Podcast: Wieviel Krisen verträgt die Welt?

Episoden:

Was sind die gefährlichsten Punkte der Welt?

Strategie als Berufung heißt das neue Buch von Vize-Admiral a.D. Weisser, ehemals Planungschef der Bundeswehr. Politische Führungskunst ist im 21. Jahrhundert deshalb so anders als früher und so schwierig, weil die Gefahrenlagen so oft schwer rechtzeitig zu erkennen sind. Was bedeutet z.B. die Flottenrüstung Chinas und die Indiens? Wer hätte mit dem Einsatz von NATO-Luftstreitkräften in Libyen gerechnet? Was sind die gefährlichsten Punkte der Welt? Sicherheit, sagt Ulrich Weisser, lässt sich nicht stapeln. Entsprechend hilft keine Vorratsbildung an Expertise, das Wissen muss in jeder neuen Situation neu hergestellt werden. Vize-Admiral a.D. Ulrich Weisser über sein neues Buch STRATEGIE ALS BERUFUNG.

Erstausstrahlung am 25.07.2011

Vorfahrtsregeln der Macht

Völkerrecht gibt es als moderne Wissenschaft seit 1648. Auf Grund der bitteren Erfahrungen des 30jährigen Krieges, einer Auseinandersetzung in Mitteleuropa, die zu keinem Ende finden wollte, wurden von den besten Juristen des öffentlichen Rechts, darunter Hugo Grotius aus Holland, für die Gewaltanwendung zwischen Territorialstaaten Regeln geschaffen. Obwohl blutige Kriege sich in der Folgezeit steigerten, gab es doch immer Regeln, wie die Völker zum Frieden zurückfinden. Dieses empfindliche Rechtsgebiet handelt von den VORFAHRTSREGELN DER MACHT. Es steht im 21. Jahrhundert vor neuen Herausforderungen. Dazu gehört die NATO-Präsenz im Schwarzen Meer, die Zukunft der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol (die Krim gehört zur Ukraine, die in die NATO strebt), der Georgien-Konflikt und andere elementare Krisenherde der Welt wie zum Beispiel die Spannung zwischen den Atommächten Pakistan und Indien. Prof. Dr. Tomuschat, Humboldt-Universität, gehört zu den wegen ihrer Kompetenz gesuchten Fachleuten des Völkerrechts. Aus vielen Gremien und Tagungen kennt er die Theorie und Praxis dieses faszinierenden Rechtsgebietes.

Erstausstrahlung am 16.03.2009

Das Aquarium des Terrorismus

Das neue Stichwort in der Geostrategie heisst: „Erweiterter Naher Osten“. Diese Konfliktzone reicht von Mittelasien bis nach Marokko. In diesem Bereich ergibt sich für die Supermacht USA und deren Verbündete eine Inflationierung möglicher Gegner. Es kommt hinzu, dass es unmöglich ist, den Terrorismus (der keine Einheit bildet) nur mit militärischen Mitteln zu besiegen. Die neue Strategie verbindet das Prinzip der Distanzverteidigung des Westens mit dem Prinzip konsequenter Gefahrenabwehr im eigenen Land. Vize-Admiral a.D. Ulrich Weisser, früherer Planungschef der Bundeswehr, berichtet.

Erstausstrahlung am 07.06.2004

Die Terrorfront

Für den klassischen Krieg und die Guerilla ging es um Territorien. Im Terrorkrieg geht es um den Kampf um die Gehirne. Rolf Tophoven ist Mitherausgeber des Terrorismus-Lexikons. Er ist Leiter des Instituts für Terrorismusforschung und Sicherheitspolitik. Er berichtet aus seiner Erfahrung.

Erstausstrahlung am 19.02.2007

Sicherheit nirgendwo

Europa sieht sich konfrontiert mit der dritten Generation islamistischer Terroristen. Auch Länder wie Deutschland oder die Schweiz, die sich im Irak nicht militärisch engagiert haben, sind vor dem Terror nicht sicher. Es entsteht vielmehr eine NEUE UNBERECHENBARKEIT, die die dritte Generation des Terrorismus von den bereits unberechenbaren älteren unterscheidet. Hierüber berichtet Elmar Theveßen in seinem Buch „Terroralarm“.

