Nachbarschaft

Was sind die GrĂŒnde dafĂŒr, dass die jahrhundertelange „Erbfeindschaft“ zwischen Deutschland und Frankreich sich in eine „gegenseitige wohlwollende Nichtbeachtung“ verwandelte? Das VerhĂ€ltnis zwischen Deutschland und Frankreich bildet in Europa eine „gemeinsame nicht-ĂŒberhebliche StĂ€rke“. Der Philosoph Peter Sloterdijk entwickelt eine Theorie der Nachbarschaft. Dies aus Anlass der bevorstehenden 50-Jahres-Feier jener Zeremonie in der Kathedrale von Reims (Adenauer und De Gaulle reichen einander die Hand), die fĂŒr den Prozess der Versöhnung elementar war. In dieser Theorie der Nachbarschaft geht es um eine wichtige Beobachtung: die Verlierer der Kriege lernen, die Sieger lernen fast nie. Diese Erfahrung bestimmte die frĂŒheren gegnerischen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland ebenso wie heute die vertrĂ€glichen.

Erstausstrahlung am 16.11.2008

Woher wir kommen, wohin wir gehen

Oswald Spengler, der aus Sachsen-Anhalt stammt, veröffentlichte 1918 das Buch DER UNTERGANG DES ABENDLANDES. Was wird das 20. Jahrhundert bringen? Wo werden wir EuropĂ€er im 21. Jahrhundert sein? Was geschieht mit der Kultur? Wie geht das Abendland unter? Rolf Hochhuth kontextiert den von ihm respektierten Oswald Spengler mit dem, so Hochhuth, unterschĂ€tzten Bismarck. Dieser war laut Hochhuth der Mann, der im Reichstag ein Gesetz einbrachte: „Recht auf Arbeit fĂŒr jedermann“.

Erstausstrahlung am 19.07.1998

Eine Kanone namens Beethoven

GERMANIA ist eine Kunstfigur aus der Zeit der ersten deutschen Wiedervereinigung nach dem Krieg von 1870/1871 gegen Frankreich. UrsprĂŒnglich gab es einmal eine Frau oder Hexe, die dem Römischen Imperator Drusus in der NĂ€he der Elbe begegnete. Vor Schreck fiel der Römer vom Pferd und seither gibt es keine adĂ€quaten Nachfolger Caesars mehr. Dies ist der Urgrund der GERMANIA, wie sie auf den Briefmarken des Kaiserreiches und auf den DenkmĂ€lern abgebildet ist. Die VorkĂ€mpferin Frankreichs, MARIANNE, ging aus dem Befreiungskrieg der Revolution hervor. Im hundertjĂ€hrigen Krieg siegte sie ĂŒber die EnglĂ€nder. Nach der großen Französischen Revolution fĂŒhrte sie die Franzosen auf kurze Zeit zur Herrschaft ĂŒber ganz Europa. Im Krieg von 1870/71, dessen Folge die GrĂŒndung des deutschen Reichs war und die Krise Europas bis 1989, standen sich MARIANNE und GERMANIA konfrontativ gegenĂŒber. Nur noch die Musik verbindet beide KernlĂ€nder Europas. Beethoven zum Beispiel wird mit seiner 5. Symphonie, die eine Symphonie der Französischen Revolution ist, in einem Benefiz-Konzert im belagerten Paris aufgefĂŒhrt. Von dem Erlös der Konzerte wird eine Kanone gegossen. Sie erhĂ€lt den Namen Beethoven und schießt gegen die Preußen. Dr. Manfred Osten, GeneralsekretĂ€r der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, spricht ĂŒber die grotesken Momente im Streit zwischen MARIANNE und GERMANIA, der sich ĂŒber 2.000 Jahre hinzieht und ĂŒber die berechtigte Hoffnung auf Eintracht, wie sie sich in einem kurzen Moment in der deutschen Klassik und im Reich Napoleons abzeichnet. Im 21. Jahrhundert werden sich MARIANNE und GERMANIA entweder vertragen oder es wird kein Europa mehr geben.

Erstausstrahlung am 11.07.1999

Musik fĂŒr Millionen

Einen KATEGORISCHEN IMPERATIV DER ZUVERSICHT nennt Peter Sloterdijk Beethovens große politische Kantate: die 9. Sinfonie. „Seid umschlungen Millionen“, „Bettler werden FĂŒrstenbrĂŒder“, heißt es in Schillers Originaltext. Aus welcher Ferne kommt dieser Enthusiasmus zu uns? Die 9. Sinfonie ist inzwischen Europahymne und Welthymne geworden. Sloterdijk nennt diese PRIMÄRDOKUMENT DER SCHÖNEN POLITIK eine Dauerleihgabe Mitteleuropas an die Menschheit.

