Podcast: Wie poetisch ist die Wissenschaft

Episoden:

Vom Wunderglauben zur exakten Beobachtung

Im Hochmittelalter stehen Wissbegier der Menschen und die Einbeziehung von Wundern, Ahnungen und Prophezeiungen, also nicht-exaktes Wissen, in keinem Gegensatz. Die Neuzeit und die Moderne sind dann durch einen Umbruch in der Wissenschaftsgeschichte charakterisiert. Das objektive Beobachten baut zwischen dem subjektiven Betrachter und der Objektwelt einen vehementen Gegensatz auf. Dabei stehen, sagt Prof. Dr. Lorraine Daston, heute drei Fragen im Vordergrund: 1. Warum haben wir überhaupt Bewusstsein? 2. Was ist der Ursprung der Sprache? 3. Was wissen wir von der Entstehung der Naturgesetze im Kosmos? Prof. Dr. Lorraine Daston, Direktorin am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin, über den faszinierenden Weg vom Wunderglauben über die exakte Beobachtung bis zu den heutigen Verzweigungen des menschlichen Wissens.

Erstausstrahlung am 25.03.2013

Odysseus und die Wiesel

Homer hat den Prototyp des modernen, unruhigen Geistes geschaffen: die Gestalt des Odysseus. Er ist auch der Held in dem philosophischen Werk von Max Horkheimer und Th. W. Adorno mit dem Titel „Dialektik der Aufklärung“. Der Finanzexperte und literarische Autor Graf Georg von Wallwitz stellt dem Typus des Odysseus den Typus der Wiesel gegenüber. Sie, sagt er, sind zu klein und nicht listig genug im Verhältnis zu ihrer Gier. Eine Abenteuerreise durch die Finanzkrise.

Erstausstrahlung am 26.08.2012

Der Entdecker der „dunklen RNA“

Walter Gilbert ist Mitbegründer von zahlreichen Biotech-Start-up-Unternehmen. Zugleich ist er Hochschullehrer in Harvard und Nobelpreisträger. Er gilt als der Entdecker der RNA-Welt, die unserer Evolution der DNS-Welten voranging. Begegnung mit dem Nobelpreisträger Prof. Dr. Walter Gilbert.

Erstausstrahlung am 07.05.2012

Was bringt den Weltgeist nach vorne?

Mit Gutenbergs Erfindung der Buchdruckerkunst beginnt die Entwicklung der Neuzeit. Heute erleben wir das digitale Zeitalter, einen nicht weniger rasanten Umbruch: den Beginn einer neuen Schwellenzeit. Das Zeichen für Menschen, die sich der beschleunigten Zeit anpassen, ist der Delphin. Zugleich brauchen wir Anker. Wir finden sie in der Kunst. In seiner faszinierenden Publikation IN MEDIAS RES entwickelt Dr. Hubert Burda einen Grundriss für den Umgang mit den neuen Öffentlichkeiten des 21. Jahrhunderts. Der Verleger und Kunsthistoriker fasst gerade die Brüche zwischen Tradition und Neuerung als eine Chance auf für produktive Antworten. Es geht um die Interfaces zwischen Medien und Kunst. Als Eideshelfer dieser 10 KAPITEL ZUM ICONIC TURN begleiten ihn Friedrich Kittler, Horst Bredekamp, Peter Sloterdijk, Bazon Brock und der Kunsthistoriker Hans Belting. Begegnung mit Dr. Hubert Burda. (Auf der DLD)

Erstausstrahlung am 13.03.2011

Murmeltier des Geistes

Neue Vers-Poem von Durs Grünbein über René Descartes: Der französische Philosoph entdeckte bei Ulm mitten im Winter die Rationalität. Das Vers-Poem ist der Entstehung des Hauptwerkes von Descartes, „Discours de la Methode“, gewidmet.