Erstausstrahlung am 09.01.2006

Ein politischer Vulkanforscher

In der Weltpolitik geht es um Gleichgewichte. Regelmäßig werden sie gestört durch politische Eruptionen. Meist ereignen sich diese dort, wo man sie lange Zeit nicht erwartete. Liegen die wichtigsten Krisen in Nordafrika, am Nordmeer, in Ostasien oder im Nahen Osten? Kommt es überhaupt auf die Wichtigkeit oder nicht vielmehr auf das Netz dieser Krisen an? David, Ignatius ist Mitherausgeber und Redakteur der WASHINGTON POST. Er ist es seit 30 Jahren gewöhnt, selber in die Krisengebiete zu reisen. Er berichtet über das, was er wirklich gesehen hat.

Erstausstrahlung am 06.05.2013

Eskalationsfalle Iran

Es wurde versäumt, durch internationale Garantien für die Sicherheit des Iran dieses Land rechtzeitig von dessen Plänen zur Atomrüstung abzubringen. Inzwischen haben die Haltung und die persönlichen Äußerungen des iranischen Präsidenten die Verständigung mit der übrigen Welt schwergemacht. Auf der anderen Seite ist es schwierig, sich vorzustellen, dass die militärischen Drohungen des Westens ausführbar sein sollen. Es entsteht eine klassische ESKALATIONSFALLE. Je stärker gedroht wird, desto unwahrscheinlicher wird die Ausführung der Drohungen und je unwirklicher die Drohungen werden, desto mehr muss man sie verstärken. Vizeadmiral a.D. Ulrich Weisser, ehemaliger Planungschef der Bundeswehr, berichtet.

Erstausstrahlung am 02.04.2006

Einsatz in Afghanistan

Es geht um einen Einsatz in einem Tal in Afghanistan, der in zwei Zangen von Norden und von Süden angesetzt ist und das Gelände von Taliban freimachen soll, so dass Entwicklungshilfeprojekte dort stattfinden können. Wie kämpfen deutsche Soldaten in einem Verband mit Alliierten und afghanischen Truppen? Es sieht aus wie ein Krieg auf einem fremden Planeten. Bei solchen Einsätzen entsteht eine neuartige Mischung zwischen Verhandlungskunst, Kooperation und Waffenwirkung, die es in früheren Kriegen so nicht gab. Oberstleutnant Christian von Blumröder, der einen solchen Einsatz befehligte, berichtet.

Erstausstrahlung am 23.06.2014

Das Selbstmordattentat

Attentate, bei denen der Täter sich selbst umbringt, werden oft dem Orient zugeschrieben: von den Assassinen im Mittelalter bis zur Al Quaida heute. Tatsächlich ist diese Art des Mehrfachmordes in allen Regionen der Welt verbreitet. Auch wir in Europa haben eine breite Palette von Beispielen. Der Blick auf das Phänomen, das Schock auslöst und das wir uns deshalb in die Ferne wünschen, wird schärfer, wenn man beobachtet, was Literatur und Mythen davon berichten. Der Literaturwissenschaftler Dr. Arata Takeda, Universität Tübingen, schrieb darüber ein viel beachtetes Buch.

Erstausstrahlung am 07.08.2011

Buchhaltung des Terrors

Der Journalist Georg Mascolo, ehemaliger „SPIEGEL“-Chefredakteur und Leiter eines Investigativ-Teams von NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung (SZ), befasst sich mit seinen Mitarbeitern schwerpunktmäßig mit Fakten aus dem Umkreis des IS, der anscheinend derzeit schlagkräftigsten unter den bekannten Terrorgruppen in der Welt. Im Irak recherchierte und überprüfte er Unterlagen, aus denen sich eine merkwürdig präzise bürokratische Struktur des „Islamischen Staates“ ergibt. Hier gibt es z. B. eine Registratur und Buchhaltung über Selbstmordattentate. Was macht die IS so gefährlich? Wie kommt es zu grauenhaften Vorgängen wie der Verbrennung des Piloten der jordanischen Luftwaffe, der am 24. Dezember 2014, also zu Heiligabend, abstürzte und von der IS gefangengenommen wurde? Was macht den islamischen Fanatismus so attraktiv für europäische Anhänger, die sich vom IS rekrutieren lassen? Eine absurde Verknüpfung ist es, dass die ehemaligen Militärs und die Geheimdienstleute von Saddam Hussein, nachdem sie aus der Armee entlassen und inhaftiert waren, sich mit den religiösen Fanatikern des IS, darunter al-Baghdadi, in einem Gefängnis der USA im Irak zusammenfanden. Vor dem Einmarsch Buschs in den Irak gab es keine Al-Quaida in nennenswerter Zahl in Mesopotamien, auch keine IS. Erst in den Lagern und Gefängnissen bildete sich „eine Hochschule des Terrors“, „eine Schule des Kriegs“, die Zusammenarbeit zwischen Ex-Hussein-Militärexperten und aggressiven Islamisten. Dies ist der Kern des IS. Georg Mascolo berichtet.