Erstausstrahlung am 07.01.2001

European Sixties

Das Filmmuseum Berlin, die Deutsche Kinemathek und die Berliner Filmfestspiele haben dem Film Europas in den 60er Jahren eine vielbeachtete, große Ausstellung gewidmet. LebensgefĂŒhl und Aufbruchstimmung jener Jahre, zeigen in allen europĂ€ischen LĂ€ndern, aber auch ĂŒber den Atlantik hinweg, Charakteristiken und Perspektiven, die unverwechselbar sind. Erst im Abstand werden die Kennzeichen sichtbar: Revolte, Fantasie & Utopie. Der Historiker Wolfgang Jacobsen berichtet.

Erstausstrahlung am 13.10.2002

Alles ĂŒber Paris

Paris ist die Hauptstadt des 19. Jahrhunderts, die der AufklĂ€rung und war schon die Metropole Galliens. In seinem neuen Buch „Alles ĂŒber Paris“ fĂŒhrt Ulrich Wickert, in Paris aufgewachsen, den Leser durch „ein Weltmuseum, das eine Stadt ist“. Nirgends hat man, so zitiert er Friedrich Hebbel, soviel Welt zusammen wie in Paris. Das Stadtwappen zeigt ein Schiff und den Text: Fluctuat nec mergitur („es gleitet und sinkt nicht“). Ulrich Wickert ĂŒber sein neues Buch.

Erstausstrahlung am 27.12.2004

Im Herzen Europas: Die Schweiz

Zwischen der Ukraine und Russland eine zentrale Rolle. Eine solche Position ist nur möglich, weil die Schweiz nicht der EU und auch nicht der NATO angehört und zugleich politisch zum Westen gehört. So besteht die Schweiz aus einer FĂŒlle von Besonderheiten. In diesem Land gibt es die wohl grĂ¶ĂŸte Zahl von Orten, an denen markante Friedenskonferenzen stattfanden. Die Schweiz hatte das GlĂŒck, in den zwei Weltkriegen im 20. Jahrhundert neutral geblieben zu sein. Die Schweiz ist ein Kernland Europas und hĂ€lt sich zugleich unabhĂ€ngig von der Administration in BrĂŒssel. Die Geschichte von Wilhelm Tell ist eine Sage. Aber die Schweiz ist wie sonst einst nur die Republik Venedig und bis heute die Vereinigten Niederlande nicht aus einer Monarchie und durch Beamte zum modernen Staat geworden, sondern von unten nach oben durch direkte Demokratie und VerstĂ€ndigungen unter Nachbarkantonen. Ein Land mit solchen Wurzeln, wie sie sich noch heute in den obligaten Volksabstimmungen zeigen, funktioniert anders und ist auch anders legitimiert als viele multinationale VertrĂ€ge, die auf ihre demokratische Legitimierung nicht immer transparent sind. Napoleon war 1803 „Mediator“ der Schweizer Einheit. 1948 kam in der Schweiz eine Bundesverfassung zustande. Anders als fĂŒr Deutschland hatte das Jahr 1848 fĂŒr die Schweiz ein positives Ergebnis. Zu den SchĂ€tzen der Schweiz gehört auch ein ungewöhnlicher Reichtum der gesprochenen Sprache. Er ist im IDIOTICON, einer Entsprechung zum Grimmschen Wörterbuch, gesammelt. Die Schweizer Botschaft in Berlin hat ihren Sitz in einem GebĂ€ude, das 1945 im zerstörten Berlin erhalten blieb. Nach der Wende zeigte sich, dass dieses GebĂ€ude dem Bundestag und dem Regierungsviertel von allen Botschaften, die es in Berlin gibt, am nĂ€chsten liegt. Was sind Konflikte, was sind Synergien im VerhĂ€ltnis von EU, Bundesrepublik und der Schweiz? Was macht ein Schweizer Botschafter? Begegnung und GesprĂ€ch mit dem Botschafter mit Tim Guldimann auf der MĂŒnchner Sicherheitskonferenz (MSC) 2015.

