Show: Zaubermittel Geld

Der Absturz von Karstadt-Quelle-Arcandor

Ein großer Kaufhauskonzern gerät durch Fusion mit einem renommierten Versandhaus und mehrere missglückende Rettungsversuche in eine Abwärtsspirale. Mit der Havarie ist die Laufbahn bekannter Manager verknüpft. Der Journalist und Autor Hagen Seidel hat die Katastrophe in seinem Buch “Arcandors Absturz” dokumentiert.

Erstausstrahlung am 30.05.2011

Störung als Motor der Organisation

Organisation antwortet auf Störung. Führung und Management in der Moderne, sagt der Soziologe Dirk Baecker, ist nichts anderes als die “geordnete Störung einer Organisation”. Ohne solche Störungen (die entweder von außen oder von innen, von oben oder von unten kommen) wird die Organisation schläfrig und stumpf. Die Zeit des heroischen Managements und der heroischen Unternehmensführung ist vorbei. Prof. Dr. Dirk Baecker, Zeppelin-Universität in Friedrichshafen, über paradoxe und überraschende Besonderheiten im POST HEROISCHEN MANAGEMENT.

Erstausstrahlung am 17.06.2012

Der Gründer einer Denkfabrik

Roland Berger, Jahrgang 1937, gründete im Jahr 1967, zeitgleich mit dem Anfang der studentischen Protestbewegung, im Alter von 30 Jahren die Unternehmensberatung, die seinen Namen trägt. Sie umfasst inzwischen 2.500 Mitarbeiter, die alle als Freiberufler arbeiten. In der Zeit seit der Gründung dieser Denkfabrik hat Roland Berger (in einem Bogen von 45 Jahren) das Wirtschaftsleben der Welt und das der Bundesrepublik in einer Maßstäbe setzenden Position begleitet. Er berichtet über den Schuldenberg, die Krise in Griechenland, aber auch über die Auswege aus der Finanzkrise und über die Frage: Was sind die 7 Todsünden heute? Roland Berger im Porträt.

Erstausstrahlung am 19.02.2012

Buchführung der Seele

Fundamentalistische, archaische Religionen verbreiten sich nach einer Art Volkszählung. Sie zählen die Guten und organisieren sie gegen die Bösen. Auch der Kapitalismus, heißt es in einem Fragment von Walter Benjamin, ist eine solche Religion. Sie zählt die Welt nach SOLL und HABEN. Der Soziologe Dirk Baecker berichtet.

Erstausstrahlung am 08.09.2002

30.000 Gulden für eine Tulpenzwiebel

Der Holländer Ogier Ghiselin de Busbecq brachte im 17. Jahrhundert die Tulpenzwiebel aus der Türkei nach Europa. Die Tulpe, die nach nichts riecht, aber deren Farben manipuliert werden können, ließ sich zu riesigen Tulpenfeldern verbinden. Für einige besonders seltene Tulpenzwiebeln entstand im 17. Jahrhundert in Amsterdam und London eine schwindelerregende Spekulation aus dem ersten großen Börsenboom, die mit dem ersten großen Börsenkrach der modernen Wirtschaftsgeschichte endete. Was bringt die Fantasien hervor, die dem “Tulpenschwindel” zugrunde liegen? Welche poetischen Kräfte sind in der Warenwelt verborgen? 30.000 Gulden für eine Tulpenzwiebel, das entspricht heute mehreren Millionen Dollar. Diskursforscher Dr. Bernhard Siegert über den poetischen Kern, der Rationalismus, Tulpenfelder und mittelalterliche Gift- und Drogenpflanzen verknüpft.

Erstausstrahlung am 11.08.1997

Absterben des Staates, Was heißt das?

Was bedeutet Globalisierung? Was davon verändert die Systemwelt, was davon ändert die Lebenswelt? Was bedeutet unter heutigen Bedingungen die politische Bezeichnung “links”? Was heißt Absterben des Staates? Oskar Negt, als Hochschullehrer für Soziologie und Philosophie zuständig, hält die derzeitige Verwendung des Wortes Globalisierung für phrasenhaft. Geldwirtschaft und Warnproduktion waren immer global, seit dem es Welthandel gibt. Soweit damit etwas Neues bezeichnet wird, sagt er, bedeutet das Wort nicht Prozesse der Verbindung zwischen den Völkern, sondern die Tatsache, dass sich besonders große Firmen der Kontrolle eines Geheimwesens entziehen. Es entschwinden dadurch die Bremsen und Beißhemmungen in der Wirtschaft. Prozesse, die alle Menschen angehen, entziehen sich der Mitbestimmung der Menschen. Der Klassische Ökonom Adam Smith, Begründer der Theorie des Welthandels, hätte dafür nicht das Wort Globalisierung, sondern das Wort Raubbau.

Erstausstrahlung am 27.09.1998

Ökonomie als fröhliche Wissenschaft

Der Philosoph Baruch Spinoza (1632-1677) ist jung gestorben. Sein letztes Buch TRACTATUS POLITICUS hat er nicht vollendet. In seiner ETHIK handelt er nicht von Moral, sondern von den „menschlichen Wesenskräften“, den selbstbewussten, lustvollen Beweggründen im Gegensatz zu den traurigen Leidenschaften, die dem Gemeinwesen und den Menschen nichts helfen. Gerade wenn wir erkennen, dass wir von unserer Gier und von außen fremdbestimmt sind, also von Natur keinen freien Willen haben, sind wir Menschen fähig, unsere Freiheit zu realisieren. Die Gedanken dieses Philosophen sind kühn und modern, über Friedrich Nietzsche (er schrieb die „Fröhliche Wissenschaft“) hinausgehend. Sie sind, sagt der französische Ökonom Frédéric Lordon, für unsere Fragen des 21. Jahrhunderts brennend aktuell. Man sollte, sagt Lordon, Marx und die Finanzkrise mit den Augen Spinozas neu lesen. Frédéric Lordon gilt als einer der bedeutendsten Ökonomen Frankreichs. Die Hypothekenkrise in den U.S.A. hat er als Erster vorausgesagt. Er kritisiert in seinen viel beachteten Schriften, dass die Finanzmärkte heute die Regierungen und die Menschen quasi in Geiselhaft nehmen. Wenn man hier ein Gleichgewicht wiederherstellen will, kann sich dieses nur auf die Autonomie und das Selbstbewusstsein von Menschen gründen. Dazu gehört die fröhliche und spontane Selbstbehauptung, die ein Erbe der menschlichen Evolution ist und von der Spinoza handelt. Spinoza, ein geistiges Fernrohr und Mikroskop, das über 400 Jahre hinweg präzise funktioniert. Begegnung mit Frédéric Lordon in Paris.

Erstausstrahlung am 20.10.2013