Erstausstrahlung am 13.01.2003

Alchemie des Denkens

Der Lebenslauf von Bernard Stiegler ist spannend. Nach 4 Raubüberfällen in seinen Jugendjahren saß er 5 Jahre im Gefängnis. Heute ist Bernard Stiegler einer der führenden Philosophen Frankreichs und lehrt in London und Paris. In seinen Werken DIE LOGIK DER SORGE und ARS INDUSTRIALIS entwickelte Stiegler einen überraschenden und modernen Zugang zu den Kategorien der Aufklärung. Wir müssen lernen, sagt er, die Ursache von uns selbst zu sein. Seine Gedanken stützen sich auf Gilles Deleuze und Jacques Derrida, gehen aber in ihrer konsequenten Fortführung über diese Denker hinaus. Stiegler leitet auch ein digitales Forschungszentrum im Centre Pompidou in Paris: das Institut de recherche et d’innovation (IRI). Begegnung mit Bernard Stiegler.

Erstausstrahlung am 04.08.2014

Vom Salz der Freiheit

Unbestechliche Beobachter, immun gegen die Versuchungen der Unfreiheit im 20. Jahrhundert, geboren zwischen 1900 und 1910 – das sind die Beispiele, an denen der große Soziologe Prof. Dr. Lord Ralf Dahrendorf einen Typ des Intellektuellen festmacht, dessen ganze Lebenskraft sich auf das Beobachten, das Unterscheidungsvermögen und die Unabdingbarkeit der Freiheit bezieht. Diesen Charaktertyp führt Dahrendorf auf den Humanisten Erasmus von Rotterdam zurück. Zugleich sieht er ihn auf dem Hintergrund des Aufstiegs der bürgerlichen Gesellschaft seit dem 17. Jahrhundert. Davon handelt sein neues Buch „Versuchungen der Unfreiheit: Die Intellektuellen in Zeiten der Prüfung“ und seine Biografie „Über Grenzen“. In beiden Büchern, wie fast allen anderen, die Dahrendorf veröffentlichte, geht es um die LEIDENSCHAFT DER VERNUNFT. Begegnung mit dem Soziologen, Autor und Politiker Prof. Dr. Lord Ralf Dahrendorf, Mitglied im britischen Oberhaus.

Erstausstrahlung am 16.07.2006

Gebt mir die Zukunft und ich werde die Welt bewegen

Die Moderne im 20. Jahrhundert entsteht auf zwei ganz verschiedenen Seiten: aus dem Projekt der Aufklärung und aus der „Sehnsucht nach Ordnung“. In beiden Fällen, vor allem aber bei der Sehnsucht nach Ordnung, verschränken sich Mythos und Moderne. Der Zeitgeschichtler Fernando Esposito, DHI London und Universität Tübingen, untersucht diese Frage sowohl für die Hochkunst als auch in der massenhaften Populärkultur. Man versteht die Moderne schlecht, sagt er, wenn man die Linie der „konservativen Umstürzler“ auslässt. Das Idol, gleichzeitig für Mythos und Moderne, ist der Homo volans, der fliegende Mensch, das Bild des Ikarus, der stürzt und wiederaufersteht. Die Futuristen sind nicht begriffen, wenn man sie bloß unter dem Faschismus subsumiert. Das Vertrauen in die Aufwärtsbewegung des Fliegens findet sich bei dem Aufklärer und analytischen Geist Aby Warborg ebenso, wie bei Marinetti oder schon auf der Flugschau in Brescia 1909.

Erstausstrahlung am 27.06.2011

Der öffentliche Mensch

Über 2.000 Jahre hin, von Ovid über Montaigne, Erasmus bis zu Karl Popper oder Theodor Eschenburg, gibt es den unbestechlichen Beobachter. Ihn kennzeichnet die besessene Lust, Unterschiede zu machen. Unter diesen Charakteren finden sich die Vertrauenspersonen des freien Denkens, denen der große Soziologe, Autor und Politiker Lord Ralf Dahrendorf (Lord, weil er dem britischen Oberhaus angehört) sein Interesse widmet. Freies Denken und Selbstvertrauen, sagt Lord Dahrendorf, sind verbundene Gefäße. Es geht um die Tugenden und Schwächen des „öffentlichen Menschen“ (Homo publicus).