Erstausstrahlung am 15.04.2015

194 Jahre Hellas

Der Aufstand der Griechen gegen das Osmanische Reich begann 1821. Er wurde von den GroßmĂ€chten England, Frankreich und Russland mit starker Emotion gefördert und fĂŒhrte 1830 zum ersten Königreich der Hellenen unter dem Bayerprinzen Otto. Noch wĂ€hrend des Aufstands kam es zum ersten Staatsbankrott. Der zweite von bisher insgesamt drei lag 1883 nach einem wirtschaftlichen Innovationsschub, dem das griechische Eisenbahnsystem und der Kanal von Korinth zu verdanken sind. Als dramatisch gilt der Zweikampf zwischen dem Vollblutpolitiker Venizelios (der die Partei der Reeder, des britisch-französischen Geldes und der Wohlhabenden vertrat) mit dem König Konstantin (jetzt aus einem norddeutschen FĂŒrstenhaus und Vertreter des Mittelstands, der Beamten und der kleineren Landbesitzer). Wie fast immer in der griechischen Geschichte schwankten die Mehrheiten. Die Regierungen lösten einander ab. Mal ging der König, mal der Vollblutpolitiker ins Exil. Man wird, sagt der Griechenlandkenner Zelepos, die neugriechische Geschichte und die Gegenwart dieses Landes nur verstehen, wenn man die einzelnen Teile betrachtet, aus denen sich das Land zusammensetzte und die bisher keineswegs integriert sind: Ein Land, das fast nur aus Besonderheiten besteht, in den Menschen selbst und in den Landschaften. Als Griechenland zu Ende des Ersten Weltkriegs gegen Deutschland und Österreich-Ungarn in den Krieg eintrat, gab die von diesem Land ausgehende Offensive den MittelmĂ€chten den Rest. Kein unwichtiges, aber ein unsortiertes Land. Prof. Dr. Ioannis Zelepos, NeogrĂ€zist an der Ludwig-Maximilians-UniversitĂ€t MĂŒnchen, berichtet.

Erstausstrahlung am 09.09.2015

Das Land der 1.000 Inseln

Griechenland besteht in seiner Geschichte seit der Antike und in seiner Gegenwart nicht bloß aus der Hauptstadt Athen, dem Festland und der Peloponnes, sondern vor allem aus seinen 1.000 Inseln: „Nichts ist so verschiedenartig wie die Einzelteile des griechischen Archipels“. Die adriatischen Inseln im Westen gehörten frĂŒher zum Einflussbereich Venedigs. Sie haben eine andere Musik, andere Sitten, andere Bauweise und andere Gemeinwesen und Clans als die Inseln in ÄgĂ€is. Auch von diesen unterscheidet sich fast jede von den anderen. Geht man nicht von einem Einheitsurteil (meist einem Vorurteil) ĂŒber Griechenland aus, sondern untersucht die einzelnen Regionen in Geschichte und Gegenwart, erhĂ€lt man auch fĂŒr die Lösung der Probleme des Landes einen besseren Blick. Dem BĂŒrgermeister von Thessaloniki sind zum Beispiel Reformen gelungen. Die Riesenstadt Athen sucht Rat bei diesem Politiker fĂŒr die eigenen Probleme. Athen selbst bildet als Megalopolis einen scharfen Gegensatz zu den agrarischen Regionen des Landes. In dieser Hinsicht erweist sich das PhĂ€nomen Griechenland als ein prismatisches Gebilde. Joannis Zelepos, LMU MĂŒnchen, berichtet ĂŒber die Vielfalt Griechenlands.

Erstausstrahlung am 04.01.2016

Die dienstÀlteste Staatsfrau Europas

TĂ€glich muss sie Entscheidungen treffen in einer Welt der UnĂŒbersichtlichkeit: Angela Merkel. Unter den Regierungschefs Europas ist sie am lĂ€ngsten in Dienst. Stefan Kornelius begleitet sie in seinem Buch auf ihren Reisen, den Stationen ihrer RegierungstĂ€tigkeit und in historischen Momenten.

Erstausstrahlung am 08.04.2013

Entgiftung der Macht

Europa ist kein Territorialstaat. Es wird die bestehenden, gewachsenen LĂ€nder nicht ersetzen, sondern zusammenfĂŒhren. Europa kann weder militĂ€risch noch nach seinem zentralen Willen eine bloße Großmacht sein. Worin liegt die besondere Chance dieser europĂ€ischen Struktur? Dr. Hugo BĂŒtler, Chefredakteur der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG (NZZ), berichtet.