Erstausstrahlung am 27.04.2015

Das Prinzip der harten Hand

Weltpolitik ist nicht sentimental. In vielen Fällen gilt das Prinzip der „harten Hand“. Man kann es aber auch falsch anwenden, z.B. wenn man die Nerven einer anderen Großmacht malträtiert und das Problem erst hervorbringt, das man lösen will. Diese falsche Anwendung liegt derzeit der Politik des Westens gegen Russland zugrunde. Vizeadmiral a.D. Ulrich Weisser, ehemals Leiter des Planungsstabs der Bundeswehr und Sicherheitsexperte, berichtet.

Erstausstrahlung am 14.07.2008

Der letzte Europäer in der U.S. – Außenpolitik

In seinem berühmten Buch über den WIENER KONGRESS VON 1815 beschrieb Henry Kissinger, geboren in Fürth, die Prinzipien der klassischen europäischen Gleichgewichtspolitik, wie sie bis 1914 wirksam war. Als Außenminister der U.S.A. unter Präsidenten Nixon und Ford setzte er wesentliche Elemente dieses Denkens mit Bravour in der Praxis um. Bis heute ist Henry Kissinger in allen Fragen des Gleichgewichtes in der Welt ein begehrter Ratgeber. Henry Kissinger über die PUNISCHEN KRIEGE, die Flottenrüstung vor 1914, den Friedensschluss in Vietnam und den Raketenabwehrschild (NDM).

Erstausstrahlung am 08.04.2001

Die Stärke der U.S.-Flotte

Wäre John McCain Präsident der Vereinigten Staaten geworden, hätte der Unternehmer und Politiker John F. Lehman vermutlich das Pentagon geleitet. Als Vertrauensmann von Henry Kissinger und Präsident Reagan wurde John F. Lehman U.S.-Marinestaatssekretär. Als solcher war er für die Rüstung der U.S.-Navy zuständig zu der Zeit des Höhepunkts der Konkurrenz mit der Sowjetmacht. John F. Lehman über die U.S.-Navy und die Geschichte des Seekriegs.

Erstausstrahlung am 08.06.2009

Die NATO im Zeitalter des Risikos

Unmittelbar nach dem Zusammenbruch des Imperiums im Jahr 1991 gab es Momente, in denen Beobachter behaupteten, die Bedeutung der NATO gehe gegen null. Im Jahr 2009 ist dieses Bündnis um zahlreiche Mitgliedsländer erweitert und es beschäftigt sich damit, seine Rolle in Georgien und in anderen Bereichen im Süden und Südwesten Russlands zu befestigen und zu erweitern. Was heißt in solchem Zusammenhang SICHERHEITSARCHITEKTUR FÜR EUROPA UND DEN ATLANTIK? Jamie Shea war ursprünglich Sprecher der NATO und ist heute Leiter von deren politischer Abteilung, die für Planung und Strategien zuständig ist. Dr. Jamie Patrick Shea über die Wandlungsfähigkeit der NATO.

Erstausstrahlung am 11.05.2009

Wofür braucht Polen US-Raketen?

Die USA und Polen planen – ohne Rücksicht auf die Gremien der Nato – ein anti-ballistisches Raketen-System in der Nähe der russischen Grenze. Russland empfindet dies als Affront und protestiert. Vizeadmiral a.D. Ulrich Weisser ehemals Chefplaner der Bundeswehr, über den Umgang mit Russlands Schmerzgrenze. Um einen Konflikt auszulösen, genügt ein Jahr, um seine Folgen zu beseitigen, braucht man manchmal 100 Jahre. Wofür braucht Polen US-Raketen?