Erstausstrahlung am 01.10.2006

Der Philosoph als fliegender Fisch

Bernard Stiegler, einer der führenden Denker Frankreichs, über den Beruf des Philosophen. Stieglers Zeichen (auch Markenzeichen seines Instituts am Centre Pompidou) ist der „fliegende Fisch“. Aus ihrem Element, dem Wasser, springen fliegende Fische in ein fremdes Element, die Luft, um dann mit neuer Erfahrung wieder in ihrem Element einzutauchen. Erkenntnis geht immer über die Grenze hinweg und hat die reichsten Resultate unmittelbar an der Widerstandslinie zum Unbekannten, dem Fremden, dem Antagonismus. Eines der Bücher von Bernard Stiegler hat den Titel LOGIK DER SORGE. Wie bei Derrida und Heidegger wird der Begriff „Sorge“ in verschiedenen Richtungen interpretiert: als Prinzip der Vorsicht und als Prinzip des Sich-Mühe-Gebens. Grundlage des Denkens ist für Stiegler das Begehren. Bei der Entwicklung der Intelligenz eines Kindes werden die Impulse des Kindes durch das Bild der Erwachsenen, vor allem der Mutter, gebrochen und aus „Trieb“ in „Begehren“ verwandelt. Dies ist die Arbeit der libidinösen Kräfte, der wahren Einwohner eines jeden Menschen. Sowohl die libidinöse Struktur wie die Prägung durch die Eltern nennt Stiegler ein „Pharmakon“. Es kann sich als Gift und als Heilmittel auswirken. Stiegler beschreibt, wie sich Werbung, Medien und Markt an den libidinösen Kräften in den Menschen bereichern. Der Markt akkumuliert nicht nur die ganzen Menschen, sondern die Elemente in ihnen, die das eigene Denken hervorbringen, für seine Ausbeutung. Um diesen Kampf Kapital versus Sorge, menschliche Lebenswelt gegen Kapitalwelt geht es Stiegler. Für ihn gehört die permanente Auseinandersetzung zum Beruf des Philosophen, so wie für den fliegenden Fisch der Sprung aus dem Wasser in die Luft und wieder zurück zum Leben gehört.

Erstausstrahlung am 05.10.2014

Drei Fabeltiere

Prof. Dr. Josef H. Reichholf rekonstruierte das wahre Vorbild und den Ursprung der drei mythischen Fabeltiere. Keines der drei ist ursprünglich ein reines Fantasiewesen. Der Phönix entspricht einem wirklichen afrikanischen Zugvogel, die Sage von den Drachen geht in Europa auf riesenhaft gewachsene Metallarbeiter zurück, die aus dem Altai-Gebirge in den Westen wanderten und außerhalb menschlicher Siedlungen in Höhlen lebten. Das Einhorn geht auf eine seltene und unzähmbare Art von Gazellen zurück. Die Ableitungen des Evolutionsbiologen Prof. Dr. Reichholf verblüffen.

Erstausstrahlung am 04.02.2013

Weltwissen

Seit 300 Jahren gibt es die Wissenschaften in Berlin. Am Anfang steht G.W. Leibniz, der große enzyklopädische Geist. Eine große Ausstellung im Gropius-Bau widmet dieser Tradition eine Sammlung. Es geht um die Elemente, aus denen WELTWISSEN besteht: Lernen, Sammeln, Kooperieren, Vermessen, Reisen und Interpretieren. Prof. Dr. Markschies, Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin, gehört zu den Veranstaltern und berichtet.

Erstausstrahlung am 09.05.2011

Woher weiß die Uhr, wie spät es ist?