Erstausstrahlung am 03.04.2000

Festung Europa

Einwanderer besiedelten die USA. Vandalen, Goten und Hunnen ĂŒberrannten die GrenzzĂ€une des römischen Reiches. Vergebens suchten die DDR-Behörden ihre Staatsgrenzen zu sperren. Wie verteidigt man Europa gegen illegale Einwanderung? Die Frage stellt sich an den KĂŒsten Italiens, an der Ostgrenze der EU und an der Meerenge von Gibraltar. EG-GrenzschĂŒtzer Pichota berichtet. Peter Berling als EU-Grenzexperte.

Erstausstrahlung am 17.03.2003

Macht ohne Maske

Die USA entwickelten seit 1945 einen Willen zur Vorherrschaft in der Welt, dem jede Heuchelei fremd ist. Diese Haltung fĂŒhrt in jĂŒngster Zeit zu Kollisionen mit dem alten Europa, das mit Weltmachtgedanken, aufgrund bitterer historischer eigener Erfahrungen, besonders vorsichtig umgeht. Egon Bahr, Kanzleramtsminister unter Willy Brandt und heute als Sicherheitsexperte tĂ€tig, berichtet.

Erstausstrahlung am 03.05.2004

Das Bild Europas

Im HAUS DER KUNST prĂ€sentierte der Architekt und StĂ€dtedesigner Rem Koolhaas seine Vision von Europa. In einer tumultartigen Bilderwelt ist die Geschichte Europas mit der Geschichte der EuropĂ€ischen Union verknĂŒpft. Eine Kartografierung der GrĂŒnde und Bilder, warum wir uns Europa zuwenden mĂŒssen. Rem Koolhaas berichtet.

Erstausstrahlung am 13.02.2005

Das BrĂŒsseler Panorama

Der prominente literarische Autor aus Wien, Robert Menasse, reiste nach BrĂŒssel. Er suchte einen Romanstoff, der im Zentrum der EuropĂ€ischen Union, und zwar unter den BrĂŒsseler Beamten, handelt. Er fand bei seiner Recherche keines der Vorurteile, die ĂŒber SchwĂ€chen der EU im Umlauf sind, bestĂ€tigt. Ihm geht es um eine positive Perspektive: gibt es einen Weg zu einem „Europa der Regionen“? Was heißt nach-nationale Demokratie? Wie Roman-tauglich sind EU-Beamte? Der Titel von Menasses Buch heißt „Der europĂ€ische Landbote“, eine Anspielung auf eine berĂŒhmte Publikation von Georg BĂŒchner. Begegnung mit dem Dichter Robert Menasse und ĂŒber ihn mit der Europa-Zentrale in BrĂŒssel, die uns alle betrifft.

Erstausstrahlung am 09.09.2013

Im Namen der Völker: in Sachen Mord!

Als Leiter einer Kommission von ĂŒber 30 Kriminalisten und Experten ermittelte der Berliner Leitende Oberstaatsanwalt Detlev Mehlis im Auftrag der EuropĂ€ischen Union auf den Philippinen. Es ging um die AufklĂ€rung und EindĂ€mmung von MordfĂ€llen. Zuvor war er im Auftrag des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen Chefermittler in Sachen des Attentats auf den MinisterprĂ€sidenten Rafiq al-Hariri im Libanon. Detlev Mehlis fĂŒhrte diese Untersuchung im Namen der Völkergemeinschaft als Undersecretary des UNO-GeneralsekretĂ€rs durch. MinisterprĂ€sident Hariri wurde in seinem gepanzerten Fahrzeug durch ein Selbstmordattentat, das offenbar von hoher Stelle angestiftet war, mit einer ungewöhnlich großen Sprengladung, die 200 weitere Opfer forderte, umgebracht. Die Untersuchung, die von den unter Verdacht stehenden Kreisen ihrerseits mit AnschlĂ€gen bedroht wurde, wurde international stark beachtet. Die AufklĂ€rung von Verbrechen „im Namen der Völker“ und in ausgeprĂ€gten MordfĂ€llen ist neu. Begegnung mit Detlev Mehlis.