Erstausstrahlung am 22.04.2007

Wie verteidigt man die Republik Georgien?

Irakli Okruashvili heißt der junge Verteidigungsminister der Republik Georgien, der nach der Rosen-Revolution dieses Amt übernahm. Das Land ist durch die Sezession von Landesteilen, durch Korruption aus der Zeit des Imperiums und an seinen Grenzen bedroht. Im Norden grenzt es z. B. an Tschetschenien. Georgien sucht die Nähe zur Nato und zur Europäischen Union. Unabhängigkeit im Schatten des großen Russlands fordert Einfallsreichtum. Begegnung mit dem Verteidigungsminister Georgiens Irakli Okruashvili.

Erstausstrahlung am 22.05.2005

Die Stimme Russlands in Brüssel

Ein gekündigter Rüstungskontrollvertrag, der Aufbau von Raketenstellungen in Polen und Tschechien, Andeutungen eines NATO-Beitritts Georgiens und der Ukraine, der Fall Kosovo, die Gefährdung der Transitwege nach Kaliningrad, die Zukunft von Sewastopol, des Hafens der russischen Schwarzmeerflotte: Zwischen der NATO und Russland gibt es mehr Probleme als Gespräche und Lösungsvorschläge. Die Konflikte haben sich in den 8 Jahren vor Obamas Amtsantritt auf beiden Seiten gehäuft. Die offenen Herausforderungen stellten zum 60-jährigen Bestehen der NATO auch Fragen an diese Organisation. Dmitri Olegowitsch Rogosin ist der Ständige Vertreter Russlands in der NATO und auch Ständiger Vertreter seines Landes in Kaliningrad. Er ist Vorsitzender einer eigenen Partei in Russland und war langjähriger Vorsitzender des Außenpolitischen Ausschusses der DUMA. In Brüssel ist er zuständig für die Krisenbewältigung. Begegnung mit Dmitri Rogosin.

Erstausstrahlung am 03.05.2009

Russland im Zangengriff

Sind wir auf dem Weg zu einem neuen „Kalten Krieg“? Das sicherste Mittel für einen solchen Irrweg wäre es, Russland an seinen empfindlichen Stellen zu bedrängen. Lässt sich die Nato, auf der Suche nach neuen Aufgaben in der Welt, ohne Not auf Abenteuer ein? Davon handelt das neue Buch von Peter Scholl-Latour „Russland im Zangengriff“.

Erstausstrahlung am 10.06.2007

Vom Straßenkämpfer zum Präsidenten

Unter den Staatslenkern der Gegenwart wird über keinen so viel gerätselt wie über Wladimir Putin. Katja Gloger hat als Moskau-Korrespondentin eines deutschen Wochenmagazins ihn aus der Nähe beobachtet. Ist er waghalsig? Ist er mehr Schachspieler oder eher Muskelmann? Eine ganze Spezialabteilung von Image-Buildern und Propagandisten umgibt ihn täglich und begleitet ihn auf allen Wegen. Wenn er bei seinem Besuch in Griechenland das Klostergelände auf dem Berg Athos besucht und auf dem Weg dahin neben dem von ihm gesteuerten Geländewagen ein Esel herläuft, der wie von Gott gesandt stehenbleibt, wenn Putins Fahrzeug anhält und dann mit ihm weiterläuft, darf man nicht annehmen, dass das Zufall ist oder spontan geschieht. Es ist inszeniert. Im Hintergrund der Inszenierungen aber steht ein „Mann mit Eigenschaften“. Der Ursprung von Putins Temperament liegt, so Katja Gloger, bereits in der Art wie er aufwuchs. Sein Vater, Arbeiter und später Funktionär, gehörte zu den Verteidigern von Leningrad im Zweiten Weltkrieg. Seine Mutter, Hauswartsfrau und später Leiterin einer Organisation, hat ihn stark geprägt. Als junger Straßenkämpfer musste er sich im Leningrader Milieu – im Körperbau kleinwüchsig und kompakt wie sein Vater – bei Gleichaltrigen mit Energie und mit Fäusten durchsetzen. Man sieht den jungen Putin während der Wende in Deutschland. Er versteht es – im Stich gelassen von der Westgruppe der Roten Armee, die er herbeiruft, weil Demonstranten die Niederlassung des KGB stürmen wollen – den Sturm abzuwenden durch Überredung. Mit einem Eisschrank und einem Schrottauto (als Entgelt seiner Arbeit in Deutschland) gelangt er 1991 nach St. Petersburg. Er gehört und bekennt sich zu der Gruppe, die damals nicht in die Wirtschaft ging und Oligarch wurde, sondern die – ähnlich wie die deutschen Offiziere in der Reichswehr nach 1918 – sich untereinander verbanden, um weitere Verluste des Landes abzuwehren. Diese Seite seines Charakters ist nicht inszeniert, sondern echt. Sie macht ihn für Gegner gefährlich. In unserer politisch unruhigen Zeit ist es wichtig, die Akteure gut zu kennen. Man muss den Fehler von 1914 vermeiden, als sich die „Schlafwandler des Jahrhundert“ gegenseitig falsch einschätzten. Zu solcher besserer Kenntnis ist Katja Glogers kritischer Blick auf Putin ein guter Beitrag.