In einer berühmten antiken Erzählung sitzt ein Fischer müßig am Ufer. Ein Besucher fordert ihn auf, die Zeit zu nutzen, Fische zu fangen. Er könne sich dann ein neues Boot kaufen, ein Geschäft eröffnen und das Geld sammeln, damit er sich später zur Ruhe setzen könnte. Der Fischer antwortete: „Das tue ich doch schon gerade.“ Der Umgang mit der Zeit, mit Eile und Muße, ist in unseren Tagen genauso eine offene Frage wie in der Zeit des Kirchenvaters Augustinus. In gewisser Hinsicht sind wir Menschen Uhren. Eine Uhr misst die Relationen in Raum und Zeit. Sie misst aber nicht die Zeit selbst. Die ist eine der großen, nicht leicht erklärbaren Kategorien des menschlichen Vorstellungsvermögens. „Die Uhr ist eine Maschine, die nichts produziert.“ In der Antike wird sie repräsentiert durch den Gott Chronos, der seine Kinder verschlingt. Es gibt aber auch einen winzigen Glücksgott, den Kairos, der mit den Menschen und ihrer Zeit auf andere Weise umgeht. Der Historiker Alexander Demandt hat in seiner Kulturgeschichte der Zeit ein faszinierendes Porträt unseres ständigen Begleiters geliefert, der Zeit.

Erstausstrahlung am 29.08.2016

„Immer radikal, niemals konsequent“

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs ist Walter Benjamin 22 Jahre alt. Er gehört zu dieser Zeit zu einer der Fraktionen der Jugendbewegung, die einen neuen Menschen ins Auge fasst. In den 30er Jahren arbeitet er eng mit Bert Brecht zusammen. 1940 begeht er, auf der Flucht vor den Häschern des Dritten Reichs, Selbstmord. Sein Werk, das eine stark fragmentarische und zugleich eine Struktur der Zusammenhänge aufweist, gehört zu den Grundfesten der Moderne. Mike Jennings, Princeton University, ist der Biograf Benjamins. Alle Texte und Werke Benjamins greifen die Dinge an der Wurzel und sind im wörtlichen Sinne des Wortes „radikal“. Niemals beugt sich Benjamin jedoch einem Schema, einer Doktrin, einer bloßen Fortsetzung eines gefundenen Ansatzes aus Verstandesgründen. Vielmehr geht es ihm, sagt er, darum, die in der Ding- und Warenwelt und die in den Phantasmagorien der menschlichen Köpfe verborgenen ungeschriebenen Texte zu lesen. Dazu gehört Offenheit, nicht bloße „Konsequenz“. Auch in der für die europäische Moderne zeitweise aussichtslosen Situation, als der Faschismus in Europa überall im Vordringen ist, sucht Walter Benjamin – gemeinsam mit Bert Brecht – nach den Elementen eines Neuanfangs. Noch als die deutschen Truppen 1940 schon zu ihrem Sprung nach Paris ansetzen, schreibt Benjamin an seinem Passagenwerk und vor allem an dem Projekt über seine Berliner Kindheit. Er verbindet die Erfahrung eines Erwachsenen mit den stets neugierigen Augen eines Kindes: Ein Fall von „philosophischer Neotenie“. Ein Blick auf den kreativen und beharrlichen Widerstandsgeist Walter Benjamins.