Erstausstrahlung am 11.09.2011

Felseninsel Lampedusa

NĂ€her an der KĂŒste Nordafrikas als an Siziliens Spitze liegt die Insel Lampedusa. Die Ufer sind steil und die primitiven Boote, gefĂŒllt mit FlĂŒchtlingen, können nur an wenigen StrĂ€nden landen. Das Wetter im Mittelmeer ist ungleichmĂ€ĂŸig, oft tĂŒckisch. Die Bilder der Ertrunkenen haben sich im öffentlichen Bewusstsein eingeprĂ€gt. Was ist das fĂŒr eine Insel? Im 18. Jahrhundert FĂŒrst Potemkin und Katharina II wollen diese Insel als ein zweites Malta zum StĂŒtzpunkt fĂŒr die russische Flotte machen. Im 19. Jahrhundert kurbelt der König von Neapel eine Besiedlung der Insel an. Heute gilt sie als sĂŒdlicher Vorposten Europas im Krisenbereich anlandender Immigranten. Eine Abgeordnete der Insel im italienischen Parlament ist Politikerin der Lega Nord. Ulrich Ladurner, Autor der ZEIT, hat an Ort und Stelle die Felseninsel erforscht. Er berichtet ĂŒber die RealitĂ€ten und HintergrĂŒnde der Migration aus Afrika nach Europa, die sich vor und auf dieser Insel mit oft tödlichem Ausgang konzentriert. Ein wichtiger und verblĂŒffend interessanter Fleck im Mittelmeer.

Erstausstrahlung am 06.04.2016

Nachleben des Politischen

Immanuel Kant hat den Verlauf der Französischen Revolution mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Ihr Scheitern im Terreur, was die Menschenrechte und den Freiheitsbegriff betrifft, und ihr politisches Ende nach dem Thermidor hat er als extreme kritische Herausforderung verstanden. Zugleich sagt er, dass ein elementarer Aufbruch zur Freiheit hin, auch wenn er zunĂ€chst scheitert, in der Geschichte der Menschen ein untrĂŒgliches Zeichen setzt. Das Politische hat ein Nachleben. Es wiederholt sich, nicht wie Marx sagt als Groteske, sondern dadurch, dass es beim zweiten oder siebten Mal sich glĂŒcklich verwirklicht. Die Philosophie von Georges Didi-Huberman stellt die Ausdrucksweisen der KĂŒnste und der Moderne in den Zusammenhang dieser Perspektive der „permanenten AufklĂ€rung“. Vieles in Programmen und Texten der AufklĂ€rung erweist sich unter den bitteren Erfahrungen des 20. Jahrhunderts als Phrase. Georges Didi-Huberman nimmt den Schlusssatz in der ersten Ausgabe der DIALEKTIK DER AUFKLÄRUNG: (fortzusetzen), wörtlich. Sein letztes, in Deutschland noch nicht erschienenes Werk handelt von den Waffen des Geistes und der Waffe der TrĂ€nen. Besuch bei Georges Didi-Huberman in Paris.

Erstausstrahlung am 04.07.2016

1.000 Jahre Portugal

Lusitanien, die ehemals römische Provinz am Atlantik, kommt schon im Hochmittelalter zu neuer Bedeutung. Wenig spĂ€ter ist das Königshaus ĂŒber ganz Europa mit den fĂŒhrenden Familien versippt. Dabei bleibt das GelĂ€nde, das spĂ€ter Portugal heißen wird (anders als viele andere europĂ€ische LĂ€nder), ein in sich geschlossenes, mit sich selbst identisches Gebilde. Mit dem FĂŒrsten und Unternehmer Heinrich dem Seefahrer und mit Vasco da Gama beginnt eine Eroberung der Welt zur See. In einem vom Papst garantierten Vertrag wird die damals bekannte Welt in zwei HĂ€lften aufgeteilt: Die eine gehört zum spanischen, die andere zum portugiesischen Reich. Die Grenzziehung kann man heute noch in Lateinamerika verfolgen, wenn in Brasilien Portugiesisch, in den ĂŒbrigen Teilen des Kontinents Spanisch gesprochen wird. „Sebastian, der Ersehnte“, der aus einer grĂ€sslichen Niederlage in Marokko nicht zurĂŒckkehrt, gehört zu den markanten Zeichen von Portugals tausendjĂ€hriger Geschichte ebenso wie das Erdbeben von Lissabon im Jahre 1755 und die aufgeklĂ€rt-autokratische Herrschaft des Marquis de Pombal, der Exodus des königlichen Hofes, als Napoleons Armeen vor Lissabon stehen, nach Brasilien. Die von England diktierte imperiale Arbeitsteilung lĂ€sst Portugal die Industrialisierung versĂ€umen. FĂŒr verblĂŒffende und dramatische Wendungen wie die Nelken-Revolution ist Portugal auch in der Moderne immer noch gut. Bewundernswert, wie die Schuldenkrise von diesem Land gemeistert wurde. Prof. Dr. Walther Bernecke, Historiker an der LMU MĂŒnchen, berichtet. Erstausstrahlung am 08.06.2016