Erstausstrahlung am 02.03.2016

Was nennt man „Nebel des Kriegs“?

Seit dem Ende des Kalten Kriegs, für den das Bündnis begründet wurde, unterliegt die NATO einem stürmischen Wandlungsprozess, der sogenannten TRANSFORMATION. In der asymmetrischen, globalisierten, von Terror bedrohten und informationszentrierten Welt verändert sich das BILD DES KRIEGES ständig. In diesem „modernen Krieg“ stecken aber alle älteren Formen dieses Monstrums, das wir Krieg nennen. Gleich geblieben ist die Unberechenbarkeit von Kriegen („Fog of War“). Der Oberste Militär der NATO, Vier-Sterne-General Harald Kujat, berichtet aus seiner Praxis.

Erstausstrahlung am 08.05.2005

Umgang mit „frozen conflicts“

Den endgültigen Durchbruch für die Wiedervereinigung Deutschlands brachte ein Besuch von Helmut Kohl bei Gorbatschow in dessen Geburtsort Stawropol. Auf einer Fotografie ist die Runde abgebildet, die hier die entscheidende Verhandlung führte und den Interessenausgleich mit Russland besiegelte. Gleich neben Hans-Dietrich Genscher und Kohl ist Horst Teltschik zu sehen, im Kanzleramt zuständig für Kohls Ostpolitik, der entscheidende Fäden spannt. Aus seiner unmittelbaren Erfahrung beurteilt er die derzeitige Krisenlage in der Ukraine und bezüglich der Krim. Er beschreibt die Gefährlichkeit „eingefrorener Konflikte“, die wie Entzündungen stets neu ausbrechen können. Es ist wichtig, die politische Erfahrung von 1989 bis 1991, mit dem auffälligen politischen Unverstand in den Jahren 2014 und 2015 zu konfrontieren. Ein Erfahrungsbericht. Wir treffen Horst Teltschik auf der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC).

Erstausstrahlung am 10.08.2015

Kampf um das Nordmeer

Am Nordpol suchen fünf Mächte ihre Interessen zu wahren: Russland, Kanada, Norwegen, Dänemark und die U.S.A. Die dicke Eisdecke, welche die Polarkappe bisher bedeckte, beginnt rasant zu schmelzen. Wird es über die Ausbeutung des Nordens einen Kalten Krieg geben? Christoph Seidler, Wissenschaftsredakteur im Berliner Büro von SPIEGEL ONLINE, berichtet.

Erstausstrahlung am 13.11.2011

Der Botschafter seines Präsidenten

Richard C. Holbrooks Schlagader zerriss und er starb in einer Dezembernacht in New York. Er war einer der Chefdiplomaten der USA und wird schwer zu ersetzen sein. Unter Präsident Clinton verhandelte er den Frieden auf dem Balkan. Während der Regierungszeit von Präsident George W. Bush widmete er sich Stiftungen. Er kämpfte weltweit gegen Aids. Zuletzt war er Sonderbotschafter von Präsident Obama und seiner Außenministerin Hillary Clinton in dem gefährlichsten Dreieck der Welt: Pakistan-Kaschmir-Afghanistan. Ein Porträt und ein Rückblick. Musik: Helikopter-Quartett von Karlheinz Stockhausen.