Erstausstrahlung am 11.10.2016

Tote auf Zeitreise

Albert Zink gehört zu den weltweit bekanntesten Mumien-Forschern. Sein Institut ist Spezialinstitut für die Untersuchung des Ötzi. Seine Forschungsaufträge führten ihn nach Ägypten, wo er legendäre Funde an ägyptischen Herrschern aufzuweisen hat. Mumien entstehen auf natürlichem Weg als Moorleichen oder in großen Höhen der Gebirge, wie den Anden oder den Alpen. Auch im Wüstensand. Die aktive Mumifizierung ist eine Kunst. Im Falle der Lenin-Mumie setzten sich die Fachleute relativ spät ans Werk. Fast wäre die Leiche nicht mehr mumifizierbar gewesen. Dann aber hielt sie sich, umsorgt von Wissenschaftlern bis heute. Ein stürmisches Schicksal hatte die an Krebs gestorbene Evita Perón. Nach dem Sturz der Peronisten und während der Militärdiktatur wurde ihre Mumie nach Italien verfrachtet. Später wurde sie ihrem Mann Juan Perón in Spanien ins Haus getragen. Die Faszination, die diese Frau auf die argentinische Bevölkerung ausübte, führte sie letztlich nach Hause, wo sie wie Schneewittchen in einem Glassarg als ewig jung zu besichtigen ist. Die moderne Mumienforschung ist verbunden mit Gen-Analyse, Computertomografie und allen Techniken modernster Wissenschaft. Kaum ein kriminalistisch untersuchtes Mordopfer wird so genau untersucht wie einige der Pharaonen durch das Team von Prof. Dr. Zink. Bei dem Pharao Ramses III stellte er eine verborgene Schnittwunde im Nacken fest. Eine Palastverschwörung hatte ein Attentat auf den Herrscher verübt. An dem Schnitt starb er, war aber noch in der Lage alle seine Gegner von Gerichts wegen umzubringen. Begegnung mit Mumien-Forscher Prof. Dr. Albert Zink.

Erstausstrahlung am 20.05.2015

Max Weber

Max Weber gilt als Gründungsvater der deutschen Soziologie. Sein Lebenslauf reicht von 1864 bis 1920. Wer sein Leben und sein Werk verfolgt, wirft einen spannenden Blick in ein uns scheinbar fremdes Jahrhundert, an dessen Ende aber der Erste Weltkrieg steht, der auf dem Hintergrund des Denkens von Max Weber ein hochaktuelles Laboratorium der Erfahrung ausmacht. Von Max Weber stammen bis heute gültige Begriffe wie „der charismatische Charakter“ und der „Idealtypus“. Seine Schrift über „die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ ist angesichts heutiger Börsenmanöver und der riskanten Geschäfte der globalisierten Hochfinanz von großer Bedeutung. Jürgen Kaube hat diesem ungewöhnlichen Gelehrten eine starke Biografie gewidmet. Sie zeigt, wie abgründig, prismatisch und vielseitig ein bürgerlicher Charakter sein kann.

Erstausstrahlung am 23.03.2014

Vom Bohren harter Bretter

„Politik ist das Bohren harter Bretter mit Leidenschaft und Augenmaß“. Diese Formulierung stammt von Max Weber, der die Soziologie in Deutschland begründete. Die legendären Publikationen dieses Gelehrten sind auch für das 21. Jahrhundert ein Fernrohr und ein Mikroskop zugleich. Max Webers Biograf, Prof. Dr. Dirk Kaesler, Universität Marburg, über die Gesellschaftstheorie Max Webers.

Erstausstrahlung am 05.05.2013

Max Horkheimer

Die Frankfurter Kritische Theorie entwickelte den letzten großen modernen Entwurf der Aufklärung im 20. Jahrhundert. Ihr zentraler Geist war der Sozialforscher und Philosoph Max Horkheimer, lange Jahre Leiter des Instituts für Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt. Sein gemeinsam mit Theodor W. Adorno geschriebenes Buch „Dialektik der Aufklärung“ hat Weltrang. Rolf Wiggershaus hat diesem Mann eine konzentrierte Biografie gewidmet. Max Horkheimer, Vordenker und Navigator der entschiedensten politischen Philosophie unserer Zeit.