Die Macht am Mittelmeer

Das Nachkriegseuropa und die EU basieren auf der Achse zwischen Frankreich und der Bundesrepublik. Das war fĂŒr Frankreich historisch nicht selbstverstĂ€ndlich. Frankreich war immer auch ein mittelmeerisches Land und die Idee einer Mittelmeer-Union, eines lateinisch dominierten Mittelmeerreichs war fĂŒr die französische Tradition stets lebendig: Outremer. Wolf Lepenies, lange Zeit Rektor des Wissenschaftskollegs zu Berlin und Hochschullehrer in Princeton und an Berliner UniversitĂ€ten, knĂŒpft in seinem Werk DIE MACHT AM MITTELMEER an Fernand Braudels Klassiker LA MEDITERANNEE DANS LE SIECLE DE PHILIP II, das Standardwerk der bekanntesten Historikerschule Frankreichs, der ANNALEN, an. Aus diesem Werk kommt auch die Perspektive der „longue durĂ©e“. Dieser Perspektive folgt die Untersuchung von Wolf Lepenies quer durch das Dickicht wechselnder AktualitĂ€ten. Bei Braudel steht die Seeschlacht von Lepanto im Zentrum, an der sich entschied, ob das Mittelmeer osmanisch oder westlich beherrscht wird. TatsĂ€chlich ist diese Frage nie endgĂŒltig entschieden worden, auch wenn die IdentitĂ€t der MĂ€chte wechselte. Noch heute zeigt der FlĂŒchtlingsstrom und der Krisenherd im nahöstlichen Bereich verblĂŒffend, wie löcherig, umstritten und bebengefĂ€hrdet die Macht am Mittelmeer ist. Das Buch versucht, die Sache mit den Augen Frankreichs zu sehen. Da findet sich Napoleons Zug nach Ägypten. Jahrzehnte spĂ€ter marschieren die LegionĂ€re Napoleons des Dritten in Syrien und Afrika ein. Einen Moment lang scheint es, dass Mittelmeer, Afrika, Frankreich und die Welt der großen Weltausstellungen hier im SĂŒden eine neue Wirklichkeit schaffen. Das geht mit dem preußisch-deutschen Sieg bei Sedan verloren. Aber noch in den Jahren nach 1945 verfolgen Charles de Gaulle und Robert Schuman, der MitbegrĂŒnder der Montan-Union, Projekte, die sich auf Afrika, den Nahen Osten und eine Mittelmeer-Union beziehen. Eine Arbeit des politischen Publizisten Alexandre KojĂšve, von der man nicht weiß, ob sie Charles De Gaulle vorlag und ihn beeinflusste, entwickelt ein plastisches Modell der Mittelmeer-Union als Schwesterprojekt zur E.U. Als PrĂ€sident Sarkozy Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands dieses Projekt neu aufgreifen wollte, wurde es durch deutschen Starrsinn blockiert. Man muss sich, sagt Wolf Lepenies, vorstellen, was die Wirkung einer Mittelmeer-Union, ausgehend von Frankreich, unterstĂŒtzt von der E.U., gewesen wĂ€re, wenn es sie zum Zeitpunkt des „Arabischen FrĂŒhlings“ gegeben hĂ€tte. Möglicherweise sĂ€hen wir dann heute kein bombardiertes Aleppo. Lateinamerika, bezogen auf die spanische Sprache, steht dem Projekt Latein-Afrika, bezogen auf die Frankophonie, gegenĂŒber. Insofern ist eine Kooperation im SĂŒden und im Nahen Osten in Gefahr, aber nicht endgĂŒltig verschlossen. Es bedarf einer Abkehr von der politischen OberflĂ€chlichkeit und von der Hybris, mit der Europa vor allem dem Kontinent Afrika begegnet, damit solche heterotopischen Chancen wahrgenommen werden. Begegnung mit Wolf Lepenies und seinem spannenden Werk DIE MACHT AM MITTELMEER. FRANZÖSISCHE TRÄUME VON EINEM ANDEREN EUROPA.

Erstausstrahlung am 28.02.2017

Wieviel Krisen vertrÀgt die Welt?

Auf der MĂŒnchner Sicherheitskonferenz versammeln sich jĂ€hrlich die fĂŒr die Sicherheit in der Welt verantwortlichen Politiker, MilitĂ€rs & Experten. Im GesprĂ€ch mit Sebastian Kurz.