Erstausstrahlung am 27.02.2011

Die Kunst der Niederlage

Wenn im asymmetrischen Krieg eine Drohne, fern geleitet, einen vermutlichen Terroristen in Somalia tötet, gibt es keine Chance der Kapitulation. Sie ist auch für die Kellerinsassen in einer Stadt, die von Bombengeschwadern angegriffen wird, im Moment unmöglich. Auch Snowden wüsste nicht, wie und vor wem er, in die Enge getrieben, kapitulieren könnte. Er kann nur verurteilt werden oder flüchten. Kapitulation ist in der Menschheitsgeschichte keine Selbstverständlichkeit. Wie der durch das Rote Kreuz gewährleistete Status des Kriegsgefangenen und die „Erfindung der Entscheidungsschlacht“ (geht sie verloren, gibt General Lee im Amerikanischen Bürgerkrieg seine Niederlage zu und hört auf) ist auch die Kapitulation eine zivilisatorische Errungenschaft mitten in den Monstrositäten des Kriegs. Sie ist dem Vernichtungsprinzip abgerungen und folgt aus dem Wunsch nach Selbsterhaltung. Das Frontschwein spricht (meist erst am Ende des Kriegs): Kapitulation ist mein Menschenrecht. In einer brillanten Untersuchung hat Dr. Holger Afflerbach, Professor für Central European History an der University of Leeds, die „Kunst der Niederlage und die Geschichte der Kapitulation“ untersucht.

Erstausstrahlung am 09.03.2014

Verbündete sollen miteinander streng sein

Mit 21 Jahren war er schon Diplomat. Er war Mitarbeiter Kissingers im State Department; war im Team mit Botschafter Holbrook für das Krisenmanagement auf dem Balkan engagiert. Botschafter a.D. John C. Kornblum über transatlantischen Brückenbau im Jahr 2002. Verbündete müssen miteinander robust umgehen.

Erstausstrahlung am 14.04.2002

Vom Gegner lernen

Rivalität und Krieg sind so ernste Herausforderungen, dass Nationen, die einander als Feinde betrachten, ohne es zu wollen, vom Gegner lernen. So lernen z.B. die Deutschen aus den Niederlagen, die ihnen Napoleon zufügte, die Element der Französischen Revolution nachträglich kennen, ohne selber zu revolutionieren. Russland hat Frankreich 1812 besiegt, aber in allen russischen Salons wird Französisch gesprochen. Auch im 20. Jahrhundert wird vom Gegner gelernt. So übernimmt die junge Sowjetunion den Taylorismus und die industrielle Massenfabrikation vom kapitalistischen Gegner USA. Und so gibt es innerhalb des New Deal Roosevelts einen freiwilligen Arbeitseinsatz, die „CCC Boys“, die ganz ähnlich aussehen wie der nationalsozialistische Reichsarbeitsdienst. Das Lernen erfolgt hier aber partiell, ohne dass der Faschismus übernommen wird. Wie Menschen lernen (und dass sie nicht sicher entscheiden können, von wem sie lernen) gehört zu den interessantesten Themen der Theorie. Darüber berichtet Prof. Dr. Martin Aust (LMU), Herausgeber des Bandes VOM GEGNER LERNEN. Diesen Zusammenhang ergänzt er durch eine Darstellung der vier grundlegenden Arten menschlichen Lernens.

Erstausstrahlung am 11.08.2013

MSC: Wieviel Krisen verträgt die Welt?