Erstausstrahlung am 16.06.2016

Jenseits von unseren Sinnen

Unsere menschlichen Sinne sind nicht auf die Quantenwelt geeicht. Ebenso wenig wie auf das Durchwandern der Milchstraßen. Trotzdem schwimmt alles Leben in einem Meer von Elementarteilen und Quanten, die sich ganz anders verhalten als wir meinen. Eine der interessantesten Fragestellungen im Verhalten der Quanten ist die sogenannte „spukhafte Fernwirkung“. Kommen zwei Photonen aus der gleichen Quelle, so bewirkt eine Beeinflussung des einen Geschwister eine sofortige Reaktion des anderen, wie weit sie auch voneinander entfernt sein mögen. Zu diesem Paradoxon, das die Forscher Albert Einstein und Nathan Rosen zur Widerlegung dieser „spukhaften Fernwirkung“ aufgestellt hatten, das aber das Phänomen bestätigte, haben jetzt Münchner Quantenphysiker eine aufsehenerregende weitere Bestätigung geliefert. Ihre Versuchsreihe spielte sich zwischen zwei Kellern in der Nähe der Münchner Universität ab. Sie wiederholten den Versuch mit Photonen, die ihre Quelle in 600 Lichtjahre entfernten Sternen hatten. Diese Quelle konnte von keiner menschlichen Hand beeinflusst worden sein. So konnte das Einstein-Rosensyndrom von letzten Zweifeln befreit werden. Die Verschränkung von Elementarteilchen ist eine verblüffende Naturerscheinung, die sich mit menschlichen Vorstellungen schwer vereinbaren lässt. Theoretisch ist durch solche Fernwirkung die Teleportation möglich. Die Teleportation zerstört jedoch die Information des ursprünglichen Phänomens. Quantensysteme sind nicht kopierbar. Wird ein solches System teleportiert, verschwindet es an seiner Quelle. Wäre je die Teleportation eines ganzen Menschen möglich, entstünde er (aus purer Information) am neuen Ort und wäre am alten zerstört. Das wagt so leicht niemand. Ein spannender Ausflug in die uns umgebende Welt der Quanten, in der man entweder REALISMUS oder LOKALITÄT haben kann, nie beides! Der Quantenphysiker Prof. Dr. Harald Weinfurter berichtet.

Erstausstrahlung am 06.11.2017

Der 30-jährige Krieg

Sofort nach Erscheinen erreichte das neueste Werk Herfried Münklers DER DREISSIGJÄHRIGE KRIEG. EUROPÄISCHE KATASTROPHE, DEUTSCHES TRAUMA 1618-1648 eine beachtliche Stellung in den Bestsellerlisten. Der Grund dafür liegt darin, dass es diesem Historiker gelungen ist, das „Chamäleon Krieg“ in allen seinen Erscheinungsformen, den historischen und den aktuellen unserer Zeit, uns vor Augen zu führen. Die Erfahrung des „Krieges, der nicht enden will“, ähnlich wie im Dreißigjährigen Krieg liegt heute in Syrien, in Libyen, in den gefährlichen Drohgebärden des Fernen Ostens und vor allem in den Erscheinungsformen des Terrorismus. Eine der wichtigsten Beobachtungen in Münklers Werk besagt, dass man Kriege nicht verhindern oder beenden kann, wenn man ihre Elemente nicht versteht. Es genügt nicht, sich „antimilitärisch“ zu fühlen, sondern es geht darum, Terror, Krieg und die Welt „unbestimmter Widersprüche“ aus ihren Einzelheiten sich zu vergegenwärtigen und die Gegengifte zu diesem Gift mit der Genauigkeit eines politischen Paracelsus zu erarbeiten. Begegnung mit dem Historiker Herfried Münkler, Humboldt-Universität zu Berlin.

Erstausstrahlung am 22.01.2018

Die Ionen-Falle als Uhr

Von der Erfindung des Pendels bis zur Entwicklung von Ionen-Uhren an dem Max-Planck-Institut für Quantenoptik liegt ein weiter Weg. Es geht um extreme Genauigkeit. Man braucht diese neuen Uhren, die die Atomuhr übertreffen, z.B. um Breitbandkabel und Computer mit zusätzlichen Informationen zu beladen. Dies ist nur durch zeitlich genaueste Differenz möglich: in winzigen Lücken findet die Zusatzinformation ihren Platz. Die Ionen, die diese unübertreffliche Genauigkeit produzieren, müssen zuvor in einer Ionen-Falle gefangen und isoliert werden. Dort arbeiten sie lebenslänglich und unverdrossen. Prof. Dr. Herbert Walther, Direktor des Max-Planck-Instituts für Quantenoptik, berichtet.

Erstausstrahlung am 28.10.2001