Auf der Münchner Sicherheitskonferenz versammeln sich in jedem Jahr die für die Sicherheit in der Welt verantwortlichen Politiker, Militärs und Experten (neuerdings auch zunehmend führende Wirtschaftler) im Bayrischen Hof. Die Konferenz bildet eine einmalige politische Öffentlichkeit, in der Teilnehmer, die sonst oft Gegner sind, miteinander debattieren. Die vertraulichen Gespräche am Rande der Konferenz sind oft ebenso wichtig wie die öffentlich geführten Diskussionen. Die Konferenz wird heute vom früheren Botschafter Wolfgang Ischinger geleitet. Sie wurde unter dem Namen „Wehrkundetagung“ in den Jahren nach 1963 durch Ewald-Heinrich von Kleist begründet, der zum engsten Kreis des Widerstands gegen Hitler zählte. Das Jahr der ersten Tagung war das von Kennedys Tod und bezeichnet die Zeit des Kalten Kriegs. Als die Konferenz zum 25. Mal stattfand, war das unmittelbar vor der Wende. Im Jahr 2014 fand die Konferenz zum 50. Mal statt. Die Themen Syrien, der europäische Einsatz in Afrika, der Aufstieg Chinas und die Ukraine standen im Vordergrund. Es war die vorläufig letzte offene Debatte vor dem allseitigen Zerwürfnis mit Russland. Aus Anlass des Jubiläums der Konferenz zeigt die vorliegende Doppelsendung Momenteindrücke aus den Jahren 2000 bis 2014. Unter Mitwirkung von Wolfgang Ohlert, Dr. Anton Hofreiter, dem österreichischen Außenminister Sebastian Kurz, Henry Kissinger, Jamie Shea, Dimitri Rogosin, Admiral Edmund P. Giambastiani, Christophe Keckeis, Thomas Schmid, dem Konferenzarzt Dr. med. Günter Hauf, Botschafter Julij A. Kwizinskij., Richard Perle („Prince of Darkness“), U.S.-Senator Sam Nunn (aus der Gruppe der „Apokalyptischen Reiter“), Botschafter Richard Burt, Botschafter Richard Holbrook und einem Beitrag von Helge Schneider zum Thema: „Das Bohren harter Bretter“. Spannend und informativ.

Erstausstrahlung am 01.06.2014

Es brennt im Dach des europäischen Hauses

Ein Interview mit Sebastian Kurz auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2015 über aktuelle Krisenherde, Beweggründe europäischer IS-Kämpfer und die Möglichkeit eines Nato-Beitritts der Ukraine.

Erstausstrahlung am 08.07.2015

Die Kunst, Konflikte zu beenden

Wie viele Krisen verträgt die Welt? Wie lässt sich die Erfahrung darüber, wie man Konflikte beendet, sammeln und an die Entscheider herantragen? Stiftungen und Think-Tanks spielen bei der Suche nach Lösungen eine zunehmende Rolle. Die World Security Foundation von Dr. Hubertus Hoffmann befasst sich aktiv mit dem Finden von Best Practices für die Bearbeitung von Krisenherden. In seinem Buch „Codes der Toleranz“ fasst Hubertus Hoffmann Erfahrungen zu diesem Thema zusammen. Wie kann die Krise im Osten der Ukraine nachhaltig beantwortet werden? Welche Verfahren gibt es dafür, die Halbinsel Krim, nach ihrer gewaltsamen Annektierung, in einen internationalen Status zu bringen, der das Selbstbestimmungsrecht ebenso respektiert, wie die Rechte dort lebender Minderheiten? Begegnung mit Dr. Hubertus Hoffmann auf der Münchner Security Conference.

Erstausstrahlung am 11.05.2015

Mit nüchterner Leidenschaft

Ein Privatunternehmer aus Genf, Henry Dunant, der von Napoleon III. Konzessionen für den Betrieb von Mühlen in Algerien erwerben wollte, wird am Vorabend der Schlacht von Solferino vom Kaiser nicht empfangen und erlebt das Grauen der Schlacht. Dieser Kaufmann, der wenig später Bankrott macht, ist vom Schicksal der Verwundeten so erschüttert, dass er ein Buch schreibt, aufgrund dessen das Rote Kreuz gegründet wurde. Diese Genfer Gründung wurde zu einem völkerrechtlich anerkannten Subjekt. Die Tatsache, dass das Rote Kreuz in der Konfliktzone neutral zu bleiben versucht, wird oft missverstanden. Sie ist der einzige Weg, direkt und konsequent zu den Opfern zu gelangen. Die Besonderheit und Radikalität des Grundgedankens des Roten Kreuzes versteht man an extremen Fällen wie dem, dass die Ärzte des Roten Kreuzes, die im Abessinien-Krieg die Opfer des Giftgases behandelten, die Unterlagen darüber nicht dem Völkerbund aushändigten. Dies ist nur ein Beispiel unter vielen: Kein Preis ist zu hoch, wenn es gilt, den Leidenden unmittelbar zu helfen. So ist auch die Neutralität eine Konsequenz der Einfühlung und keineswegs der Gleichgültigkeit. Prof. Dr. Daniel-Erasmus Khan, Professor für Völkerrecht und Landesbeauftragter für die Genfer Konvention in Bayern.

Erstausstrahlung am 15.07.2013